Behandelter Abschnitt 5. Mose 32,26-42
Die erhabene Hand Gottes über den Völkern
Im 26. Vers finden wir eine interessante Seite aus der Geschichte der Wege Gottes mit Israel. „Ich hätte gesagt: Ich will sie zerstreuen, ihrem Gedächtnis unter den Menschen ein Ende machen!“ Warum hat Gott das nicht getan? Die Antwort auf diese Frage stellt eine Wahrheit von unermesslicher Wichtigkeit für Israel dar, eine Wahrheit, die allen ihren zukünftigen Segnungen zur Grundlage dient. Ohne Zweifel hätte es Israel selbst verdient, dass sein Gedächtnis unter den Menschen ausgetilgt würde. Aber Gott hat seine eigenen Gedanken und Vorsätze mit seinem Volk, und Er nimmt daneben auch Rücksicht auf die Gedanken der Nationen über Israel. Das tritt im 27. Vers hervor. Gott lässt sich herab, den Grund dafür anzugeben, warum Er nicht jede Spur des sündigen, widerspenstigen Volkes vertilgen will. „Wenn ich die Kränkung von Seiten des Feindes nicht fürchte, dass ihre Widersacher es verkännten, dass sie sprächen: Unsere Hand war erhaben, und nicht der Herr hat dies alles getan!“
Wie groß ist die Gnade, die aus diesen Worten hervorstrahlt! Gott will nicht, dass die Widersacher den Gedanken hegen, ihre Macht habe das Volk Israel zu Boden geschmettert. Er will die Völker wohl als Zuchtrute gebrauchen, aber sobald sie versuchen, in ihrer bitteren Feindschaft die ihnen bestimmten Grenzen zu überschreiten, wird Er die Rute in Stücke zerbrechen und es vor allen offenbar machen, dass Er selbst sich mit seinem geliebten, wenn auch irrenden Volk nur zu seiner schließlichen Segnung und Herrlichkeit, beschäftigt.
Das ist eine wertvolle Wahrheit. Es ist der feste Vorsatz des Herrn, alle Völker der Erde zu lehren, dass Israel einen besonderen Platz in seinem Herzen und eine hervorragende Stellung auf dieser Erde hat. Wenn die Völker diese Tatsache vergessen oder sich ihr widersetzen wollen, werden sie die Folgen ihres Tuns tragen müssen. Sie werden erfahren, dass der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs jeden Anschlag niederschlagen wird, den sie gegen das Volk seiner Wahl schmieden. Der Mensch mag in seinem Stolz und Wahn meinen, seine Hand sei erhaben, aber er wird die Erfahrung machen müssen, dass die Hand des Herrn erhabener ist.
In den Versen 29–33 wendet Gott sich an die Herzen und Gewissen des Volkes: „Wenn sie weise wären, so würden sie dies verstehen, ihr Ende bedenken. Wie könnte einer tausend jagen, und zwei zehntausend in die Flucht treiben, wäre es nicht, dass ihr Fels sie verkauft und der Herr sie preisgegeben hätte? Denn nicht wie unser Fels ist ihr Fels: dessen sind unsere Feinde selbst Richter!“ – Es gibt nur den einen Felsen, dem niemand gleicht. Es kann keinen anderen geben! – „Denn vomWeinstock Sodoms ist ihr Weinstock und von den Fluren Gomorras; ihre Beeren sind Giftbeeren, bitter sind ihre Trauben. Gift der Drachen ist ihr Wein, und grausames Gift der Ottern“.
Welch ein schreckliches Bild von dem sittlichen Zustand eines Volkes! Es ist das Bild des wirklichen Zustandes aller, die nicht den Fels Israels als ihren Fels besitzen. Doch der Tag der Rache wird kommen. Er ist bis heute wegen der langmütigen Gnade Gottes zurückgehalten worden, aber er wird kommen, so wahr ein Gott auf dem Thron in den Himmeln sitzt. An diesem Tag werden alle Völker, die Israel mit Stolz und Verachtung behandelt haben, vor dem Richterstuhl des Sohnes des Menschen wegen ihres Verhaltens Rechenschaft geben, sie werden sein gerechtes Urteil hören und seinen schonungslosen Zorn über sich ergehen lassen müssen.
Mit dem 42. Vers des Kapitels enden die Anordnungen des Gerichts und der Rache Gottes. Das Lied Moses enthält nur einen kurzen Bericht über diese ernsten Dinge, während die Schriften der Propheten sie ausführlich behandeln. Wir verweisen unter anderem auf das 38. und 39. Kapitel des Propheten Hesekiel, in welchen das Gericht über Gog und Magog, den großen Feind des Nordens, beschrieben wird, der am Ende gegen das Land Israel heraufziehen, aber dort vernichtet werden wird. Auch in Joel 4 ist von diesen Dingen die Rede. Wir lesen dort: „Denn siehe, in jenen Tagen und zu jener Zeit, wenn ich die Gefangenschaft Judas und Jerusalems wenden werde, dann werde ich alle Nationen versammeln und sie in die Talebene Josaphat hinabführen; und ich werde dort mit ihnen rechten über mein Volk und mein Erbteil Israel, das sie unter die Nationen zerstreut haben; und mein Land haben sie geteilt“ (V. 1.2). Man ersieht aus diesen Stellen, wie genau die Propheten mit dem Lied Moses übereinstimmen, und wie klar in beiden der Heilige Geist die Wahrheit von Israels zukünftiger Herrlichkeit und Oberherrschaft darstellt.
.