Behandelter Abschnitt 5. Mose 13 1,-5
Behandlung des Götzendienstes
Zeichen und Wunder der Lüge
Dieses Kapitel enthält eine Reihe wichtiger Grundsätze. Es besteht aus drei Abschnitten, die alle unsere ganze Aufmerksamkeit fordern.
In den ersten fünf Versen wird die göttliche Vorsorge für alle Fälle von falscher Lehre und falschen religiösen Einflüssen herausgestellt. Es ist uns allen bekannt, wie leicht wir durch etwas irregeführt werden können, das in Form eines Zeichens oder Wunders erscheint, ganz besonders, wenn es mit der Religion in Verbindung steht. Das war nicht nur zur Zeit Israels so, sondern es ist überall und zu allen Zeiten festzustellen. Alles Übernatürliche, alles, was den Naturgesetzen entgegensteht, macht immer einen tiefen Eindruck auf das menschliche Gemüt. Wenn heute ein Prophet aufträte und seine Lehre durch Zeichen und Wunder bestätigte, so würde er sicher bald großen Einfluss und Ruf erlangen.
Satan hat zu allen Zeiten so gewirkt und wird es noch viel mehr am Ende dieser Zeit tun, um alle zu verführen und die, die die wunderbare Wahrheit des Evangeliums nicht annehmen wollen, ins ewige Verderben zu stürzen. „Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit“, das seit den Tagen des Apostels in der Christenheit wirksam gewesen ist, wird zur Reife gelangen in der Person des „Gesetzlosen, den der Herr Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten wird durch die Erscheinung seiner Ankunft, ihn, dessen Ankunft nach der Wirksamkeit des Satans ist, in aller Macht und allen Zeichen und Wundern der Lüge und in allem Betrug der Ungerechtigkeit denen, die verloren gehen, darum, dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen, damit sie errettet würden. Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, dass sie der Lüge glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit“ (2Thes 2,8-12).
So warnt auch der Herr Selbst seine Jünger in Matthäus 24 vor solchen Einflüssen: „Dann, wenn jemand zu euch sagt: ‚Siehe, hier ist der Christus‘, oder: ‚Hier!‘ so glaubt es nicht. Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um so, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen. Siehe, ich habe es euch vorhergesagt“ (V. 23–25).
Ferner lesen wir in Offenbarung 13 von dem zweiten Tier, das aus der Erde aufsteigt (dem falschen Propheten, dem Antichristen), dass es große Zeichen tut, ja sogar „Feuer vom Himmel auf die Erde herabkommen lässt vor den Menschen; und es verführt die, die auf der Erde wohnen, wegen der Zeichen, die vor dem Tier zu tun ihm gegeben wurde, indem es die, die auf der Erde wohnen, auffordert, ein Bild dem Tier zu machen, das die Wunde des Schwertes hat und wieder lebendig wurde“ (V. 13.14).
Wir führen diese drei Stellen an, um zu zeigen, wie weit der Teufel auch Zeichen und Wunder einsetzen kann, um die Menschen von der Wahrheit abzulenken. Gottes Wort ist der einzige göttliche und deshalb vollkommene Schutz gegenüber der täuschenden Macht des Feindes.
Das menschliche Herz kann dem Einfluss „großer Zeichen und Wunder“ einfach nicht widerstehen. Das Einzige, was die Seele befestigen und sie zu diesem Widerstand gegen die Täuschungen Satans befähigen kann, ist das Wort Gottes. Wer die Wahrheit Gottes festhält, besitzt das göttliche Geheimnis, das gegen jeden Irrtum schützt, auch wenn dieser sich auf die erstaunlichsten Wunder stützt.
Wir sehen daher auch in der ersten der oben angeführten Stellen, dass der Betrug „des Gesetzlosen“ durch Zeichen und Wunder der Lüge deshalb gelingt, weil die Menschen „die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, damit sie errettet würden“. Nur die Liebe zur Wahrheit schützt gegen den Irrtum, so überzeugend er sein mag und so sehr er durch „Zeichen und Wunder“ unterstützt wird. Die höchsten geistigen Fähigkeiten und die größte Gelehrsamkeit erweisen sich als ohnmächtig gegenüber den Listen Satans. Der scharfsinnigste menschliche Verstand fällt dem Betrug der Schlange zum Opfer.
Aber andererseits sind alle List und Schlauheit, alle Zeichen und Lügenwunder Satans völlig machtlos vor einem Herzen, das von der Liebe zur Wahrheit beherrscht wird. Jeder, der die Wahrheit kennt und liebt, hat einen göttlichen Schutz vor der täuschenden Macht des Bösen. Mögen noch so viele Propheten aufstehen und nie gesehene Wunder tun, um irgendeine göttliche Wahrheit zu leugnen oder zu beweisen, dass die Bibel nicht das inspirierte Wort Gottes, dass unser Herr Jesus Christus nicht Gott über alles ist. An einem einfältigen Herzen, das durch das Wort Gottes geleitet wird, wird alles wirkungslos abprallen. Ja, wenn ein Engel vom Himmel käme und etwas verkündigte, das dem Wort Gottes widerspricht, so hätten wir das von Gott gegebene Recht, ihm ohne weiteres ein „Verflucht“ zuzurufen.
Das ist eine unschätzbare Barmherzigkeit Gottes. Sie gibt dem Gläubigen, so einfältig und ungelehrt er auch sein mag, vollkommene Sicherheit und Ruhe. Wir sind nicht dazu berufen, eine falsche Lehre zu untersuchen oder die Beweise zu ihrer Begründung zu prüfen, sondern sollen beides unterlassen, weil wir die Gewissheit der Wahrheit und der Liebe zu ihr in unserem Herzen haben. „Du sollst nicht hören auf die Worte dieses Propheten oder auf den, der die Träume hat; denn der Herr, euer Gott, prüft euch, um zu erkennen, ob ihr den Herrn, euren Gott, mit eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele liebt“ (V. 3).
Das war wichtig für Israel, und es ist auch für uns von entscheidender Bedeutung. Ein treuer Israelit, der den Herrn von ganzem Herzen liebte, hatte für alle falschen Propheten und Träumer immer eine schlüssige Antwort bereit: „Du sollst nicht hören“. Wenn der Feind nicht angehört wird, dann kann er das Herz nicht erreichen. Die Schafe folgen dem Hirten; „denn sie kennen seine Stimme; einem Fremden aber“, selbst wenn dieser Zeichen und Wunder tun sollte, „werden sie nicht folgen, sondern werden vor ihm fliehen“. Warum? Etwa weil sie fähig sind, seine Lehre zu untersuchen und zu widerlegen? Nein, sondern „weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen“ (Joh 10,4.5). Diese Tatsache allein ist Grund genug, sich von dem Redenden abzuwenden.
Wie tröstlich und beruhigend ist das für die Lämmer und Schafe der Herde Christi! Sie können die Stimme ihres liebenden, treuen Hirten hören. Sie können sich um ihn versammeln und in seiner Gegenwart wirklich Ruhe und völlige Sicherheit finden. „Er lagert sie auf grünen Auen und führt sie zu stillen Wassern“ (siehe Ps 23,2). Das ist genug. Die Schafe mögen selbst schwach und kraftlos sein, aber das ist kein Hindernis für ihre Ruhe und Segnung, sondern wirft sie nur umso mehr auf die allmächtige Kraft ihres guten Hirten. Wir brauchen nie unsere Schwachheit zu fürchten, wohl aber die eingebildete Kraft, das Vertrauen auf unsere eigene Weisheit, Einsicht und Schriftkenntnis. Je mehr wir unsere Schwachheit fühlen, desto besser für uns. Denn die Kraft Christi wird in Schwachheit vollbracht, und seine Gnade genügt für alle Bedürfnisse seiner geliebten und teuer erkauften Herde.