Behandelter Abschnitt 4. Mose 18,1-7
Die Leviten als Diener Aarons
Indessen ist dies alles für die Güte Gottes ein Anlass, die heilige Verantwortlichkeit und die wunderbaren Vorrechte des Priestertums vollkommen vor unseren Augen zu entfalten. Wie gnädig ist es von Gott, wie entspricht es seinem Herzen, dass Er aus den Fehlern seines Volkes einen Anlass macht, uns über seine Wege tiefer zu belehren! Es ist sein Vorrecht und sein Name sei dafür gepriesen, aus dem Bösen Gutes hervorkommen zu lassen, aus dem Fresser Fraß, aus dem Starken Süßigkeit (vgl. Richter 14,14). So gibt der „Widerspruch Korahs“ Anlass zu der besonders schönen Belehrung, die in dem Stab Aarons enthalten ist, und das, was das Volk in den letzten Zeilen des 17. Kapitels sagt, hat eine sorgfältige Darstellung der Aufgaben des Priestertums Aarons zur Folge (Kap. 18,1–7).
Die ersten sieben Verse des 18. Kapitels enthalten eine göttliche Antwort auf die von den Kindern Israel gestellte Frage. „Sollen wir denn ganz und gar vergehen?“ „Nein!“, sagt der Gott aller Gnade und Barmherzigkeit. „Und ihr [Aaron und seine Söhne] sollt den Dienst des Heiligtums und den Dienst des Altars versehen, dass kein Zorn mehr über die Kinder Israel komme“ (V. 5). So wird das Volk belehrt, dass es gerade in dem Priestertum, das es so sehr verachtet und dem es widersprochen hatte, seine Sicherheit finden sollte.
Doch wir müssen hier vor allem beachten, dass die Söhne Aarons und das Haus seines Vaters mit Aaron in seinen hohen und heiligen Vorrechten und seiner Verantwortung verbunden waren. Die Leviten waren dem Aaron als eine Gabe gegeben, sie hatten den Dienst des Zeltes der Zusammenkunft zu tun. Sie sollten unter Aaron, dem Haupt des priesterlichen Hauses, dienen. Das gibt uns eine schöne Lehre, die besonders für die Christen unserer Tage nötig ist. Wir alle dürfen nicht vergessen, dass der Dienst, wenn er Gott wohlgefällig sein soll, Unterwerfung unter eine priesterliche Autorität und Leitung voraussetzt. „Und auch deine Brüder, den Stamm Levi, den Stamm deines Vaters, lass mit dir herzutreten, dass sie sich dir anschließen und dir dienen“ (V. 2). Das drückte allen Einzelheiten des levitischen Dienstes seinen bestimmten Stempel auf. Der ganze Stamm der Arbeiter war mit dem Hohenpriester verbunden und ihm unterworfen. Alles stand unter seiner unmittelbaren Aufsicht und Leitung. So muss es auch jetzt im Blick auf alle Arbeiter Gottes sein. Jeder christliche Dienst muss in der Gemeinschaft mit unserem großen Hohenpriester und in heiliger Unterwerfung unter seine Autorität getan werden; anders hat er keinen Wert.
Es mag sehr viel Arbeit getan, sehr viel Aktivität entwickelt werden; aber wenn Christus nicht der unmittelbare Gegenstand des Herzens ist, wenn seine Leitung und Autorität nicht völlig anerkannt werden, so ist die Arbeit vergeblich.
Andererseits hat das kleinste Werk des Dienstes, die geringste Arbeit, die vor dem Angesicht Christi getan wird, in den Augen Gottes ihren Wert und wird belohnt werden. Wie ermutigend und tröstlich ist das für das Herz jedes eifrigen Arbeiters! Die Leviten mussten unter Aaron arbeiten. Die Aufgabe der Christen ist es, unter Christus zu wirken. Ihm sind wir verantwortlich. Es ist gut und schön, in Gemeinschaft mit unseren lieben Mitarbeitern zu leben und in der Furcht des Herrn einander untertan zu sein. Alle Leviten mussten sich in ihrem Werk „an ihn [Aaron] anschließen“ und waren daher auch untereinander verbunden. Sie hatten zusammenzuarbeiten. Hätte ein Levit seinen Brüdern den Rücken gekehrt, so hätte er sich damit auch von Aaron abgewandt. Denken wir uns, ein Levit hätte sich durch das Benehmen seiner Gefährten beleidigt gefühlt und gesagt: „Ich kann nicht mit meinen Brüdern gehen. Ich muss meine Arbeit allein tun. Ich kann Gott dienen und unter Aaron wirken, aber ich muss mich von meinen Brüdern fern halten, denn ich kann unmöglich der Art und Weise des Wirkens zustimmen.“ Es ist nicht schwer, die Unrichtigkeit und Torheit eines solchen Schlusses einzusehen. Er hätte nichts als Verwirrung hervorgerufen. Alle waren berufen, miteinander zu wirken, so verschieden auch ihr Werk sein mochte.
Arbeiter gehorchen ihrem Herrn
Gleichwohl war, erinnern wir uns immer daran, ihre Arbeit verschieden. Außerdem war jeder Einzelne berufen, unter Aaron zu wirken. Es gab also eine persönliche Verantwortlichkeit und gleichzeitig gemeinschaftliche Tätigkeit, die harmonisch ablief. Wir wünschen gewiss, die Einigkeit im Wirken auf alle Weise zu fördern; aber sie darf nie den Bereich des persönlichen Dienstes berühren oder sich in die unmittelbaren und persönlichen Beziehungen des Arbeiters zu seinem Gott einmischen. Die Versammlung Gottes gewährt den Arbeitern des Herrn ein weit ausgedehntes Feld. Da ist Raum für alle Arbeiter, und wir dürfen nicht versuchen, sie alle auf den gleichen Boden zu stellen oder die vielfältigen Kräfte der Diener Christi einzuschränken, indem wir sie in alte Gleise, die wir selbst hergestellt haben, einzuzwängen versuchen. Das wird nie gehen. Wir müssen herzliche Einmütigkeit mit der größtmöglichen Verschiedenheit in der Art der Wirksamkeit zu vereinigen suchen. Beides wird gefördert werden, wenn wir immer im Gedächtnis behalten, dass wir alle berufen sind, miteinander Christus zu dienen.
Hierin liegt das große Geheimnis: miteinander, unter Christus. Lasst uns das beherzigen! Es wird uns helfen, die Art der Wirksamkeit eines anderen, wenn sie auch von der unsrigen verschieden sein mag, anzuerkennen und zu schätzen, und es wird uns vor allen hochmütigen Gedanken über unseren eigenen Wirkungskreis bewahren, durch die Erkenntnis, dass wir alle nichts anderes sind als Mitarbeiter auf demselben weiten Feld und dass das große Ziel, das vor dem Herzen des Meisters steht, nur dann erreicht werden kann, wenn jeder Arbeiter sein spezielles Werk tut, und zwar in glücklicher Gemeinschaft mit allen anderen.