Behandelter Abschnitt 5. Mose 17,14-20
Das Gesetz für den König
Wir wollen noch einen Blick auf den letzten Abschnitt unseres Kapitels werfen, der im Voraus von der Zeit redet, wenn Israel einen König verlangen würde. „Wenn du in das Land kommst, das der Herr, dein Gott, dir gibt, und es besitzt und darin wohnst und sagst: Ich will einen König über mich setzen, gleich allen Nationen, die rings um mich her sind! So sollst du nur den König über dich setzen, den der Herr, dein Gott, erwählen wird; aus der Mitte deiner Brüder sollst du einen König über dich setzen; du sollst nicht einen fremden Mann über dich setzen, der nicht dein Bruder ist. Nur soll er sich nicht viele Pferde anschaffen und soll das Volk nicht nach Ägypten zurückführen, um sich viele Pferde anzuschaffen; denn der Herr hat euch gesagt: Ihr sollt fortan nicht wieder auf diesem Weg zurückkehren. Und er soll nicht viele Frauen haben, dass sein Herz sich nicht abwende; und Silber und Gold soll er sich nicht übermäßig anschaffen“ (V. 14–17).
Es ist auffällig, dass gerade die drei Dinge, welche die Könige Israels nicht tun sollten, von ihnen getan wurden, und zwar besonders von den größten und weisesten unter ihnen. Wir lesen in 1. Könige 9,26-28: „Und der König Salomo machte eine Flotte in Ezjon-Geber, das bei Eloth, am Ufer des Schilfmeeres, im Land Edom liegt. Und Hiram sandte auf der Flotte seine Knechte, seekundige Schiffsleute, mit den Knechten Salomos. Und sie kamen nach Ophir und holten von dort Gold, 420 Talente (ca. 25 Mio Euro), und brachten es zum König Salomo . . . Und sie (die Königin von Scheba) gab dem König 120 Talente Gold (Kap. 10,10) . . . Und das Gewicht des Goldes, das bei Salomo in einem Jahr einging, war 666 Talente Gold (nahezu 45 Millionen Euro), außer dem, was von den Händlern und dem Handel der Kaufleute und von allen Königen der gemischten Völker und den Statthaltern des Landes einging (Kap. 10,14.15). Und der König machte das Silber in Jerusalem den Steinen gleich . . . Und die Ausfuhr der Pferde für Salomo geschah aus Ägypten (V. 27,28) . . . Und der König Salomo liebte viele fremde Frauen . . . Und er hatte an Frauen 700 Fürstinnen und 300 Nebenfrauen; und seine Frauen neigten sein Herz“ (Kap. 11,1.3).
Welch eine treffende Schilderung dessen, was der Mensch ist, selbst in der bevorzugtesten und höchsten Stellung! Wir haben in Salomo einen Menschen vor uns, der ausgestattet war mit Weisheit, mehr als alle Menschen, umgeben von beispiellosen Segnungen, Würden, Ehren und Vorrechten. Sein Becher war bis zum Rand gefüllt. Nichts fehlte ihm von den Freuden und Genüssen, die die Erde bieten kann. Und nicht nur das, sein bemerkenswertes Gebet bei der Einweihung des Tempels berechtigt auch zu den kühnsten Hoffnungen hinsichtlich seiner Person und seiner Stellung. Aber leider kam er in bedauernswerter Weise in all den Einzelheiten zu Fall, über die das Gesetz Gottes sich so klar und bestimmt ausgesprochen hatte. Es besagte, Silber und Gold nicht sehr zu mehren, und dennoch tat er es. Es verbot ihm nach Ägypten zurückzukehren, um die Rosse zu mehren, und gerade aus Ägypten ließ er seine Pferde holen. Es verwehrte ihm, viele Frauen zu nehmen, und doch hatte er tausend – und sie neigten sein Herz! Das ist der Mensch! Wie wenig ist ihm zu trauen! „Alles Fleisch ist wie Gras, und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt, und die Blume ist abgefallen“ (1Pet 1,24). „Lasst ab vom Menschen, in dessen Nase nur ein Odem ist! Denn wofür ist er zu achten?“ (Jes 2,22).
Doch was war der eigentliche Grund für Salomos traurigen und demütigenden Fall? Wir finden die Antwort in den letzten Versen unseres Kapitels: „Und es soll geschehen, wenn er auf dem Thron seines Königreichs sitzt, so soll er sich eine Abschrift dieses Gesetzes in ein Buch schreiben, aus dem, was vor den Priestern, den Leviten, liegt. Und es soll bei ihm sein, und er soll alle Tage seines Lebens darin lesen, damit er den Herrn, seinen Gott, fürchten lerne, um zu beachten alle Worte dieses Gesetzes und diese Satzungen, sie zu tun; damit sein Herz sich nicht über seine Brüder erhebe und damit er von dem Gebot weder zur Rechten noch zur Linken abweiche, damit er die Tage in seinem Königtum verlängere, er und seine Söhne, in der Mitte Israels“ (V. 18–20).
Hätte Salomo auf die wichtigen und kostbaren Worte geachtet, so hätte sein Geschichtsschreiber ganz andere Dinge von ihm schreiben können. Aber er tat es nicht. Wir hören nichts davon, dass er sich eine Abschrift des Gesetzes machen ließ, und wenn er es getan hat, so hat er wenigstens nicht darauf geachtet, da er gerade das tat, was im Gesetz verboten war. Die Vernachlässigung des Wortes Gottes war die Ursache des Verfalls, der den Glanz der Regierung Salomos so bald ein Ende macht.
So ist es heute noch. Die Vernachlässigung des Wortes Gottes ist die Ursache aller Irrtümer, Verwirrungen, Ketzereien, Parteiungen und Spaltungen, die es in der Welt gibt oder je gegeben hat. Wir dürfen hinzufügen: Das einzig wahre Heilmittel für alle diese Übel liegt in der Umkehr jedes Einzelnen zu der rückhaltlosen Unterwerfung unter die Autorität des Wortes Gottes. Demütigen wir uns daher unter die mächtige Hand Gottes wegen unserer gemeinsamen Sünde. Kommen wir in wahrem Selbstgericht zu ihm, damit Er uns gnädig heile und segne und uns leite auf dem gesegneten Weg des Gehorsams, der jedem wirklich demütigen Jünger offensteht.