Behandelter Abschnitt Joh 3,3-8
„Wahrlich, wahrlich, ich sage Dir“, spricht Er zu ihm, „es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch“, sei es nun ein Bauer, ein Handwerker, ein irdischer Machthaber oder ein Schriftgelehrter. Nur was von Gott geboren ist, kann die Schrift, Gottes Gedanken oder Göttliches überhaupt verstehen, in sich aufnehmen und verwerten. Nikodemus war als ein geistlicher Führer des Volkes zu Jesus gekommen und zwar, indem er Ihn als Gesandten Gottes anerkannte. Nun scheint der Herr ihn zurück zu weisen, als einen, der noch nicht einmal Augen hat, um das Reich Gottes zu sehen.
Der Herr selbst kann oft lange mit einem Menschen umsonst reden, wenn es dem Geiste Gottes nicht gelingt, ihm die Augen für seine Worte zu öffnen. Es muss etwas geschehen. Das Wort Gottes muss vom Geiste in die Herzen eingesenkt werden, wenn es fruchten soll. Der natürliche, wenn auch suchende Mensch, bleibt beim natürlichen stehen, kann sich nicht in das Reich des Geistes erheben, ja, er kann sich überhaupt nicht vorstellen, dass hinter allem Natürlichen, ein Geistesreich steht und das die natürliche Geburt nur ein Bild ist von der Wiedergeburt aus Wasser und Geist und dem neuen Menschen. Wie jemand aus der natürlichen, fleischlichen Geburt in die Geisteswelt hinüberkommt durch eine geistliche Geburt, das wird ein Geheimnis bleiben. Das ist eine Gottestat.
Man kann es einem Menschen anmerken, ob etwas auf ihn Eindruck gemacht hat, aber wie Gott alles vorbereitet, damit zu einer gewissen Stunde ein bestimmtes Wort einschlage, das ist sein verborgenes, heiliges Walten, Sein Suchen, Finden, Sein uns überwinden und uns gefangen nehmen unter den Gehorsam des Kreuzes. Unsere Sache ist es, dem Zuge des Geistes zu gehorchen und uns unseres langen Widerstandes zu schämen. Das Verborgene ist für Gott, das Geoffenbarte für und. Es muss zu einer Neugeburt kommen. Der fleischliche Mensch muss zu einem geistlichen werden. Nur was aus dem Geiste geboren ist, ist Geist.
Ach und wie viele Missgeburten gibt es in geistlicher Beziehung, wie viele, bei denen es nicht zu einem wirklichen Durchbruch ins Geistesleben kommt, wie viele Bekehrungen, die nicht einen gründlichen Bruch mit Fleisch und Welt bedeuten und nicht in eine neue Welt führen! Es gibt so viele, die auf der Schwelle bleiben, die wohl dann und wann einen Schritt in die Geisteswelt tun, aber nie wirklich aus Gott Gezeugte, der göttlichen Natur teilhaftige werden. An Gott fehlt es nicht. Wir haben wohl alle etwas vom Wehen des Heiligen Geiste gehört. Wind und Geist sind das gleiche griechische Wort.
Da, wo unser innerer Mensch erweckt wird, geschieht es durch Geisteshauch. Diesen Geisteshauch aber haben wir nicht in der Hand. Er wirkt souverän, wie er will und zu seiner Stunde. Versäume die Stunde nicht, wo das Wort Gottes an dich herantritt und zu dir redet.
Wo Gott dich in die Stille nimmt und dein Leben mit dir durchnimmt. Halte Ihm still, damit es nicht bei flüchtigen Berührungen und Regungen bleibe, sondern zu einer neuen Geburt und zu einem Wandel im Licht, zu einem Geisteswandel komme, dass es auch von dir heissen möge: Er ist vom Geist geboren, er ist ein Geistesmensch.
Zweimal gibt der Meister dem Nikodemus denselben Bescheid. Vers 5, sagt er ihm: „Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“ Danach zeigt Er ihm, wie er, um tiefer in das Verständnis der Gedanken und Wege Gottes eindringen zu können, überhaupt zuerst ein ganz neuer Mensch werden muss. Es muss ihm erst ein Organ geschaffen werden für die obere Welt, die aufzuschliessen Jesus gekommen ist. Das Sünden tragende Lamm, das uns mit Gott versöhnt und dadurch Raum gemacht hat für den Geist Gottes und für sein Innewohnen in den Menschen. „Du musst von neuem geboren werden.“ Eine härtere Rede hätte man sich kaum vorstellen können.
Ist es dem Herrn aber einmal gelungen, uns in unseren eigenen Weisheit zu Schanden zu machen, hat Er uns einmal von unserer Unfähigkeit überführt, die Geheimnisse des Reiches zu verstehen, so kommt er uns zu Hilfe, wie Er dem Nikodemus zu Hilfe kam, weil Er einen aufrichtig Suchenden in ihm erkannte. Es steht nicht in unserer Macht, Geisteskinder zu werden, wann es uns beliebt, wir sind auch in dieser Beziehung vom Herrn abhängig.
Welches ist nun aber Weg um in Besitz des Geistes zu kommen, um den Schlüssel zur Geisteswelt zu erhalten? Das Kreuz von Golgatha! Alle Lehren des Herrn, alles neue Licht, dass er uns gebracht hat, wären schliesslich umsonst gewesen, wenn sich Jesus nicht hätte ans Kreuz schlagen lassen.