Behandelter Abschnitt Tit 2,9-10
«Die Knechte ermahne, ihren eigenen Herren unterwürfig zu sein, in allem sich wohlgefällig zu machen, nicht widersprechend, nichts unterschlagend, sondern alle gute Treue erweisend, auf dass sie die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem» (V. 9–10).
Ausser den Jünglingen musste Titus auch die Knechte ermahnen. Es war ihm nicht geboten worden, die alten Männer und Frauen zu ermahnen. Beachten wir, wie das Wort sich in den kleinsten Einzelheiten an das hält, was sich schickt. Das Benehmen der Knechte hatte zum Ziel, in allem die Lehre unseres Heiland-Gottes zu zieren. Wer sich bewusst ist, durch Gott selbst gerettet zu sein (und zu welchem Preis!), und wer einen solchen Gott kennt, hat nur den einen Wunsch, von Ihm unterwiesen zu werden und Frucht zu bringen, die mit der empfangenen Belehrung in Übereinstimmung ist. Wenn man das Betragen dieser Knechte sah, musste man sagen können: Sie dienen zur Illustration dessen, was sie von ihrem vortrefflichen Meister gelernt haben; man sieht an ihrem Benehmen welche Schule sie besucht haben; sie machen dieser Belehrung in allen Dingen Ehre.
Im Herzen aufgenommen, bringt die «Lehre unseres Heiland-Gottes» bei den Knechten vier Resultate hervor:
Ihren eigenen Herren unterwürfig sein. Es gibt einen gewissen Unterschied zwischen Unterwürfigkeit und Gehorsam, und es ist wichtig, diesen nicht zu vergessen, wenn es sich um Autoritäten handelt. Gehorsam hat Bezug auf gegebene Befehle; er soll das Merkmal der Kinder wie auch der Knechte sein. Unterwürfigkeit ist mehr die Anerkennung einer höheren Autorität, unter die man sich beugen soll. Das ist die Haltung, die in einer ausschliesslichen Weise der Frau empfohlen wird, während beim Knecht Gehorsam und Unterwürfigkeit vereint sind
In allem sich wohlgefällig machen. In der Schule des Heiland-Gottes lernt man, sich nicht selbst zu gefallen. Hat der Herr nicht selber Seinem Gott gegenüber den gleichen Weg verfolgt? Der Knecht muss immer wachsam sein, um die Dinge zu entdecken, die seinem Herrn gefallen können.4
Nicht widersprechen. Zu versuchen, seine eigene Meinung geltend zu machen und sie den Gedanken oder Anordnungen des Meisters, dem der Knecht unterstellt ist, entgegen zu setzen, würde heissen, seine untergeordnete Stellung verlassen.
Nichts unterschlagend. Diese Gefahr ist mit einem Dienstverhältnis, das nicht ein Sohnesver- hältnis ist, verbunden. Im Fall von Onesimus (Philemon 1,18) sieht man diese Unterschlagung bei einem unbekehrten Sklaven, der das Vertrauen seines Herrn missbrauchte. Im Gegensatz dazu hatte der christliche Sklave alle gute Treue zu erweisen, eine gewissenhafte Treue in dem, was ihm anvertraut war.
Beachten wir hier, wie oft Gott uns in diesem Brief als der Heiland-Gott vorgestellt wird. Kap. 1,3 hat uns schon den «Befehl unseres Heiland-Gottes» vorgestellt, und im folgenden Vers lesen wir von «Christo Jesu, unserem Heilande». In dem Vers, den wir soeben betrachtet haben (Kap. 2,10), sehen wir «die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist».
Der 13. Vers im gleichen Kapitel spricht von der «Erscheinung... unseres grossen Gottes und Heilandes Jesus Christus». Kapitel 3,4 erwähnt, dass «die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien», um uns zu erretten. Und schliesslich lesen wir im 6. Vers des gleichen Kapitels: «der Heilige Geist, welchen er reichlich über uns ausgegossen hat durch Jesum Christum, unseren Heiland».
So ist also Jesus Christus im Werk des Heils nie von Gott selbst getrennt, sondern Er bleibt immer in göttlicher und vollkommener Gemeinschaft mit Ihm. Gott gebietet, lehrt, und wird als grosser Gott in der Person des Christus erscheinen. In der gleichen Person ist Seine Liebe erschienen und hat Er uns errettet. Wir warten noch auf die Erscheinung Seiner Herrlichkeit in dieser gleichen Person. Unterdessen besitzen wir den Heiligen Geist, ausgegossen über uns durch diesen gleichen Herrn Jesus Christus, unseren Heiland. In einem Wort, das erworbene Heil, der uns gegebene Geist, die zukünftige Herrlichkeit, das alles ist abhängig von Christus, dem Retter, dem Bild des unsichtbaren Gottes, unseres Heilandes. Und, während wir auf diese Herrlichkeit warten, unterweist uns die Gnade (V. 11).
Der Unterschied zwischen dem Brief an Titus und den beiden Briefen an Timotheus ist sehr bemerkenswert, in mancher Beziehung, wovon ich nur die folgende hervorheben will. Der erste Brief an Timotheus spricht mehr zu uns von Gott, dem Schöpfer und Erhalter; der zweite, der uns den Verfall im Hause Gottes und den Weg des Treuen inmitten dieser Trümmer vorstellt, betont ganz besonders die Herrschaft des Christus. Herr, das ist der vorherrschende Titel, den Jesus Christus im zweiten Brief annimmt (1,2.8.16.18; 2,7.14.19.22.24; 3,11; 4,8.14.17.18.22).
Die Missachtung der absoluten Rechte des Herrn über uns ist tatsächlich das, was die Menschen der letzten Tage charakterisiert. Der Apostel Petrus sagt von dieser gleichen Zeitperiode: «welche den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat» (2Pet 2,1). Daher sind wir Christen, die in der Endzeit leben, berufen, die Unterwerfung unter diese Autorität zu verkünden. Sie kann in keiner anderen Weise bewiesen werden, als durch die absolute Unterwürfigkeit unter Sein Wort. Es ist auffallend, dass uns im Brief an Titus, wo uns der Christ als einer gezeigt wird, der bei jedem Schritt unter die Belehrung dieses Wortes gestellt ist und dessen Autorität über sich verwirklicht, der Name des Herrn nicht ein einziges Mal vorgestellt wird.