„Freue dich, Jüngling, in deiner Jugend, und dein Herz mache dich fröhlich in den Tagen deiner Jugendzeit, und wandle in den Wegen deines Herzens und im Anschauen deiner Augen; doch wisse, daß um dies alles Gott dich ins Gericht bringen wird.“
Es gibt im ganzen Buch des Predigers zwei Schlußfolgerungen. Dieser Vers bildet die erste, während wir die zweite in den Versen 13 und 14 des folgenden Kapitels finden. Wie oft hat der Prediger den Grundsatz wiederholt, der den Genuß des materiellen Lebens, die sogenannte „Lebensfreude“ zu preisen scheint! Auch für ein illusionsloses, aufrichtiges Herz, das die schönsten Dinge dieser Welt durch Gewalt, Bestechung, die Umkehrung aller moralischen Grundsätze, Leichtsinn, Sorglosigkeit, List und Torheit verdorben, verzerrt und gebrandmarkt sieht, gibt es doch manches Gute, gewisse, zweifellos vorübergehende Genüsse, Freuden und Neigungen, liebenswerte Dinge, die einen jungen Menschen erfreuen können, wie z. B. den „Weg eines Mannes mit einer Jungfrau“ (Sprüche 30,19).
Der Prediger, dessen Weisheit alle diese Dinge untersucht hat, sagt zu ihm: „Wandle in den Wegen deines Herzens und im Anschauen deiner Augen“ (siehe Kap. 2,24; 3,12; 5,18; 8,15; 9,7). Doch gibt es am Ende dieser Genüsse ein ernstes „Aber“: „Wisse, daß um dies alles Gott dich ins Gericht bringen wird.“
Gott wird von dir Rechenschaft fordern über jeden Genuß und dich fragen: Für wen und für was hast du gelebt? Nicht alles ist auf diese Erde beschränkt, denn es gibt einen Gott, und dieser Gott ist ein Richter. Das ist eine der Grundwahrheiten des Predigers: du wirst vor deinem Richter erscheinen müssen. Hier wird kein Wort von der Gnade erwähnt, aber es ist auffallend, daß dieses Kapitel, das anfänglich in Bildern von der Gnade redet – ein fast einmaliger Fall im Prediger –, mit dem Gericht endet, das er bereits in Kapitel 3,17 erwähnte. Mit diesem furchtbaren Wort beschließt der Prediger auch sein Buch.
Diese Sprache ist sehr ernst und bezeichnend. Der Weise verdiente seinen Namen nicht, wenn er inmitten der Eitelkeit, der er alle Dinge unter der Sonne unterworfen sieht, nicht erkennt, daß unter der Herrschaft des Bösen der Mensch einerseits das Werkzeug der Gnade sein kann, aber andererseits der Augenblick kommt, wo Gott von jedem Menschen über sein Leben und seine unbedeutendsten Handlungen Rechenschaft fordern wird, mag es auch so scheinen, als lasse Er den Dingen ihren Lauf, ohne sich damit zu beschäftigen.