Behandelter Abschnitt 4. Mose 18,8-10
Der priesterliche Dienst
Kehren wir jetzt zu den Söhnen Aarons zurück, und betrachten wir die reiche Vorsorge, die Gott in seiner Güte für sie traf, und die feierlichen Aufgaben, die ihnen in ihrer priesterlichen Stellung zugedacht waren. „Und der Herr redete zu Aaron: Und ich, siehe, ich habe dir den Dienst meiner Hebopfer gegeben; von allen heiligen Dingen der Kinder Israel habe ich sie dir und deinen Söhnen gegeben, als Salbungsteil, als eine ewige Gebühr. Dies soll dir gehören von dem Hochheiligen, das nicht verbrannt wird: Alle ihre Opfergaben nach allen ihren Speisopfern und nach allen ihren Sündopfern und nach allen ihren Schuldopfern, die sie mir darbringen, als ein Hochheiliges soll es dir und deinen Söhnen gehören. An hochheiligem Ort sollst du es essen, alles Männliche soll es essen; es soll dir heilig sein“ (V. 8–10).
Hier sehen wir das Volk Gottes von einer anderen Seite. Wir sehen es hier nicht als Arbeiter, sondern als Anbeter; nicht als Leviten, sondern als Priester. Alle Gläubigen, alle Christen, alle Kinder Gottes sind Priester. Wir haben einen großen Hohenpriester, der durch die Himmel gegangen ist; wenn Er auf der Erde wäre, so wäre Er nicht einmal Priester (vgl. Heb 4,14 und 8,4). „Denn es ist offenbar, dass unser Herr aus Juda entsprossen ist, einem Stamm, über den Mose in Bezug auf Priester nichts geredet hat“ (Heb 7,14). Folglich bedeutet ein Priester, der auf der Erde opfert, eine Leugnung dessen, was die Schrift sagt, und ein vollständiges Ignorieren der herrlichen Tatsache, auf die das Christentum gegründet ist: die vollbrachte Erlösung. Wenn heute noch ein Priester nötig ist, um für Sünden zu opfern, dann ist ganz gewiss die Erlösung keine vollendete Tatsache. Doch die Schrift erklärt an vielen Stellen, dass sie vollbracht ist, und darum brauchen wir kein Opfer mehr für die Sünde. „Christus aber – gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter, in Verbindung mit der größeren und vollkommeneren Hütte, die nicht mit Händen gemacht, das heißt nicht von dieser Schöpfung ist, auch nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut – ist ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte“ (Heb 9,11.12). So lesen wir auch in Kapitel 10: „Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden“, und: „Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken. Wo aber eine Vergebung derselben ist, da ist nicht mehr ein Opfer für die Sünde“ (V. 14.17.18).
Diese Stellen lösen die wichtige Frage hinsichtlich des Priestertums und des Opfers für die Sünde. Es ist eine Wahrheit, die zur Grundlage des Christentums gehört und die ernste Beachtung von allen verdient, die die wahre christliche Stellung einzunehmen wünschen. Um mit Freimütigkeit in das Allerheiligste eintreten zu können, müssen wir wissen, was das Blut Christi für uns getan hat. Wir müssen wissen, dass wir zu Priestern Gottes gemacht und kraft des Versöhnungstodes Christi Gott völlig nahe gebracht worden sind. „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater . . . “ (Off 1,5.6). „. . . werdet auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus . . . Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ (1Pet 2,5.9). „Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Das Wohltun aber und Mitteilen vergesst nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen“ (Heb 13,15.16).
Das sind die beiden Zweige des geistlichen Priestertums: das Lob Gottes und das Wohltun an den Menschen. Der jüngste und unerfahrenste Christ kann diese Dinge verstehen. Wer in der ganzen Familie Gottes, in dem priesterlichen Haus unseres göttlichen Hohenpriesters könnte nicht von Herzen sagen: „Der Herr sei gepriesen!“? Und wer könnte nicht dem Nächsten Gutes tun? Dies ist der allen Christen gemeinsame Gottesdienst und Dienst. Wohl mag die geistliche Kraft verschieden groß sein, aber alle Kinder Gottes sind göttlich geweihte Priester, und zwar der eine nicht weniger als der andere.