Vers 45: „Und da die Hohenpriester und Schriftgelehrten seine Gleichnisse hörten, verstanden sie, dass er von ihnen redete", und sie hätten ihn gern gegriffen, hielten sich aber zurück. Warum? Weil sie sich vor dem Volke fürchteten — nicht, weil sie sich gefürchtet hätten, ein Verbrechen zu begehen, sondern sie fürchteten das Volk, das sie zu leiten hatten; denn das Volk hielt Jesum für einen Propheten. Sie wollten dem Volke gefallen. Das sind keine Leiter des Volkes, die zu dem Zweck und Ziel ihres Tun und Lassens den Gedanken haben, Einfluss auf andere zu gewinnen, anstatt sie dem Herrn zuzuführen.
Dieses Gleichnis ist gar nicht so einfach und leicht zu verstehen und zu erklären, als man auf den ersten Blick denken könnte. Man kommt nicht anders zurecht, als wenn man die Geladenen als Ganzes nimmt. Im tiefsten Grunde ist die Hochzeit, von der hier die Rede ist, ja doch die Hochzeit des Lammes. Des Menschen Sohn, der Sohn des Königs der Könige, das Lamm Gottes, ist der Gatte und die Geladenen sind die Gattin. Es ist eine Vermählung des Lammes mit der Gemeinde.
Dann aber kann man nicht verstehen, wie im entscheidenden Augenblick die Knechte noch einmal ausgehen müssen — namentlich aber kann man nicht verstehen, dass alle Geladenen nun anderweitig beschäftigt sind, dass sie die Einladung zur Hochzeit missachten — ja — dass sie sich sogar an den einladenden Knechten vergreifen, sie töten, so dass dann der König seine Heere sendet und die Mörder umbringen lässt. Dann geht die Einladung weiter hinaus — überallhin — an die Kreuzwege. Die Knechte erhielten den Auftrag, hereinzubringen, wen sie fänden.