Als die Apostel hier auf der Erde waren, waren sie bevollmächtigt, in einer ganz besonderen Weise für Christus zu handeln; aber als sie weggenommen wurden, war die wirkliche Quelle der Macht, in der sie Christus untergeordnet gehandelt hatten, nicht versiegt; der Herr Jesus hat sie noch immer in seiner eigenen Obhut. Da war der Name, dass sie lebte, doch in Wirklichkeit war sie tot. Er sprach von ihrem Zustand als Körperschaft und nicht als Einzelpersonen.
Sei wachsam und stärke das Übrige, das sterben will; denn ich habe deine Werke nicht für vollkommen befunden vor meinem Gott (3,2).
Hier haben wir wieder ein sehr auffälliges Merkmal dessen, was im Protestantismus geschah. In dem Wunsch, dem Missbrauch der Werke durch das römische System zu entkommen, ist es offensichtlich, dass die christliche Praxis ihren gebührenden Platz in den Köpfen vieler verloren hat – ihren Platz für die, die Gott nahegebracht worden sind. Denn Gott sucht nach einem wirklich abgesonderten und eindeutigen Weg, den sein Volk gehen soll; und Er tadelt Sardes wegen ihres Versagens in dieser Hinsicht. Die Heiligen Gottes in Thyatira wurden sogar von Gott für ihren Ernst gelobt, trotz allen Bösens. Ihre letzten Werke24 waren mehr als die ersten. Der Protestantismus hat die Vorstellung des Gehorsams unter dem Vorwand abgeschwächt, dass es „keine Vollkommenheit“ gebe, weder in der Versammlung noch im Einzelnen. So hat es eine Herabsetzung des gerechten Kriteriums gegeben, wo immer der Protestantismus sich durchgesetzt hat: Doch unser Gott sucht Vollkommenheit als dem Standard, nach dem sich seine Kinder richten sollen – ich sage nicht erreichen. Er hat die Gnade, mit Versagen zu handeln; aber es ist eine ganz andere Sache, wenn Menschen sich in Selbstgefälligkeit niederlassen, weil sie den göttlichen Maßstab nicht vor Augen haben. Der Herr kehrt immer wieder dazu zurück.
Es ist besser, bei dem Versuch, diesen Standard vor uns zu haben, in der Ausführung zu versagen, als dass wir Erfolg hätten, wenn wir ihn aufgeben würden. Denn was schätzt der Herr am meisten? Das Herz, das Ihm wohlgefallen möchte. Das Kind mag zu seinem Vater kommen und sagen: „Sieh, was für eine hübsches Sache ich gemacht habe“; aber wenn der Elternteil ihm gesagt hätte, es solle etwas anderes tun, würde er das Kind fragen: „Ist es das, was ich wollte, dass du es tust?“ Der Herr hat seinen eigenen Willen, der uns in unserer ersten Not als erwachte Sünder entgegenkommt und die Quelle unserer eigentlichen Erlösung ist. Doch das ist weit entfernt von dem natürlichen Gedanken des Herzens, das sich nicht gern dem Willen eines anderen unterordnet. Es ist nur ein Teil der Lüge des Feindes.
Der Wille Gottes, so wissen wir, war es, der unsere Heiligung vollbrachte, durch den, der sagte: „Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun.“ In Römer 10 beschreibt der Apostel unseren Anteil an der Sache im Gegensatz zum jüdischen Empfinden. Sie dachten, wenn sie so viel vom Gesetz erfüllten, wie sie konnten, dass Gott gnädig sei und den Rest ausgleichen würde; aber der Apostel zeigt, dass die Unterwerfung unter die Gerechtigkeit Gottes die Erlösung ist. Gottes Wille ist die eigentliche Quelle und Kraft unseres Segens, nicht nur in der Frage der Vergebung, sondern auf dem ganzen Weg.
Nimm Gottes Wege in der Versammlung. Das waren Themen, die in der Reformation besonders vernachlässigt wurden. Einzelne Wahrheiten, wie zum Beispiel die Rechtfertigung durch den Glauben, wurden mit Nachdruck und auf einem weiten Gebiet hervorgehoben. Aber dies wurde zum großen Punkt und Ziel von allem gemacht, und die Folge war, dass die Menschen nie gründlich wussten, dass sie gerechtfertigt waren. In dem Augenblick, in dem man die eigene Segnung zum einzigen oder hauptsächlichen Gegenstand der Erforschung der Bibel macht, kann man nie etwas richtig erkennen. Wer jedoch Gottes Gedanken und Absichten aufnimmt, wird sicher direkt wissen, dass er wirklich gerettet und gesegnet ist. Er kann nicht auf das Kreuz Christi schauen, ohne gleichzeitig sein völliges Verderben und seine vollständige Erlösung in der Auferstehung zu sehen. Wenn ein Mensch noch nicht sieht, ob er so schlecht ist, wie Gott es erklärt, muss er warten, bevor er den Reichtum seiner Gnade genießt. Doch solange er sich nicht rückhaltlos in Gottes Hände gibt, gibt es keinen Segen, er fließt noch nicht reichlich. Wir stellen fest, dass wir genauso schlecht oder schlimmer sind als Israel, und dann werden wir in einen Kreis der Güte und Barmherzigkeit eingeführt, der alles übertrifft, was sie jemals besessen haben.
Bei der Reformation wurde all dies verhältnismäßig aus den Augen verloren; und, um dem furchtbaren Netz des Papsttums zu entkommen, fielen die Menschen in die Sünde, die kirchliche Macht in die Hände der bürgerlichen Obrigkeit zu legen. Andere wiederum, die dieses Übel vermieden, machten das, was sie für eine wahre Kirche hielten, zum Verwalter dieser Macht. Doch es ist Christus selbst, der noch immer durch den Heiligen Geist wirkt, der seine eigene Herrschaft aufrechterhält, eine Wahrheit, die in den Briefen ausführlich gelehrt wird. Angenommen, ein Mensch arbeitet als Hirte oder Lehrer, mit welcher Autorität soll er handeln? Die Apostel oder ihre Gesandten wählten zwar die aus, die mit den örtlichen Angelegenheiten zu tun hatten; doch wo es nur um den Dienst ging, gab es im Wort von Anfang an keinerlei Ernennung. Sogar bei der Wahl eines Nachfolgers für den leeren Platz des Judas wählten die Apostel nicht selbst, sondern legten es aus ihren eigenen Händen in die des Herrn (Apg 1,24). Und als der Herr danach einen anderen Apostel erwählte, finden wir zwar einen Ananias, der gesandt wurde, um ihn zu taufen; aber es war nicht daran gedacht, dass dieser Jünger oder ein anderer ihn zum Apostel machte. In dem, was wir danach haben (Apg 13), das heißt in dem Fall, dass den Aposteln Paulus und Barnabas die Hände aufgelegt wurden, war das keine Verleihung irgendeines Auftrags oder einer Mission, denn das geschah durch Männer, die ihnen an geistlicher Begabung und Kraft unterlegen waren. Es war lediglich einfach ein Anbefehlen ihrer Brüder dem Herrn, bevor sie zu einer besonderen Missionsreise zu den Nationen aufbrachen. Wir müssen darauf bestehen, dass der Herr seine Autorität in der Versammlung aufrechterhält. In allen Zeitaltern finden wir, dass Er seinem Volk in seiner Not hilft und sein Werk durch seine Diener tut.
24 Ich bin weit davon entfernt, die katholische Vorstellung von Werken für fundierter zu halten als ihre Abwertung des Glaubens. Der Überrest in Thyatira war, mystisch betrachtet, nicht katholisch, sondern wurde von Isebel verfolgt.↩︎