Behandelter Abschnitt Hag 1,5-6
Wie ernst und beachtenswert ist das Wort: „Richtet euer Herz auf eure Wege!“ (Hag 1,5). Fünfmal wird es in dieser kurzen Prophezeiung wiederholt. Ja, stehen auch wir einmal still, um über unsere Wege nachzudenken, betrachten wir ihre Folgen. Diese Folgen sind Züchtigungen seitens des Herrn wegen unseres Egoismus und unserer Weltförmigkeit: „Ihr habt viel gesät und wenig eingebracht; ihr esst, aber nicht zur Sättigung; ihr trinkt, aber nicht zur Genüge; ihr kleidet euch, aber es wird keinem warm; und der Lohnarbeiter erwirbt Lohn für einen durchlöcherten Beutel“ (Hag 1,6).
Denken wir an die Worte, die Vorträge, die weite Verbreitung von Wahrheiten zu der Zeit zurück, als Gott uns in Seiner Gnade wieder am Tisch des Herrn vereinte! Wie vermehrte sich der Same unter unseren Händen! Und jetzt, in der Zeit der Ernte – wo finden sich Scheunen, die sich unter der Last des Getreides biegen? „Ihr habt wenig eingebracht!“ War der Same mangelhaft? Nein, der Fehler lag bei uns!
Doch die Züchtigung Gottes trifft nicht nur unser Werk; sie trifft uns auch persönlich. „Ihr trinkt, aber nicht zur Genüge.“ Vielleicht beschäftigen wir uns viel mit dem Wort Gottes. Wie viele interessante Fragen sind doch aufgeklärt, wie viele Schwierigkeiten gelöst, wie viele Lehren begründet und erlernt worden! Findet sich dort nichts zur Erfrischung unserer Herzen? Nein, das Herz bleibt dürr, und wir trinken weiter, ohne unseren Durst zu stillen. Aber die Züchtigung geht noch weiter: Obwohl etwas da ist, um sich damit zu bekleiden, „wird es keinem warm“. Wir bleiben kalt. Und im Hinblick auf die Schätze, die wir für uns selbst sammeln, rinnt die Frucht der Arbeit schließlich durch die Löcher des Beutels, ohne etwas darin zurückzulassen!