Behandelter Abschnitt 3. Mose 25,14-17
Das Land gehört mir, sagt der Herr
Das Jubeljahr erinnerte ferner sowohl den Käufer als auch den Verkäufer daran, dass das Land dem Herrn gehörte und nicht verkauft werden sollte (V. 14–17). Die „Früchte“ mochten verkauft werden, aber das war auch alles. Der Herr konnte niemals das Land einem anderen abtreten. Es ist wichtig, diesen Punkt im Auge zu behalten, weil er uns den Schlüssel zu einer bedeutsamen Wahrheit in die Hand gibt. Wenn das Land Kanaan nicht verkauft werden darf, wenn der Herr erklärt, dass es sein ist, für wen hat Er es dann nötig? Wer soll es unter ihm besitzen? Diejenigen, denen Er es durch einen ewigen Bund gegeben hat; sie sollen es durch alle Geschlechter hindurch besitzen.
Es gibt kein Fleckchen auf der ganzen Erde, das in Gottes Augen dem Land Kanaan gleichkommt. Dort richtete der Herr seinen Thron und sein Heiligtum auf. Dort standen seine Priester, um beständig vor ihm zu dienen. Dort wurden die Stimmen seiner Propheten vernommen, die von einem gegenwärtigen Verfall und einer zukünftigen Wiederherstellung und Herrlichkeit Zeugnis ablegten. Dort hat Johannes der Täufer als der Vorläufer des Messias seine Laufbahn begonnen und beendet. Dort wurde der Hochgelobte selbst von einer Frau geboren. Dort wurde Er getauft. Dort predigte und lehrte Er. Dort wirkte und starb Er. Von dort aus fuhr Er siegreich zum Himmel, um zur Rechten des Vaters seinen Platz zu nehmen.
Dort stieg Gott, der Heilige Geist, in der Pfingstkraft hernieder. Von dort aus ergoss sich der Strom des Zeugnisses des Evangeliums bis zu den Enden der Erde. Dorthin wird in kurzem der Herr der Herrlichkeit herabkommen und „seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen“ (Sach 14,4). Dort wird sein Thron wiederaufgerichtet und seine Anbetung wiederhergestellt werden. Mit einem Satz, sein Auge und sein Herz sind beständig dort. Der Staub dieses Landes ist kostbar für ihn. Das Land selbst ist, im Blick auf diese Erde, der Mittelpunkt seiner Gedanken und seines Tuns, und es ist seine Absicht, es zur Freude vieler Geschlechter mit immerwährender Herrlichkeit zu bekleiden.
Es ist daher, wie bereits bemerkt, wichtig, diese Seite der Wahrheit klar zu verstehen. Von dem Land Kanaan hat der Herr gesagt: „Es ist mein.“ Wer wird es ihm entreißen? Wo ist der König oder der Kaiser, wo die Macht der Menschen oder der Teufel, die das „Land der Zierde“ den allmächtigen Händen des Herrn entwinden könnte? Zwar ist es seit Jahrhunderten der Zankapfel der Nationen.
Es war der Schauplatz grausamer, blutiger Kriege und wird dies noch einmal werden. Aber hoch über dem Schlachtgetöse der Völker erklingt mit göttlicher Klarheit, Fülle und Kraft das Wort: „Mein ist das Land.“ Der Herr kann weder das Land preisgeben noch jene „zwölf Stämme“, in denen Er es ewig besitzen will. Gott hat weder sein Volk noch jenes Land verstoßen, das Er ihm als ewiges Besitztum zugeschworen hat. Die „zwölf Brote“ in 3. Mose 24 bezeugen die eine, das „Jubeljahr“ in 3. Mose 25 die andere Wahrheit. Das Gedächtnis der „zwölf Stämme Israels“ ist beständig vor dem Herrn, und mit schnellen Schritten rückt der Augenblick heran, wo auf den Bergen Palästinas die Jubelposaune vernommen werden wird. Dann wird der Gefangene die entehrenden Ketten, die ihn Jahrhunderte hindurch gefesselt haben, von sich werfen. Dann wird der Verbannte in seine Heimat, der er so lange entrissen war, zurückkehren. Dann wird jede Schuld erlassen, jede Bürde beseitigt, jede Träne abgewischt werden (vgl. auch Jes 66,12-23).
Verweilen wir noch kurz bei der praktischen Auswirkung des Jubeljahres, seinem Einfluss auf Handel und Verkehr: „Und wenn ihr eurem Nächsten etwas verkauft oder von der Hand eures Nächsten etwas kauft, so soll keiner seinen Bruder bedrücken. Nach der Zahl der Jahre seit dem Jubeljahr sollst du von deinem Nächsten kaufen, nach der Zahl der Erntejahre soll er dir verkaufen“ (V. 14.15). Die Höhe des Preises musste nach dem Jubeljahr bestimmt werden. Je nachdem dieses große Ereignis nahe oder fern lag, sank oder stieg der Preis. Alle Verträge bezüglich des Landes waren aufgelöst, sobald die Jubelposaune ertönte, denn das Land gehörte dem Herrn, und das Jubeljahr brachte alles wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurück.
Hierin liegt für uns eine schöne Unterweisung. Wenn unseren Herzen die Hoffnung auf die Wiederkunft des Herrn wertvoll ist, werden wir alles Irdische gering achten. Es ist unmöglich, den Herrn aus dem Himmel zu erwarten, ohne von dieser Welt und ihrem Treiben getrennt zu sein. Wer in der beständigen Erwartung der Erscheinung Christi lebt, muss getrennt sein von allem, was bei der Ankunft des Herrn gerichtet und vernichtet wird. Und das nicht etwa wegen der Kürze und Unsicherheit des menschlichen Lebens oder wegen der Vergänglichkeit alles Zeitlichen. Es gibt etwas Mächtigeres und Einflussreicheres als alle diese Dinge, und das ist: „Der Herr ist nahe!“ (Phil 4,5).