Behandelter Abschnitt Joel 1,9-16
Joel 1,9-16: Speisopfer und Trankopfer sind weggenommen vom Haus des HERRN; es trauern die Priester, die Diener des HERRN. Das Feld ist verwüstet, es trauert der Erdboden; denn das Korn ist verwüstet, der Most ist vertrocknet, verwelkt das Öl. Seid beschämt, ihr Ackerbauern, heult, ihr Winzer, über den Weizen und über die Gerste! Denn die Ernte des Feldes ist zugrunde gegangen; der Weinstock ist verdorrt und der
Feigenbaum verwelkt; Granatbaum, auch Palme und Apfelbaum, alle Bäume des Feldes sind verdorrt; ja, verdorrt ist die Freude von den Menschenkindern. Umgürtet euch und wehklagt, ihr Priester; heult, ihr Diener des Altars! Kommt, übernachtet in Sacktuch, ihr Diener meines Gottes! Denn Speisopfer und Trankopfer sind dem Haus eures Gottes entzogen. Heiligt ein Fasten, ruft eine Festversammlung aus; versammelt die Ältesten, alle Bewohner des Landes zum Haus des HERRN, eures Gottes, und schreit zu dem HERRN! Ach, welch ein Tag! Denn nahe ist der Tag des HERRN, und er kommt wie eine Verwüstung von dem Allmächtigen. Ist nicht die Speise vor unseren Augen weggenommen, Freude und Frohlocken vom Haus unseres Gottes?
Es gibt kein Mittel, um das Speisopfer (siehe 3Mo 2) und das Trankopfer im Haus Gottes darzubringen; denn das Getreide und die Weinrebe sind verzehrt, die Obstbäume ohne Frucht, der Feigenbaum zernagt bis auf die Rinde, der ganze Ertrag der Felder verloren (Joel 1,9.13.16). Kann man denn zu dem HERRN mit leeren Händen kommen, ohne Ihm den schuldigen Tribut zu bringen? Ein Priestertum, das nichts darzubringen hat, ist nutzlos. Gott verbirgt sein Angesicht: „Verdorrt ist die Freude von den Menschenkindern“ (Joel 1,12). Sie haben nicht einmal die Hilfsquellen, um sich der Früchte der Erde zu erfreuen, eine Segnung, die die Menschen allen anderen vorziehen, seitdem Kain vom Angesicht Gottes weggegangen ist; denn da hat Gott alle Zierde, alle Erfrischungen, alle Nahrung des Lebens weggenommen!
In diesen Tagen der Trauer, der Beschämung und des Schmerzes muss jede Hoffnung in der Gegenwart des Gottes, den man so oft missachtet hat, gänzlich aufgegeben werden. Was bleibt dann dem Menschen noch? Nur eines: die Buße! Und daraufhin zielen, wie schon gesagt, alle Wege Gottes mit den Menschen. Wenn, wie wir in Amos lesen, die Gnade und Fürbitte des Christus die einzige Quelle sind, so ist hier die Buße das einzige Mittel für das Volk, um der Gnade teilhaftig zu werden. So lässt Gott Juda und Jerusalem durch den Propheten sagen: „Heiligt ein Fasten, ruft eine Festversammlung aus; versammelt die Ältesten, alle Bewohner des Landes zum Haus des HERRN, eures Gottes, und schreit zu dem HERRN!“ (Joel 1,14). Dies ist die letzte, die einzige Hilfsquelle! Sie sollen Gott anrufen, den sie beleidigt haben! Sie sollen Ihn aus der Tiefe anrufen! Wer aber kann bestehen, wenn Er die Missetaten ansieht? Und dennoch, kann es vielleicht Vergebung von seiner Seite geben? Was vor allem nötig ist, das ist „ein Fasten auszurufen“. Das Volk muss vor Gott seine Betrübnis über die Sünde zum Ausdruck bringen, denn die Ungerechtigkeit des Menschen zwingt Gott zur äußersten Strenge. Juda, die Völker, die Menschen, alle müssen in aufrichtiger und durchgreifender Buße trauern. Damals allerdings eine schwache, aber einzige Hoffnung! „Wer weiß? Er könnte umkehren und es sich gereuen lassen“ (Joel 2,14).