Behandelter Abschnitt 5. Mose 31,1-6
Moses Abschiedsworte an Israel
Ermunterung an das Volk
Das Herz Moses ist immer noch in großer Fürsorge mit dem Volk beschäftigt. Er scheint nicht müde zu werden, immer wieder seine ernsten Ermahnungen an sie zu richten. Er wusste, wie nötig das war. Er sah die Gefahren voraus, die dem Volk drohten, und wie ein sorgsamer, treuer Hirte suchte er es darauf vorzubereiten. Man kann seine letzten Worte nicht lesen, ohne durch ihren ernsten, feierlichen Ton ergriffen zu werden. Sie erinnern uns an die rührenden Abschiedsworte, die der Apostel Paulus viel später an die Ältesten von Ephesus richtete. Diese beiden geliebten und geehrten Diener Gottes verwirklichten den Ernst ihrer eigenen Stellung und derjenigen ihrer Zuhörer in lebendiger Weise. Sie fühlten die ungewöhnliche Bedeutung der Interessen, die auf dem Spiel standen sowie die dringende Notwendigkeit eines treuen Handelns mit den Herzen und Gewissen. Hieraus erklärt sich der feierliche Ernst ihrer Ermahnungen.
Alle, die die Stellung und Bestimmung des Volkes Gottes in dieser Welt wirklich kennen, müssen ernst sein. Ein wirkliches, in der Gegenwart Gottes gewonnenes Verständnis über diese Dinge muss dem Charakter heilige Würde und dem Zeugnis Kraft und Schärfe verleihen. „Und Mose ging hin und redete diese Worte zu ganz Israel. Und er sprach zu ihnen: 120 Jahre bin ich heute alt, ich vermag nicht mehr aus- und einzugehen; auch hat der Herr zu mir gesagt: Du sollst nicht über diesen Jordan gehen.“ Wie ergreifend sind die Anspielungen, die Mose hier auf sein hohes Alter und auf die ernste Handlungsweise Gottes mit ihm macht! Offenbar wünschte er dadurch, seinen Worten größere Kraft und Wirksamkeit zu verleihen. „Der Herr, dein Gott, er zieht hinüber vor dir her; er selbst wird diese Nationen vor dir vertilgen, damit du sie vertreibst.
Josua, er zieht hinüber vor dir her, wie der Herr geredet hat. Und der Herr wird an ihnen tun, wie er an Sihon und an Og, den Königen der Amoriter, und an ihrem Land getan, die er vertilgt hat. Und wenn der Herr sie vor euch hingibt, so sollt ihr ihnen tun nach dem ganzen Gebot, das ich euch geboten habe.“ Kein Laut der Klage oder des Murrens kommt bei dieser Gelegenheit über die Lippen Moses. Die Art und Weise, wie er von dem redet, der seinen Platz einnehmen sollte, verrät nicht die geringste Spur von Neid oder Eifersucht. Jede selbstsüchtige Erwägung wurde verdrängt durch das eine große Ziel, das Volk zu ermutigen, mit festem Schritt den Weg des Gehorsams einzuschlagen, der immer der Weg des Sieges, des Segens und des Friedens sein wird. „Seid stark und mutig, fürchtet euch nicht und erschreckt nicht vor ihnen! Denn der Herr, dein Gott, er ist es, der mit dir geht; er wird dich nicht versäumen und dich nicht verlassen.“ Wertvoll und herzerquickend sind diese Worte und sehr dazu angetan, das Herz über alle entmutigenden Einflüsse zu erheben.
Das tiefe Geheimnis der Kraft zum Vorangehen liegt in dem Wissen um die Gegenwart des Herrn und in der Erinnerung an seine gnädigen Wege mit uns in der vergangenen Zeit. Dieselbe mächtige Hand, die Sihon und Og vor Israel vertilgt hatte, konnte auch alle Könige Kanaans vor ihnen niederwerfen. Die Amoriter waren nicht weniger furchtbar als die Kanaaniter, aber der Herr war mächtiger als sie alle. „Gott, mit unseren Ohren haben wir gehört, unsere Väter haben uns erzählt die Großtat, die du gewirkt hast in ihren Tagen, in den Tagen der Vorzeit. Du, mit deiner Hand hast du Nationen vertrieben, und sie hast du gepflanzt, Völkerschaften hast du vertilgt, und sie hast du ausgebreitet“ (Ps 44,2.3).