Vers 2: „Denn ich gebe ihnen das Zeugnis, dass sie eifern für Gott, aber mit Unverstand.“ Man findet das ja in allen Religionen und Konfessionen, dass die Leute eifern für die Religion, in der sie aufgewachsen und hineingewachsen sind. Sie haben Eifer für Gott, es fragt sich nur, ob sie Gott auch wirklich erkannt haben, so wie er ist, oder ob sie für einen Gott eifern, der gar nicht so existiert, wie sie sich ihn vorstellen, von dem sie sich alle möglichen irreführenden Vorstellungen machen. Sie eifern für Gott, für den Gott Abrahams, Isaaks uns Jakobs, aber nicht nach Erkenntnis.
Das neue Licht, das mit dem Heiland aufgegangen, Sein Leben, Leiden, Sterben, Auferstehung Seine Himmelfahrt und Pfingsten, das alles steht ausserhalb ihres Bereichs. Sie stehen noch im alten Lichte, das längst einem anderen Platz gemacht hat. „Sie eifern mit Gott mit Unverstand.“ Was hilft aller Eifer, wenn er sich nicht in den Linien Gottes bewegt? Was hilft aller eigener Eifer, aller nationaler Eifer und aller sonstige Eifer oder gar Eifersucht? Es ist alles eitel, für irre und ist Fleischeswerk, was nicht in erster Linie zum Ziele hat, dass Gott zu Seinem Recht kommt.
Soll Gott aber in der Welt zu Seinem Recht kommen, so muss Er vor allen Dingen in der Gemeinde und in jedem von uns persönlich zu Seinem Rechte kommen. Hier ist die Selbstsucht, wenn man so sagen darf am Platze. Wir können nie anderen dienen und ihnen die Retterhand bieten, wenn wir selbst noch nicht auf einem klaren Boden stehen, im Gegenteil, wir führen dann andere nur irre, sind blinde Blindenleiter; oder mit anderen Worten: wir eifern dann für Gott mit Unverstand. Wenn wir anderen wirklich dienen wollen, dürfen wir die Dinge nie selbst in die Hand nehmen, sondern müssen immer auf Gottes Vorgehen warten und die Stunde wahrnehmen, bis Gott Raum macht.
Greifen wir in unserem unverständigen Eifer vorzeitigt ein, so stehen wir Gott nur im Wege und erschweren Ihm die Arbeit an unseren Brüdern und Schwestern. In den Linien Gottes können wir nur eifern, wenn wir selbst alles ausgeliefert haben und Gott dann zu seiner Stunde durch uns und unser Zeugnis arbeiten kann in dem Kreise in den Er uns hineingestellt hat.
Der Apostel Paulus hat selbst mit Unverstand für Gott geeifert. Er hat die Christen vor den hohen Rat geschleppt, aber er hat es unwissentlich getan, das heisst, in der Meinung er tue Gott einen Dienst damit. So ist es auch später durch missverstandenen Eifer zu den schweren Christenverfolgungen gekommen. Man hat die Christen auf dem Scheiterhaufen verbrannt und gemeint, man tue Gott damit einen Dienst.
Stehen wir auch gegenwärtig nicht mehr in Gefahr in allerlei Dinge zu verfallen, so muss sich unser Gottesdienst doch immer mehr in den Linien Gottes bewegen, sonst geraten wir unversehens in ein ungesundes Gefühlschristentum und in Unnüchternheiten. Wenn die Heilige Schrift nicht das Korrektiv ist für unseren Gottesdienst, so kommen wir leicht in Dinge hinein, die Gott nicht gefallen und schliesslich gar noch unserer Seele zum Schaden gereichen. „Ich gebe ihnen das Zeugnis, dass sie für Gott eifern,“ schreibt Paulus, „aber mit Unverstand“ nicht mit Erkenntnis, nicht mit dem richtigen Verständnis. Und warum konnten sie nicht zum richtigen Verständnis gelangen? Weil sich ihre Anschauungen nicht unter Gottes Wort beugten. Vers 3: „Denn sie erkannten die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt, und trachteten danach ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten und sind also der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt nicht untertan,“ Sie erkannten nicht, was Gott eigentlich wollte, was Ihm recht gewesen wäre, sondern sie bewegten sich in den Linien dessen, was sie selbst für recht hielten, was sie richtig dünkte.
Richtet man aber auf das, was einem selbst recht dünkt, so stellt man sich selbst in den Vordergrund, anstatt sich unter Gott zu beugen. Sie wandelten in ihren eigenen Abschauungen, wo man diese aber zur Richtschnur seines Tuns und Lassens nimmt, kann man leicht in mittelalterliche Dinge zurückfallen.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“
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