BehandelterAbschnitt 5. Mose 3,12-20
Das Teil der zweieinhalb Stämme
Im letzten Teil unseres Kapitels erinnert Mose die Versammlung daran, was sie mit den zwei Königen der Amoriter getan hatten und wie den zweieinhalb Stämmen auf der östlichen Seite des Jordan ihr Erbe zugeteilt worden war. Es ist bemerkenswert, dass er gar nicht davon redet, ob sie recht oder unrecht getan hatten, sich ihren Besitz außerhalb des verheißenen Landes zu erwählen. Ja, es scheint nach diesem Bericht so, als wenn die genannten Stämme nicht von sich aus den Wunsch dazu gehabt hätten (vgl. V. 12–20).
In unseren Betrachtungen über das vierte Buch Mose haben wir die Wahl des Wohnortes der zweieinhalb Stämme erörtert und gezeigt, dass sie nicht ans Ziel kamen, das Gott ihnen gesteckt hatte, indem sie sich ihr Erbe östlich des Jordan wählten. In diesem Kapitel aber wird nichts davon erwähnt, weil Mose hier der ganzen Gemeinde die überströmende Güte, Barmherzigkeit und Treue Gottes vor Augen stellt, die sie durch alle Gefahren und Schwierigkeiten der Wüste hindurchgeführt, ihnen großartige Siege über die Amoriter gegeben und sie schließlich in das schöne Land gebracht hatte. Dadurch sucht Mose dem Volk klarzumachen, dass der Herr Anspruch hatte auf ihren Gehorsam gegen seine Gebote. Es ist sehr schön zu sehen, dass in dieser Wiederholung nicht erwähnt wird, ob Ruben, Gad und der halbe Stamm Manasse unrecht taten, sich außerhalb des Landes der Verheißung ansässig zu machen. Dies ist nicht nur ein Beweis von der Gnade Gottes, sondern auch von der göttlichen Inspiration der Heiligen Schrift.
Solche Beweise der Vollkommenheit des Wortes erfreuen den Gläubigen. Aber nicht allein das. Je mehr die Herrlichkeit dieses Wortes und seine lebendigen und unerschöpflichen Tiefen sich uns erschließen, desto mehr werden wir erkennen, wie töricht die Angriffe der Ungläubigen sind. Das Wort Gottes braucht aber auch nicht von Menschen verteidigt zu werden. Es redet für sich selbst und enthält selbst überzeugende Beweise. Wir können mit dem Apostel Paulus sagen: „Wenn aber auch unser Evangelium verdeckt ist, so ist es in denen verdeckt, die verloren gehen, in denen der Gott dieser Welt den Sinn der Ungläubigen verblendet hat, damit ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, der das Bild Gottes ist“ (2Kor 4,3.4). Allein der Geist Gottes befähigt einen Menschen, an die göttliche Inspiration der Heiligen Schrift zu glauben.
Menschliche Beweise haben nur insoweit Wert, als sie manchen Gegner des Wortes zum Schweigen bringen, aber sie erreichen nicht das Herz. Sie sind nicht imstande, die lebenbringenden Strahlen der göttlichen Offenbarung in ihrer errettenden Kraft in die Seele zu senken. Das ist ein göttliches Werk. Solang dieses Werk nicht geschehen ist, bleibt ein Mensch trotz Beweise in der Finsternis des Unglaubens. Ist aber ein Mensch einmal durch den Geist Gottes erleuchtet, so ist ein menschliches Zeugnis zur Verteidigung der Bibel überflüssig. Äußere Beweise, so interessant sie auch sein mögen, können der Herrlichkeit der göttlichen Offenbarung nichts hinzufügen. Sie trägt auf jeder Seite, in jedem Satz den deutlichen Stempel ihres göttlichen Urhebers. So wenig, wie ein Blinder die Sonne sieht, so wenig erkennt ein unbekehrter Mensch die Kraft und Schönheit der Heiligen Schrift. Die Augen müssen mit himmlischer Augensalbe gesalbt sein, um die Vollkommenheit dieses Buches zu erkennen.