Behandelter Abschnitt 5. Mose 14,3-21
Die Speise des Israeliten und die Speise des Fremden
In den Versen 3–20 finden wir Vorschriften bezüglich der reinen und unreinen Tiere, der Fische und Vögel. Zu den leitenden Grundsätzen dieser Vorschriften verweisen wir auf unsere Ausführungen zu 3. Mose 11. Doch es besteht ein sehr wichtiger Unterschied zwischen diesen beiden Schriftabschnitten. Während im dritten Buch Mose diese Vorschriften zunächst nur Mose und Aaron gegeben werden, wird in unserem Kapitel das Volk selbst angesprochen. Das ist charakteristisch für die beiden Bücher. Das dritte Buch Mose könnte man als ein „Lehrbuch für den Priester“ bezeichnen, wohingegen im fünften Buch Mose die Priester mehr zurücktreten und das Volk im Vordergrund steht. Dieser Unterschied ist durch das ganze Buch hindurch leicht zu erkennen.
Im 21. Vers unseres Kapitels wird uns der Unterschied zwischen dem Israel Gottes und dem Fremdling gezeigt: „Ihr sollt kein Aas essen; dem Fremden, der in deinen Toren ist, darfst du es geben, dass er es esse, oder verkaufe es einem Ausländer; denn ein heiliges Volk bist du dem Herrn, deinem Gott“.
Seine Verbindung mit dem Herrn unterschied Israel von allen Völkern der Erde. Nicht dass sie an sich besser oder heiliger gewesen wären als andere, aber der Herr war heilig, und sie waren sein Volk: „Seid heilig, denn ich bin heilig“.
Die Kinder dieser Welt nennen die Christen oft Pharisäer, weil die Gläubigen sich von ihnen trennen und nicht an ihren Vergnügungen und Ergötzungen teilnehmen wollen. Aber sie verstehen nicht, was sie sagen. Wenn ein Christ sich an den wertlosen Dingen und Torheiten dieser Welt beteiligen würde, so wäre das, bildlich gesprochen, nichts anderes, als wenn ein Israelit Aas gegessen hätte. Der Christ hat, Gott sei Dank! eine bessere Speise, als die Welt ihm bieten kann. Er nährt sich von dem lebendigen Brot, das aus dem Himmel ist, von dem wahren Manna, und er isst von dem „Erzeugnis des Landes Kanaan“ (Jos 5,11), dem Bild des auferstandenen und verherrlichten Menschen im Himmel. Von diesen herrlichen Dingen kennt das arme, unbekehrte Weltkind überhaupt nichts. Es muss sich daher auf das beschränken, was die Welt ihm zu bieten hat. Die Frage ist nicht, inwiefern solche Dinge an sich gut oder schlecht sind. Kein Israelit hätte wissen können, dass es unrecht sei, von einem Aas zu essen, wenn Gott es nicht gesagt hätte.
Das ist der wichtige Punkt auch für uns. Wir können nicht erwarten, dass die Welt denkt und urteilt wie wir. Unsere Aufgabe ist es, alles vom göttlichen Standpunkt aus zu sehen. Für einen Weltmenschen mag vieles richtig und passend sein, was einem Christen nicht geziemt, aus dem einfachen Grund, weil er ein Christ ist. Für den wirklich Gläubigen gilt nur die eine Frage: „Dient dies zur Verherrlichung Gottes? Kann ich es mit dem Namen Christi verbinden?“
Für den Christen gibt es in allen Dingen nur einen Prüfstein, nur eine Richtschnur, nämlich Christus. Was seiner unwürdig ist, ist auch des Christen unwürdig.
Bevor wir weitergehen, möchten wir noch auf den Schluss des 21. Verses aufmerksam machen: „Du sollst ein Böckchen nicht kochen in der Milch seiner Mutter“. Dieses Gebot gewinnt dadurch eine besondere Bedeutung, dass es dreimal in verschiedenen Verbindungen gegeben wird. Fragen wir nach dem Sinn und der für uns darin enthaltenen Lehre, so glauben wir, alles das zu vermeiden, was widernatürlich ist. Offenbar war es widernatürlich, ein Böckchen in dem zu kochen, was ihm zur Nahrung dienen sollte. Das Wort Gottes redet viel von dem, was naturgemäß, und somit passend ist. So schrieb der Apostel an die Korinther: „Lehrt euch nicht selbst die Natur?“ (1Kor 11,14). Es gibt gewisse, vom Schöpfer eingepflanzte Gefühle und Instinkte, die man nie unterdrücken darf. Gott kann keine Handlung billigen, die das natürliche Zartgefühl verletzt. Der Geist Gottes leitet uns zwar oft in übernatürlicher, aber nie in widernatürlicher Weise.