Behandelter Abschnitt Off 1,12-16
„Und ich wandte mich um, die Stimme zu sehen, die mit mir redete, und als ich mich umgewandt hatte, sah ich sieben goldene Leuchter, und inmitten der Leuchter einen gleich dem Sohn des Menschen, angetan mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand und an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel; sein Haupt aber und seine Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme und seine Füße gleich glänzendem Kupfer, als glühten sie im Ofen, und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser; und er hatte in seiner rechten Hand sieben Sterne, und aus seinem Mund ging hervor ein zweischneidiges, scharfes Schwert, und sein Angesicht war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft“ (1,12–16).
Johannes sieht nun den Herrn inmitten von sieben brennenden Leuchtern, Sinnbildern der Versammlungen in der Ausübung ihrer Aufgabe auf der Erde. Ganz sinngemäß wird die Kirche des Christus hier nicht als der eine unteilbare Leib gesehen, sondern eine jede örtliche Versammlung für sich als Leuchter des Christus, weil jede einzeln für sich selbst verantwortlich ist, ebenso die Verantwortlichkeit einer Versammlung auf derjenigen jedes einzelnen Gliedes beruht. Hier wird die Gemeinde des Christus nicht in ihren Vorrechten gesehen, sondern in ihrer Verantwortlichkeit, wie sie diese Vorrechte verwaltet. Unsere Aufgabe ist ja (siehe Mt 5,14-16; Joh 17,18), anstelle des Herrn, als Lichter in der Finsternis dieser Welt zu leuchten, seine Herrlichkeit auszustrahlen und den verlorenen Seelen den Weg zum Heil zu zeigen. Der Herr ist damit beschäftigt, die Kirche zu beobachten und zu beurteilen, ob und wie sie dieser ihrer Verantwortlichkeit entspricht. Dabei trägt Er in seiner Rechten, dem Sinnbild der Kraft seiner Autorität, sieben Sterne, wiederum Symbole der Versammlungen, die Er ja trägt und festhält, aber auch genau prüft, somit Sinnbilder der Verantwortlichkeit.
Die Einzelheiten der Gestalt des Herrn, wie Johannes sie sieht, sind durchweg Symbole richterlicher Züge. Schon der Titel „einen gleich dem Sohn des Menschen“ erinnert an diesen Charakter, in dem sich der Herr Jesus den ungläubigen Juden als ihr Messias und König und zukünftiger Richter vorgestellt hat. In diesem Charakter, als der seine Rechte reklamierende und ausübende Herr und König der Erde, begegnen wir ihm in diesem Buch. Er ist angetan mit einem „bis zu den Füssen reichenden Gewand“, dem hohepriesterlichen Gewand, dem Zeichen seiner Würde, denn im Alten Bund war nach den Gedanken Gottes das Richteramt den Priestern übertragen. Aber Er ist nicht an den Hüften gegürtet, sondern mit einem „goldenen Gürtel über der Brust“.
Gold ist bekanntlich das Symbol der göttlichen Gerechtigkeit, nach der der Herr unbestechlich richten wird. Dabei muss die Liebe in den Hintergrund treten, und darum ist hier der Gürtel sozusagen um das Herz gelegt. Das „Haupt aber und seine Haare waren weiß wie Wolle, wie Schnee“ und zeigen die göttliche Majestät, absolute Reinheit und heilige Vollkommenheit des Richters. Es ist dasselbe, was in Daniel 7 von dem „Alten an Tagen“ gesagt wird, dem Richter über die Weltreiche. „Die Augen wie Feuerflammen“ bezeichnen die absolute Allwissenheit, die alles und alle Herzen bis ins Innerste sieht, selbst die unausgesprochenen Gedanken, ja die Gesinnung des Herzens erkennt, so dass kein Geschöpf vor Ihm unsichtbar ist (Heb 4,12; Ps 139). Darum sind hier die „Füße gleich glänzendem Kupfer, als glühten sie im Ofen“, zum Zeichen, dass es hier nicht mehr um lediglich warnende Beurteilung, sondern tatsächliche Urteilsfällung und Ausübung des Urteils geht. Das „scharfe, zweischneidige Schwert aus seinem Mund“ zeigt das absolut scharfe, nach allen Seiten genau zutreffende Urteil, gegen das kein Widerspruch noch Berufung Raum finden kann. „Seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser“, sagt uns, dass sie zum Aufmerken zwingt und nicht überhört werden kann; das „wie die Sonne leuchtende Angesicht“ zeigt, dass die Herrlichkeit des Richters so ist, dass niemand vor Ihm bestehen kann.