Behandelter Abschnitt Tit 2,4-10
Verse 4-10 Junge Frauen, junge Männer, Sklaven
Titus erhält nicht den Auftrag, junge Frauen zu unterweisen. Das wäre für ihn als Bruder nicht passend gewesen. Brüder können jungen Schwestern nicht viel zu ih- rem Umgang mit den Kindern und dem Mann sagen. Er sollte den alten Frauen deutlich machen, dass das ihre Aufgabe war. Dadurch erhalten alte Frauen die Gele- genheit, die Wärme mütterlicher Beziehungen in die Gemeinde hineinzubringen. Ti- tus gibt den alten Frauen sieben Ermahnungen für die jungen Frauen mit. Wahr- scheinlich waren diese Ermahnungen vor allem wegen der falschen Lehrer nötig, „die ganze Häuser umkehren“ (1,11).
Zuerst wird gesagt, dass in der Familie eine Atmosphäre der Liebe herrschen sollte. Die junge Frau sollte ihren Mann und ihre Kinder lieben. Haushaltsführung und Fa- milie können sie so sehr in Beschlag nehmen, dass sie für ihren Mann kaum noch Zeit findet und ihm zu wenig Aufmerksamkeit schenkt. Zu dem, was ihn beschäftigt, kommt sie gar nicht mehr. Auch fehlt oft die Zeit, sich genügend um die Kinder zu kümmern. In unserer Zeit besteht die Gefahr, dass die Karriere wichtiger wird. Mann und Frau haben beide ihren eigenen Terminkalender. Die Kommunikation zwischen ihnen und auch mit den Kindern (sofern bereits vorhanden) erfolgt durch Briefchen, die man hinterlegt, oder per SMS. Die Liebe kühlt auf diese Weise unmerklich ab.
Die Umgebung bemerkt das jedoch schon, und die Folgen werden zu seiner Zeit sichtbar. Es ist die Treue und Liebe einer Frau ihrem Mann und ihren Kindern ge- genüber, die einem christlichen Heim Schönheit verleiht und es anziehend macht.
Zu einem geziemenden Verhalten gehört, dass eine junge Frau besonnen vorgeht. Sie muss lernen nachzudenken, bevor sie etwas tut. Dann wird sie weder in das eine noch in das andere Extrem verfallen, weder auf der einen Seite impulsiv handeln noch auf der anderen Seite an einer Not vorbeigehen. Viertens muss jungen Frauen auch klargemacht werden, dass sie sich keusch oder rein halten müssen. Sie dürfen sich nicht mit anderen Männern verunreinigen, auch nicht in ihren Gedanken. Auch dürfen sie Männer nicht durch herausfordernde Kleidung oder Aufmachung oder durch reizvolles Reden zu unreinen Gedanken verleiten. Zu Hause haben sie genü- gend Aufgaben. Dort ist ihr Betätigungsfeld. „Mit häuslichen Arbeiten beschäftigt“ zu sein, bedeutet nicht nur, für äußere Dinge wie Kleidung und Nahrung und Trin- ken zu sorgen, sondern sich auch um die geistliche Versorgung der Kinder zu kümmern. Es ist wichtig, dass sie sich dabei „gütig“ zeigt und gut verhält. Die Viel- zahl ihrer Aufgaben kann schnell zu Stress führen, so dass sie Gefahr läuft, verkehrt und schlecht zu handeln.
Siebtens sollen die alten Frauen ihre jüngeren Schwestern anhalten, „sich den eige- nen Männern unterzuordnen“. Mann und Frau sind zwar gleichwertig, aber nicht gleichgestellt. Das heißt nicht, dass der Mann der Chef oder Auftraggeber seiner Frau ist. Wohl ist er das Haupt der Frau (1Kor 11,7-10), übernimmt die Führung und trifft, natürlich nach reiflicher Überlegung, die Entscheidung. So hat es Gott in der Schöpfung festgelegt, und es wäre unvernünftig, davon abzuweichen. Wer das doch tut, wird die bitteren Früchte ernten. Doch es hängt noch mehr daran. Wenn man das beiseiteschiebt, was Gott angeordnet hat, wird sein Wort verlästert.
Dann sind die jungen Männer an der Reihe. Titus sollte sie ermahnen. Die einzige Er- mahnung, die Titus an die jungen Männer richten sollte, war, dass sie besonnen sein sollten. Sie sollten sich in jedem Lebensbereich in jeder Hinsicht unter Kontrolle ha- ben. Zur Besonnenheit wird fast jede Gruppe aufgerufen (1,8; 2,2.5), sie sollte also ein Hauptmerkmal eines Christen sein. Junge Menschen stehen aufgrund ihrer Unerfah- renheit besonders in Gefahr, unbeherrscht und vorschnell zu handeln. Alle übrigen Ermahnungen für die jungen Männer sollten in dem Vorbild liegen, das Titus durch seine guten Werke sein sollte. Er sollte eigentlich in allem ein Vorbild sein (vgl. 1Tim 4,12). Er sollte von seinen Altersgenossen nichts fordern, was sie nicht in seinem ei- genen Leben sehen konnten.
In erster Linie sollte er für seine „Unverfälschtheit in der Lehre“ bekannt sein. Das Wort Gottes irgendwie anzupassen, ist ihm fremd. Du wirst ihn nie dabei ertappen, dass er das Wort Gottes so auslegt, wie es ihm am besten passte. Außerdem sollte sein ganzes Auftreten den ehrfurchtgebietenden Charakter des Wortes Gottes ver- deutlichen. Weil Titus eine tiefe Ehrfurcht vor dem Wort Gottes hatte, würde er sich zum Beispiel davor hüten, durch einen volkstümlichen Sprachstil das Wort attrakti- ver machen zu wollen. Jedes Wort, das Titus redete, sollte gesund und unangreifbar sein. Zweideutige Ausdrücke oder unwahre und weithergeholte Erklärungen hätten Gegnern die Gelegenheit gegeben, berechtigte Kritik zu üben. Wenn du dich un- christlich verhältst, gibst du einem Gegner damit Anlass, schlecht über dich zu re- den. Wenn du aber dafür sorgst, dass er nichts Schlechtes über dich sagen kann, wird das Umgekehrte passieren: Statt dass du dich schämen musst, wird der Gegner be- schämt werden.
Als fünfte und letzte Gruppe werden den Knechten oder Sklaven Ermahnungen er- teilt. Die Gruppe der Sklaven umfasste Menschen aller vorher genannten alters- und geschlechtsspezifischen Gruppen. Dennoch unterscheidet sie sich deutlich von den Gruppen, die Paulus vorher aufgeführt hatte. Männer und Frauen sind als solche von Gott so geschaffen worden. Auch unterschiedliche Altersgruppen entsprechen der Schöpfungsordnung. Bei Sklaven ist das anders. Sklaverei hat nichts mit der Schöpfung zu tun, sondern ist eine Folge des Sündenfalls. Heißt das nun, dass die Sklaverei mit der Entstehung des Christentums abgeschafft wurde? Nein. Das ist nicht das Ziel des Christentums. Das Christentum verändert nicht die sozialen Miss- stände, sondern Menschenherzen, also auch das Herz von Sklaven. Es ist sicher ein Segen, dass unter dem Einfluss des Christentums die Sklaverei zum größten Teil ab- geschafft worden ist. Das heißt aber nicht, dass das, was hier den Sklaven gesagt wird, heute nicht mehr gelten würde. Du kannst alle Anweisungen für die Sklaven heute auf alle anwenden, die als Arbeitnehmer im Dienst eines Arbeitgebers stehen.
Für „Herren“ wird hier das Wort „Despoten“ gebraucht. Ein Despot hat über einen anderen, in diesem Fall über einen Sklaven, ein absolutes Verfügungsrecht und un- eingeschränkte Macht. Der Sklave war zur damaligen Zeit seinem Herrn völlig aus- geliefert. Hier wird der Sklave nun aufgefordert, sich seinem Herrn nicht murrend und notgedrungen unterzuordnen, sondern bewusst und bereitwillig. Er sollte sich bemühen, seinem Herrn zu gefallen, auch wenn dieser launisch und schwer zufrie- denzustellen war. Wenn das bereits für ein Verhältnis zwischen Sklave und Herr galt, wie viel mehr sollten dann Arbeitnehmer, die Christen sind, sich ihren Vorge- setzten unterordnen.
Das wird nicht immer einfach sein, doch ein gläubiger Arbeitnehmer wird dem in der Kraft, die der Herr ihm gibt, entsprechen können. Ein schönes Beispiel für einen treuen Sklaven, der in miserablen Verhältnissen in allem wohlgefällig war, ist Joseph (1Mo 39). Auch die junge Sklavin von Naamans Frau tat nicht nur ihre Pflicht, son- dern suchte das Wohl ihres Herrn (2Kön 5,2.3). Diese schönen Vorbilder werden je- doch von dem Herrn Jesus übertroffen, der stets das tat, was dem Vater wohlgefällig war (Joh 8,29).
Nachdem du das allgemeine Verhalten gesehen hast, folgen noch einige Besonder- heiten zum Auftreten der Sklaven. So wird von einem Sklaven erwartet, dass er ohne zu widersprechen gehorcht. Das geht weiter, als nur keine frechen Antworten zu ge- ben. Es geht mehr darum, zu verhindern, dass den Herrn etwas betrübt und seinen Wünschen nicht entsprochen wird. Heute kann das heißen, dass du nicht anfängst, mit deinem Chef zu diskutieren, und nicht versuchst, seine Autorität zu untergraben. Das schließt natürlich nicht aus, dass man vernünftige Rückfragen stellen kann. Ent- scheidend sind deine Motive.
Dem Sklaven wird auch gesagt, dass er nichts unterschlagen oder stehlen sollte. Er könnte durchaus dazu neigen. Er könnte meinen, das Recht dazu zu haben. Schließ- lich sei er ja auch aus seiner Familie gestohlen worden. Hinzu kommt, dass er sich völlig unterbezahlt fühlen oder der Meinung sein konnte, er habe mit seinem Stehlen doch nur den längst überfälligen Lohn einbehalten. Doch wenn man uns ungerecht behandelt, ist das noch keine Rechtfertigung für uns, das gleiche Unrecht zu bege- hen. Diese Aufforderung, nichts zu unterschlagen oder zu stehlen, könnte man heute darauf beziehen, dass wir nicht auf Kosten der Zeit unseres Chefs mit seinem Com- puter im Internet surfen oder dass wir keine ungerechtfertigten oder zu hohen Spe- sen abrechnen.
Ein Sklave sollte das Gegenteil davon zeigen, indem er seinem Herrn „alle gute Treue“ erwies. Dabei geht es um „gute“ Treue. Wenn der Chef zum Lügen auffordert oder dazu, irgendwo etwas zu stehlen, kann man dem nicht nachkommen (Apg 5,29). Erweist ein Sklave „alle gute Treue“, dann ist er eine Zierde für „die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist“. Das stellt das Sklaventum auf ein außerordentlich hohes Niveau! Den zu kennen, der ihn von seinen Sünden erlöst hat, leitet ihn zu einem Le- ben an, das auf beeindruckende Weise die schönsten Eigenschaften des Herrn Jesus sichtbar werden lässt. Was für eine Freude wird Gott an einem Leben haben, das Ihn so an das Leben seines Sohnes auf der Erde erinnert. Möchtest du nicht gern auch solch ein Sklave sein?