Behandelter Abschnitt Joel 1,5-8
Joel 1,5-8: Wacht auf, ihr Betrunkenen, und weint! Und heult, alle ihr Weinsäufer, über den Most, weil er weggenommen ist von eurem Mund! Denn eine Nation ist über mein Land heraufgezogen, mächtig und ohne Zahl; ihre Zähne sind Löwenzähne, und sie hat das Gebiss einer Löwin. Sie hat meinen Weinstock zu einer Wüste gemacht und meinen Feigenbaum zerknickt; sie hat ihn vollständig abgeschält und hingeworfen, seine Ranken sind weiß geworden. Wehklage wie eine Jungfrau, die wegen des Gatten ihrer Jugend mit Sacktuch umgürtet ist!
Schon das erste Wort des Propheten enthält diesen Aufruf an das Gewissen: „Hört!“ (Joel 1,2), ebenso das zweite: „Wacht auf!“ (Joel 1,5). Es ist Gott, der hier redet; da hat jeder, der Ohren hat, zu hören, aufzuhorchen. Wenn Verhängnisse über die Welt kommen, sollten die Seelen den Ruf Gottes erkennen, und die, die in der Finsternis schlafen, sollten aufwachen (1Thes 5,6.7). Dann ist es unmöglich, dass selbst die Verhärtetsten nicht schreien und die Schärfe der Pein nicht fühlen: „Heult“, sagt der Prophet, „alle, ihr Weinsäufer! … Heult, ihr Winzer! … Heult, ihr Diener des Altars!“ (Joel 1,5.11.13).
Aber selbst das größte Schmerzgeschrei ist noch lange keine Buße. Um diese hervorzubringen, sendet Gott noch eine andere Ursache zur Betrübnis, worauf der Prophet Nachdruck legt: nämlich einen viel größeren Verlust als den der Ernten, ein Verlust, der das Gewissen des Volkes bis ins Innerste treffen soll. Diese Ursache zur Betrübnis ist, dass es den HERRN verloren hat und Ihm nicht mehr nahen kann. „Wehklage“, sagt der Prophet, „wie eine Jungfrau, die wegen des Gatten ihrer Jugend mit Sacktuch umgürtet ist!“ (Joel 1,8). Armes Volk! Beweine deinen Gatten; der HERR ist für dich tot, du wirst Ihn nicht sehen!