Behandelter Abschnitt 5. Mose 14,1-2
Verschiedene Anweisungen
Die Verantwortung eines heiligen Volkes
„Ihr seid Kinder des Herrn, eures Gottes; ihr sollt euch nicht wegen eines Toten Einschnitte machen und euch nicht kahl scheren zwischen euren Augen. Denn ein heiliges Volk bist du dem Herrn, deinem Gott; und dich hat der Herr erwählt, ihm ein Eigentumsvolk zu sein, aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind“ (V. 1.2).
Die ersten Verse unseres Kapitels zeigen uns die Grundlage aller Vorrechte und Verantwortlichkeiten des Volkes Gottes. Es ist oft gesagt worden, dass man erst dann die mit einer bestimmten Stellung verbundenen Zuneigungen kennen und die daraus hervorgehenden Pflichten erfüllen kann, wenn man selbst in dieser Stellung steht. Wenn jemand nicht selbst Vater ist, können ihm auch die eingehendsten Erklärungen kein Verständnis über die Gefühle oder Zuneigungen eines Vaterherzens vermitteln. Sobald er aber in dieses Verhältnis eintritt, kennt er sie ganz genau. So ist es mit jedem irdischen Verhältnis, mit jeder Stellung, und so ist es auch in den Dingen Gottes. Man kann nicht die Zuneigungen oder Pflichten eines Kindes Gottes verstehen, wenn man kein Kind Gottes ist, und man kann nicht die christlichen Pflichten erfüllen, ohne zuvor ein wirklicher Christ geworden zu sein. Allerdings benötigt man auch dann noch die Kraft des Heiligen Geistes zu deren Erfüllung.
Offenbar ist es Gottes Sache, seinen Kindern Vorschriften für ihr Verhalten zu geben, während es ihr Vorrecht und ihre Verantwortlichkeit ist, seine gnädige Zustimmung in allen Dingen zu suchen. „Ihr seid Kinder des Herrn, eures Gottes; ihr sollt euch nicht Einschnitte machen.“ Israel gehörte dem Herrn und nicht mehr sich selbst, und daher hatte kein Glied der Gemeinde ein Recht, sich wegen eines Toten Einschnitte zu machen oder sein Angesicht zu entstellen. Die armen und unwissenden Nationen ringsum mochten sich Einschnitte machen, da sie Gott nicht kannten und in keiner Beziehung zu ihm standen. Aber Israel stand auf dem hohen und heiligen Boden einer nahen Verbindung mit Gott und das musste alle ihre Gewohnheiten kennzeichnen. „Denn ein heiliges Volk bist du dem Herrn, deinem Gott.“ Gott sagte nicht: „Du sollst ein heiliges Volk werden“. Unmöglich hätten sie sich zu einem heiligen Volk des Herrn machen können.
Alle dahingehenden Anstrengungen wären vergeblich gewesen. Aber Gott hatte sie in seiner unumschränkten Gnade und wegen seines Bundes mit ihren Vätern zu seinem Eigentumsvolk aus allen Völkern der Erde gemacht. Das war das unerschütterliche Fundament, auf dem Israel stand. Ihre Sitten und Gebräuche, ihr Leben und Handeln, ihre Nahrung und Kleidung, alles musste darauf basieren, dass sie Gottes Eigentum und das Volk seiner Wahl waren. Darum konnten sie so wenig ändern wie an ihrer natürlichen Geburt.
Müssen wir es nicht als eines unserer höchsten Vorrechte ansehen, dass der Herr uns so nahe ist und sich für alle unsere Gewohnheiten und Wege interessiert? Für einen Menschen freilich, der den Herrn nicht kennt und in keiner Beziehung zu ihm steht, ist der Gedanke an seine heilige Nähe unerträglich. Aber für den Gläubigen, für jeden, der Gott wirklich liebt, ist es wunderbar zu wissen, dass Er uns nahe ist und an den kleinsten Einzelheiten unseres persönlichen und täglichen Lebens Anteil nimmt. Er nimmt Kenntnis von dem, was wir essen und womit wir uns kleiden. Er sieht nach uns bei Tag und Nacht, ob wir wachen oder schlafen, ob wir zu Hause oder auf der Reise sind. Er interessiert sich und sorgt mehr für uns als eine Mutter. Würden wir das alles nur mehr verstehen, wie ganz anders würde dann unser Leben sein, wie viel herrliche Erfahrungen würden wir dann machen!