Behandelter Abschnitt Pred 8,11-14
Das Gericht über die Bösen kommt nicht sofort – die Wahrheit vom Gericht wird im Prediger stets aufrechterhalten –, weshalb die Menschen diese Straflosigkeit benutzen, um dem Bösen nachzusinnen und es auszuüben, und indem sie sich darauf verlassen, verlängern sie ihre Tage (vgl. Kap. 7,15). Aber wenn später Rechenschaft abgelegt werden muß, wird es denen wohl gehen, die Gott fürchten (vgl. Kap. 7,18), während das Unglück des Bösen und sein schließliches Verderben dem Fehlen dieser Furcht zuzuschreiben ist. „Er wird, dem Schatten gleich, seine Tage nicht verlängern.“ Das scheint dem 12. Vers zu widersprechen, aber Gott widerspricht sich niemals. Im ersten Fall handelt es sich um den Anschein, als werde das Gericht an dem Bösen nicht unverzüglich vollzogen, im zweiten Fall ist es Gott, der dem Leben des Gesetzlosen ein Ende macht, sobald die Stunde des Gerichts für ihn gekommen ist. Er hat sich nicht vor Gott gefürchtet.
Je mehr man in dem Studium dieses Buches fortschreitet, desto deutlicher sieht man, daß die Furcht Gottes der einzige lichte Punkt in all den rätselvollen Fragen dieser Welt ist, die die Weisheit vergeblich zu ergründen sucht. Die Eitelkeit besteht hier darin, „daß es Gerechte gibt, welchen nach dem Tun der Gesetzlosen widerfährt, und daß es Gesetzlose gibt, welchen nach dem Tun der Gerechten widerfährt“. Sich selbst überlassen, vermag die Weisheit den Grund dieser Tatsache nicht zu entdecken, weil sie auf den Kreis der sichtbaren Dinge beschränkt ist. Auch das ist Eitelkeit.