Behandelter Abschnitt Tit 2,4-8
Die jungen Frauen sollen also unterwiesen werden, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, den eigenen Männern unterwürfig zu sein, auf dass das Wort Gottes nicht verlästert werde.
Die Belehrung an die jungen Frauen empfiehlt in erster Linie «zu lieben», vorab Liebe zu üben im engsten Familienkreis. Der Ehemann hat den ersten Platz in der rechtmässigen Zuneigung der Frau. Es kann in der christlichen Familie vorkommen, dass die Liebe der Frau zu ihren Kindern den Vorrang hat, was dann die Liebe, die sie ihrem Mann schuldig ist, unterdrückt. Die gesunde Unterweisung stellt alles an seinen Platz.
Besonnen sein. Dieses Wort bedeutet Mässigung, Bescheidenheit, Zurückhaltung, Selbstbeherrschung. Mangel an Zurückhaltung, selbst in den rechtmässigsten Zuneigungen, könnte in der Tat vorkommen, und das könnte den Gott gemässen Charakter der Zuneigungen in der Familie gefährden. Keusch. Die Keuschheit ist die notwendige Begleitung und die Folge der Zurückhaltung; denn es handelt sich hier um die Beziehungen der jungen Frau im intimsten Kreis. Die fleischliche Leidenschaft gegenüber ihrem Mann hat darin keinen Platz; und gegenüber den Kindern ist eine strenge Überwachung notwendig, damit keine unreine Neigung geduldet wird.
Mit häuslichen Arbeiten beschäftigt. Das Haus ist, wie wir gesagt haben, der Bereich, welcher der Frau zugeteilt ist. Dieser Bereich ist unendlich mannigfaltig, aber untersagt der christlichen Frau absolut, in den öffentlichen Bereich einzugreifen. Sie würde dadurch (und wie oft ist das leider heutzutage der Fall!) ihren eigentlichen Charakter, nach den Grundsätzen der Regierung Gottes, verlieren. Überall da, wo es sich um das Haus handelt, und zwar im weitesten Sinn dieses Wortes, hat die Frau somit ihren Platz: zeitliche und geistliche Fürsorge, Gebet, Lesen des Wortes, Ermahnung, Evangelisation, sogar Belehrung, (z. B. Apg 18,26), wenn sie dabei nicht über ihre Grenzen hinausgeht, geistige und materielle Ordnung, Wohltätigkeit, Sorge um alte Leute, Kinder, Kranke und noch vieles andere, all das gehört zum Wirkungsbereich der Frau.
In unserem Abschnitt handelt es sich für die jungen Frauen vor allem um die Fürsorge in ihrem eigenen Haus. Ihr Wirkungskreis wird sich mit zunehmendem Alter erweitern, ebenso wie der Kreis des jungen Mannes. Wir haben darin ein Beispiel in den heiligen Frauen, die dem Herrn nachfolgten und ihm dienten mit ihrer Habe (Lukas 8,1-3). Die «häuslichen Arbeiten» beziehen sich hier auf materielle Fürsorge, und wir haben eben gesehen, dass diese nicht vor allen andern den Vorrang haben; aber vom christlichen Standpunkt aus gesehen, sind sie keineswegs unwichtig.
Die Ordnung im Hause Gottes lässt keine Unordnung im Hause Seiner Kinder zu. Es gibt eine Gott gemässe Ordnung, welcher sich Kinder und Dienstboten, unter der Leitung der Frau, unterwerfen müssen; in diesem verkleinerten Bereich des Hauses Gottes gilt es Ordnung zu halten, auszuteilen, Kleider auszubessern. für Nahrung und die verschiedenen Bedürfnisse aller besorgt zu sein. In allen diesen Dingen ist uns das wackere Weib der Sprüche als Vorbild gegeben (Sprüche 31,10-31).
Gütig. Die Güte erweist sich in Mitleid, Aufopferung und Hilfsbereitschaft für andere und wird hier angeführt als Mittel gegen den Egoismus, der durch die Sorge um das eigene Haus hervorgebracht werden könnte. Die Güte wendet sich in der Tat an alle, ohne Unterschied, und ist bemüht ihnen zu helfen. Den eigenen Männern unterwürfig. Die Unterwerfung kommt an letzter Stelle, sozusagen als Krönung der Eigenschaften der jungen Frau. Diese schöne Ausgeglichenheit in allen Dingen kann nicht bestehen ohne Selbstverleugnung und Abhängigkeit von der Autorität, welcher die Frau von seiten Gottes unterstellt ist. Das heisst für sie, sozusagen, durch Vermittlung des Mannes, welcher das Haupt der Frau ist, Gott unterwürfig sein, welchem er selbst unterworfen ist.
Alle diese Dinge zusammengefügt verhindern, dass die Frau eine dieser Eigenschaften überbetont, zum Nachteil des christlichen Lebens, wie im Fall von Martha, die «besorgt um viele Dinge» im Hause, die Gemeinschaft mit dem Herrn und Seinem Wort vernachlässigte. In einem Wort, diese Zusammenfügung ist es, was der Frau die Kraft gibt, das Gleichgewicht in allen Teilen ihres Zeugnisses zu bewahren.
Auf dass das Wort Gottes nicht verlästert werde. Wie wir hier sehen, gehört diese ganze Ordnung, selbst die materielle, zum christlichen Zeugnis. Die Welt, die sie sieht, findet so keinen Anlass, wegen Unordnung im christlichen Haus das Wort Gottes zu verlästern, indem sie dieses für das Böse verantwortlich macht. Die Autorität des Wortes kann nicht in Frage gezogen werden, wenn man dessen Früchte sieht. So sehen wir in diesem Kapitel die grosse Wahrheit immer wiederkehren, dass die gesunde Lehre die Basis der ganzen Praxis des christlichen Lebens bildet.
Die Jünglinge desgleichen ermahne, besonnen zu sein. Die Jünglinge zu ermahnen ist keinesfalls die Aufgabe der alten Frauen, sondern ist Titus anvertraut. Die einzige Ermahnung, die den Jünglingen gegeben wird (im Gegensatz zu den sieben Ermahnungen an die jungen Frauen) ist Besonnenheit, d. h. gesunder Sinn, Selbstzucht (siehe Fussnote zu 2Tim 1,7), denn, wie wir sehen werden, hatten sie in allen Dingen Titus und seinen Wandel in ihrer Mitte zum Vorbild. Deshalb wird von ihm gesagt: indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst. Nichts durfte fehlen, und das wollte viel heissen, im praktischen Leben des Abgeordneten des Paulus. Wir haben uns schon weitgehend damit befasst, was «die guten Werke» bedeuten. Sie sind die sichtbaren Kennzeichen des Glaubens und der Liebe, wie wir es in 1Thes 1,3 sehen. Die Ermahnungen des Titus, der selbst jung war, an die Jünglinge mussten von seinem eigenen Beispiel begleitet sein; ohne dieses wären sie wertlos gewesen.
Aber nebst diesem Beispiel war er dazu berufen zu lehren:
In der Lehre Unverderbtheit, würdigen Ernst, gesunde, nicht zu verurteilende Rede, auf dass der von der Gegenpartei sich schäme, indem er nichts Schlechtes über uns zu sagen hat.
Die Lehre des Titus musste drei Merkmale haben:
Unverderbtheit in der Lehre. Es ist wichtig, dass die Lehre nicht mit zweifelhaften und fremden Elementen vermischt wird, Diese schlechten Zusätze könnten die Hörer dazu führen, die gesunden Teile der Lehre zu verwerfen, oder das Ganze ohne Unterscheidungsvermögen anzunehmen und selbst zu Verbreitern des Irrtums zu werden. Je weniger die Autorität dessen, der die Lehre bringt, bestritten ist, um so ernster ist die zuletzt erwähnte Gefahr.
Würdiger Ernst in der Lehre. Diese Eigenschaft fehlt heute oft in der Predigt, in der man, um die Aufmerksamkeit anzuziehen, versucht, Eindruck zu erzeugen, die Einbildung anzusprechen, die Neugier zu wecken. Solche Gewohnheiten, derart leichtfertige oder unpassende Worte, zerstören die heilsame Wirkung der Wahrheit und nehmen ihr den göttlichen Charakter. Sie machen den Redner ungeeignet, und er verliert so das Recht, ein «Ausspruch Gottes» für die Hörer zu sein.
Gesunde, nicht zu verurteilende Rede. Wer lehrt, wird immer Kritiker haben, und zwar häufig in den Reihen treuer Brüder, die seine Worte genau überprüfen, um Unrichtiges als Widerspruch zur gesunden Lehre zu verurteilen. Der «Lehrer» soll keinen Anlass zum Widerspruch geben. Worte, die zu wenig abgewogen und nicht wohlbegründet sind, kommen oft aus dem Wunsch, Neuheiten zu bringen, die den Redner hervorheben. Derartige Aussprüche werden zu einer Waffe in der Hand Übelgesinnter, um den, der lehrt, anzugreifen und blosszustellen. Wenn sein Wort «gesund» ist, so hat es Kraft in sich; man verurteilt kein Heilmittel, das denen, die es nehmen, Gesundheit bringt. Wer unser Reden angreift, ist dann gezwungen, sich beschämt zurückzuziehen, ohne einen annehmbaren Vorwand zum Widerspruch gefunden zu haben.