Behandelter Abschnitt 3. Mose 25,1-7
Das Sabbatjahr
In den ersten sieben Versen unseres Kapitels haben wir den besonderen Charakter des Landes des Herrn. Nach seinem Willen sollte es sich eines Sabbatjahres erfreuen, und dieses Jahr sollte von dem reichen Überfluss zeugen, mit dem Er die segnen würde, die es sozusagen als seine Pächter besitzen sollten. Welch ein glückliches Pachtverhältnis! Welch eine Ehre, das Land unmittelbar unter dem Herrn zu besitzen!
Keine Pacht, keine Lasten! Es konnte wirklich mit Recht gesagt werden: „Glückselig das Volk, dessen Gott der Herr ist!“ (Ps 144,15). Wir wissen, dass Israel das reiche Land, das der Herr ihm schenkte, niemals ganz in Besitz genommen hat. Er hatte es ganz gegeben. Er hatte es für immer gegeben. Sie nahmen nur einen Teil, und auch nur für eine Zeit, in Besitz. Und dennoch ist das Besitztum noch immer vorhanden, wenn auch die Pächter für den Augenblick ausgetrieben sind. „Das Land soll nicht für immer verkauft werden, denn mein ist das Land; denn Fremde und Beisassen seid ihr bei mir“ (V. 23). Das heißt doch, dass Kanaan in ganz besonderer Weise dem Herrn gehört und dass Er es durch die Stämme Israels besitzen will. Zwar ist die ganze Erde „des Herrn“, aber das ist eine ganz andere Sache. Es ist klar, dass es ihm nach seinen unerforschlichen Ratschlüssen gefallen hat, in besonderer Weise Besitz von dem Land Kanaan zu nehmen, mit diesem Land in einer besonderen Weise zu handeln, es dadurch, dass Er es sein nannte, vor allen anderen Ländern durch Gerichte, durch Verordnungen und durch regelmäßig wiederkehrende Festlichkeiten auszuzeichnen, deren bloße Betrachtung schon etwas Anziehendes hat.
Wo auf der ganzen Erde hören wir von einem Land, das sich eines Jahres ununterbrochener Ruhe, eines Jahres des reichsten Überflusses erfreute? Der Rationalist mag fragen: „Wie ist so etwas überhaupt möglich?“ Der Zweifler mag ungläubig den Kopf schütteln, aber der Glaube vernimmt die befriedigende Antwort des Herrn: „Und wenn ihr sprecht: Was sollen wir im siebten Jahr essen? Siehe, wir säen nicht, und unseren Ertrag sammeln wir nicht ein –: Ich werde euch ja im sechsten Jahr meinen Segen entbieten, dass es den Ertrag für drei Jahre bringe; und wenn ihr im achten Jahr sät, werdet ihr noch vom alten Ertrag essen; bis ins neunte Jahr, bis sein Ertrag einkommt, werdet ihr Altes essen“ (V. 20–22). Die Natur mochte fragen: „Wie, sollen wir nicht säen?“ Aber Gottes Antwort lautete: „Ich werde euch meinen Segen entbieten.“ Der „Segen“ Gottes ist weit besser als das „Säen“ des Menschen. Er wollte sie wirklich nicht vor Hunger sterben lassen in dem Sabbatjahr. Sie sollten sich von den Früchten seines Segens nähren, während sie sein Ruhejahr feierten – ein Jahr, das auf jenen ewigen Sabbat hinwies, der für das Volk Gottes übrig bleibt.