Weil sich die gerechten und heiligen Forderungen des Gesetzes brachen an dem Widerstand des Fleisches, und dem Menschen mit dem Gesetz nicht geholfen werden konnte, so trat Gott Selber ein, nachdem der Mensch zu Schanden geworden war unter der nur fluchbringenden Wirkung des Gesetzes. ER trat ins Mittel, „als die Zeit erfüllt war“ (Gal 4,4). Eine ganz neue Welt ging auf durch den Gottesmenschen Jesum Christum. Durch Mose kam das Gesetz, durch Christum Gnade und Wahrheit.
Was ist Gnade? Gnade ist kein Verdienst unsrerseits. Als wir im Untergehen waren, da griff Gott in freier und unverdienter Weise ein und brachte Selbst zustande, was wir nimmermehr hätten zustande bringen können; das nennt die Schrift Gnade. Und als das Verderben am größten geworden war, da sandte Gott Seinen Sohn. Wenn wir das 10. Kapitel des Hebräerbriefs aufmerksam lesen, so ist es uns, als wenn der Vater, indem ER die Welt Seinem Sohne zeigte, diesen fragend anblickte und der Sohn zu Ihm sagte: Vater, hier bin Ich; schaffe mir einen Leib und durch die Opferung dieses Leibes bringe Ich Dir die verlorene Menschheit wieder zurück.
Der unter die Sünde verkauften Menschheit, die unrettbar verloren war, kommt der HErr entgegen mit der Macht Seiner Gnade. Mit Recht und Gerechtigkeit kauft ER die Menschheit los und keine Hölle, kein Dämon, auch nicht der Teufel, der Lügner von Anfang, kann etwas einwenden gegen diesen Kaufakt, der durchs Blut Jesu Christi vollzogen worden ist. Dem Gewaltigen ist sein Raub genommen auf Rechtswegen und er kann nichts machen (Lk 11,22).
Was ich jetzt sage, ist besonders an die Brüder der Anstalt gerichtet. Als die 70 Jünger von ihren Evangelisationsreisen Lk 10 begeistert zum Heiland zurückkamen, sah der HErr, dass der Ton unter ihnen nicht mehr ganz rein war, und dass sie sich ihrer Erfolge freuten, besonders darüber, dass ihnen die Dämonen untertan gewesen waren; deshalb nahm sie der HErr in die Stille, um sie wieder in die rechte Stellung zu bringen. Wie oft geschieht heute noch dasselbe! Wenn nach besonderen Segenszeiten und Stunden, wo man auf der Höhe der Erfolge stand, wiederum unreine Luft wehte und ein disharmonischer Ton sich einschlich in Herz und Phantasie, wenn der Blick vom Gekreuzigten abirrte und sich selber anschaute, wenn dem Auge die Versuchung drohte, sich abzuwenden von dem, was der HErr getan, und das zu suchen, was du getan hattest, wenn der Schmutz der Sünde bis an die Grenze der Selbstbespiegelung das Herz zu verunreinigen drohte, so dass der HErr Seine Segnungen zurückzunehmen gezwungen war, damit das arme schwache Bäumchen unter der Last der Früchte nicht zusammenbreche, dann, ja dann musste der HErr dich bei Seite nehmen und wieder zurechtstellen, damit die Macht des Bösen gebrochen und du still und demutsvoll neuer Segnungen teilhaftig gemacht werden konntest.
All dieses Abirren hört nur da auf, wo man buchstäblich gelernt hat: ich bin der Welt und die Welt ist mir gekreuzigt. Da hat man den Weg zum Kreuze nicht nur gefunden und ist ihn gegangen, sondern man hat einen Bergungsort, eine Heimstätte gefunden unter dem Kreuze Christi; dort allein findet man Ruhe. Und wer in dieser Stellung verharrt, auch in Stunden der Versuchung, der erfährt, dass ihn reine Luft umweht und dass mit der Zeit der Anlauf der Sünde im Kampfe immer leiser und matter wird. Es ist eben eine Macht des Geistes, die ihn hält, und an Christus bindet. So bekommen wir immer mehr Christi Geist und Sinn.
Der Herr hat Sich in den Tagen Seines Fleisches nie benebeln, berauschen und ergötzen lassen, nie hat ER Ehre für Sich in Anspruch genommen, sondern stets Dem zu Füßen gelegt, der Ihn gesandt hatte und mit dem ER Sich Eins wusste. ER strebte nur dem Einen nach der Verherrlichung Seines Vaters in der Rettung der armen, verlorenen Menschen. Und wer von dem Geiste Jesu Christi beseelt ist, kennt auch kein anderes Streben.
Paulus sagt: „Wir haben Christi Sinn.“ Alle, die wir hier sind: Evangelisten, Knechte und Mägde, die wir in größerem oder kleinerem Kreise dem HErrn dienen, können unter dem Kreuze Christi Zuflucht und Deckung finden. Dort waltet der Geist des HErrn frei und völlig und kann Besitz ergreifen von deinem ganzen Wesen und Sein und dich mit Christo zusammenbinden, so dass dein ganzes Wesen nur noch einen Zug kennt, den Zug nach Ihm. In Ihm bist du unerreichbar für Befleckung, unempfindlich für Lob und Tadel. So nur kannst du in voller Waffenrüstung stehen, unbesiegbar im Vertrauen auf die bergende, reinigende, rettende Gnade unseres HErrn und Heilandes.
Gedanken aus Röm 6,7 u. 8. Nachgeschriebenes aus Versammlungen
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Behandelter Abschnitt Röm 8,3-5
Vers 3: „Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott und sandte Seinen Sohn in der Gestalt des sündlichen Fleisches und der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleische“, auf dass (Vers 4) „die Gerechtigkeit, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt würde, die wir nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geiste. Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt.“ Diejenigen, welche nach den Fleische sind, sinnen d.h deren Sinnesrichtung geht auf das Gebiet des Fleisches, dort sind sie daheim und von dort beziehen sie ihre Nahrung her.
Die Sinnesrichtung derer, die nach dem Geiste sind, geht auf das was des Geistes ist. Und was ist des Geistes? Was ist des Geistes innerste Natur, Sein Wesen, Seine Aufgabe, Seine Stellung? Er verklärt den Vater und den Sohn. Er redet nicht von sich selbst. Was er vom Vater hört, teilt es uns mit. Seine erste Aufgabe, die er der Welt gegenüber hat, ist die, dass er sie von Sünde überzeugt und soweit wir, die wir uns Kinder Gottes nennen, noch Welt in uns haben, noch weltliches in unserer Gesinnung und in unserem Wesen und Wandel mit uns herumtragen, soweit muss Er auch uns noch von Sünde überzeugen.
Der heilige Geist straft die Welt über die Sünde, dass sie nicht glaubt an Jesus - die Sünde, in der alle anderen Sünden gipfeln und zum Ausdruck kommen, dass man nicht glaubt an den Sohn, den Sündentilger, dass man in der Sünde bleibt, nachdem der Sohn Gottes Sein Leben zum Opfer dargebracht und damit eine völlige Erlösung gewirkt hat, gegen die weder der Teufel, noch die Welt, noch das Fleisch aufkommen können. Wir müssen unsere Adelsstellung und unsere hohen Vorrechte geltend machen. Das sind dann diese beiden Linien: Fleisch und Geist.
Fleischliche Christen sind solche, die noch nicht gelernt haben, ihr Fleisch mit Christus gekreuzigt anzuerkennen und zu behandeln - durch den Glauben. Deren Sinn ist auf das Gebiet des Fleisches ausgerichtet, auf Fleischeslust, Augenlust und Hoffart des Lebens gerichtet. Auf dieses weite Gebiet ist der Sinn des natürlichen Menschen gerichtet und mit diesem traurigen Gebiete tritt der Wiedergeborene aufs neue in Verbindung, wenn er nicht im Geiste wandelt. Der Sinn derer, die sich in Geisteslinien bewegen, ist auf das gerichtet, was des Geistes ist. Wie kann man das Gebiet des Geistes zusammenfassen? Geist Gottes und Wort Gottes, diese beiden sind unzertrennlich.
Der Geist schliesst uns das Wort Gottes auf und das Wort Gottes macht uns aufmerksam auf das, was noch anders werden muss, was noch nicht nach dem Geiste ist. Die Sinnesrichtung des Fleisches ist der Tod im Prinzip, läuft auf den Tod hinaus und bringt zum Tode und das nicht nur zum leiblichen Tode, sondern wenn man dem Fleische Raum gibt, stirbt das innere Leben ab, findet gewissermassen Lähmung im Innern statt, Ungehorsam, Schläfrigkeit, Stumpfsinn und dergleichen, was dem Tode vorangeht, Trübung des Horizontes. Beim Sterbenden werden die Augen matt, ehe sie sich ganz schliessen.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“)
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