Behandelter Abschnitt 5. Mose 30,15-20
Das Leben und das Glück – Der Tod und das Unglück
Schließlich wendet sich Mose in besonders feierlicher Weise an das Herz und Gewissen des Volkes. „Siehe, ich habe dir heute das Leben und das Glück, und den Tod und das Unglück vorgelegt“ (V. 15). So ist es immer unter der Regierung Gottes. Diese beiden Dinge sind unzertrennlich miteinander verbunden. Es steht geschrieben, dass Gott „jeden vergelten wird nach seinen Werken: denen, die mit Ausharren in gutem Werk Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglichkeit suchen, ewiges Leben; denen aber, die streitsüchtig und der Wahrheit ungehorsam sind, der Ungerechtigkeit aber gehorsam, Zorn und Grimm. Drangsal und Angst über jede Seele eines Menschen, der das Böse vollbringt, sowohl des Juden zuerst als auch des Griechen; Herrlichkeit aber und Ehre und Frieden jedem, der das Gute wirkt, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen; denn es ist kein Ansehen der Person bei Gott“ (Röm 2,6-11).
Der Apostel beschäftigt sich an dieser Stelle nicht mit der Frage der Kraft, sondern berichtet einfach die Tatsache, die zu allen Zeiten und unter jedem Haushalt, sei es Regierung, Gesetz oder Christentum, anwendbar ist, dass Gott „jeden vergelten wird nach seinen Werken“. Das ist wichtig und beachtenswert. Vielleicht fragt mancher: „Stehen denn die Christen nicht unter der Gnade?“ Ja, Gott sei Dank! aber das schwächt nicht im Geringsten den angeführten Grundsatz der Regierung Gottes. Er wird vielmehr dadurch noch bestätigt und bekräftigt. Weiter möchte man fragen: „Kann ein unbekehrter Mensch überhaupt etwas Gutes tun?“ Diese Frage wird in der angeführten Stelle gar nicht berührt. Jeder, der von Gott belehrt ist, hat die Überzeugung, dass in dieser Welt nichts „Gutes“ getan werden kann ohne die Gnade Gottes, und dass der Mensch, sich selbst überlassen, zu allen Zeiten nur Böses tut. Aber das berührt den behandelten Grundsatz nicht, dass nämlich Leben und Glück ebenso wie Tod und Unglück unzertrennlich miteinander verbunden sind.
Nichts könnte ernster sein als die letzten Ermahnungen Moses an die Gemeinde Israel (V. 15–20). Sie stimmen völlig mit dem ganzen Tun und Charakter des fünften Buches Mose überein. Dieses Buch enthält die ergreifendsten Ermahnungen, die je ein menschliches Ohr erreicht haben. Diese Ermahnungen und Warnungen finden sich in so feierlicher Form nicht in den vorhergehenden Büchern. Jedes Buch hat, wie schon wiederholt bemerkt, seinen besonderen Platz, seinen eigenen Zweck und Charakter. Aber das fünfte Buch ist gekennzeichnet durch eindringliche Aufforderungen zu willigem, ernstem Gehorsam. Die Grundlage dafür sind das besondere Verhältnis zwischen Gott und dem Volk und die damit zusammenhängenden Vorrechte.
Er wies nicht deshalb auf seine grauen Haare hin oder redete von der heiligen Zucht Gottes, um die Aufmerksamkeit des Volkes auf sich selbst, auf seine Umstände oder Gefühle hinzulenken, sondern nur um auch dadurch auf ihre Herzen und Gewissen zu wirken.