Das Hauptelement des Glaubens besteht nach Vers 19 darin, dass wir nicht sehen auf das, was vor Augen ist, wie Abraham. Er ist nicht stehen geblieben bei seinem bereits abgestorbenem Leibe. Nach den Gesetzen der Natur konnte er keinen Sohn mehr haben und um ihn zum Vater der Gläubigen zu machen, hat Gott die Zeit verstreichen lassen, wo er nach den Gesetzen der Natur noch einen Sohn hätte bekommen können. Erst dann hat er wunderbar und direkt eingegriffen und damit eine neue Zeit über die Menschheit gebracht. Das ermöglichte ihm sozusagen sein Glaube, der es Gott einfach zutraute, dass er ihm einen Sohn geben werde zu seiner Zeit, wo er, menschlich gesprochen, keine Rede mehr davon sein konnte. Sowohl der Leib der Sarah und Abrahams waren erstorben.
Je gründlicher unsere eigene Kraft abstirbt und wir den Blick selbst von uns abwenden - je mehr wir absehen von dem, wozu wir uns fähig oder nicht fähig fühlen, umso freier wird die Bahn für unserem Gott, uns zu gebrauchen zu dem, wozu er uns bestimmt hat. Das stellt sich aber erst klar heraus, wenn wir vom eigenen Schaffen und Wirken zurückgetreten sind und alles in Gottes Hand gegeben haben. Erst dann kann Gott der Bestimmung, die Er uns niedergelegt hat, Gestalt und Wesen geben. „Er war stark im Glauben,“ heisst es von Abraham. Es gibt Momente im Leben, wo es gilt fest zu stehen und sich durch nichts erschüttern zu lassen.
Der Glaube ist eine Tat, die man vollbringt - eine Stellung, die man einnimmt. Da gilt es mit allem Ernste darüber zu wachen, dass die Augen die rechte Richtung behalten. Abraham gab Gott die Ehre, indem er festhielt am Glauben ohne auf Naturgesetze zu sehen. Er sagte sich: „Was Gott verheisst, das kann er auch tun,“ dazu hat er auch Macht. Und so war dieser Isaak, der in einem Alter geboren wurde, wo Sarah keine Kinder mehr haben konnte, ein Vorbild unseres Herrn und Heilandes, was dessen menschliche Natur betraf - nur in einem viel höheren Sinne. „Wie soll das zugehen, da ich von keinem Manne weiss?“ fragte Maria, als der Engel, dass sie die Mutter des Messias werden sollte. Der Engel antwortete: „Die Kraft des Höchsten wird über dich kommen…“ Das gilt auch bei uns. Es ist gar nicht schlimm, wenn wir uns bei jeder neuen Aufgabe fragen: „Wie soll das geschehen?“
Je unfähiger wir uns fühlen, es unserem Gott recht zu machen, umso mehr lernen wir aufblicken zu der Kraft des Höchsten, dass sie sich in unsere Ohnmacht offenbare, uns schütze, in uns wohne, uns durchleuchte und uns durchlebe, so dass Gottes Gnade völlig werde in unserer Schwachheit.
Von Abraham heisst es im 19. Verse: „Er sah nicht auf seinen erstorbenen Leib,“ sah weg davon, dass Sarah nicht mehr in einem Alter war, wo sie empfangen und Kinder gebären konnte und hielt sich im nackten Glauben an das, was Gott zugesagt hatte. Dadurch wurde er stark im Glauben. Machen wir es wie Abraham, so erstarken auch wir und nehmen zu in Christo. Ob wir Männer oder Frauen, Jünglinge oder Jungfrauen sind, darauf kommt es nicht an, sondern allein darauf, dass wir uns ans Wort halten und glauben, dass es sich noch an uns erfüllen wird.
Im Blick auf die Gemeinde möchte es ja scheinen, als müssten noch Jahre und Jahrzehnte dahin gehen, ehe sie zur Entrückung reif ist und man fühlt sich versucht, die Erfüllung des Wortes Gottes weiter und weiter hinaus zu verlegen und zu denken: „Ach, was muss noch alles kommen, durch wie vieles muss es noch hindurch gehen, bis der Herr Seine Gemeinde entrücken kann?“ In ewigen göttlichen Dingen rechnet man aber nicht nach Jahren und Jahrzehnten. Da gibt es wie in der Natur im Frühling Zeiten des Durchbruchs, deren oft eine lange Vorbereitungszeit voraus gehen muss und die unserer Meinung nach einer noch viel längeren Vorbereitungszeit bedürfen - plötzlich aber bringt, wie in der Natur, ein einziger, warmer Regen Blüten zur Entfaltung und Früchte zum Reifen.
Wir haben einen Gott, der dem Nichtseienden ruft, dass es sei und bei dem mit einem Male zum Durchbruch kommt, was Er im Verborgenen vorbereitet hat. Denn die Gemeinde Jesu Christi hat den Geist Gottes und sie lernt mehr und mehr schätzen, was sie hat, anstatt immer auf neue Erfahrungen und auf neue Offenbarungen zu warten. Wir werden allmählich Abrahams Kinder, die allein mit ihrem Gott rechnen lernen.
Unserer christlicher Charakter bekommt Festigkeit durch diese Abrahamsart, die daran zu erkennen ist, dass sie sich hält an Gottes Wort. Wie sie letzteres erfüllen soll, das ist Gottes Sache. Menschlich gesprochen war keine Möglichkeit, dass der Sohn der Verheissung wirklich zur Welt komme, aber Abraham setzt seinem Gott keine Grenzen und damit macht er der Erfüllung der Verheissung Raum. Durch Glauben machen wir Gott Raum, Seine Verheissungen zu erfüllen und zwar an uns selbst und an der Gemeinde und durch Glauben werden wir gereinigt und reifen heran für solche Erfüllung.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“)
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