Behandelter Abschnitt 3. Mose 23,15-19
Das Pfingstfest
In den Versen 15–17 haben wir das Pfingstfest, ein Bild vom Volk Gottes, wie es durch den Heiligen Geist gesammelt und vor Gott dargestellt worden ist in Verbindung mit der ganzen Kostbarkeit Christi. Im Passah haben wir den Tod Christi, in der Erstlingsgarbe die Auferstehung Christi und im Pfingstfest das Herniederkommen des Heiligen Geistes zur Bildung der Versammlung. Alles ist göttlich vollkommen. Der Tod und die Auferstehung Christi mussten erfüllte Tatsachen sein, bevor die Versammlung gebildet werden konnte. Die Garbe wurde dargebracht und dann erst wurden die Brote gebacken.
Es heißt: „Gesäuert sollen sie gebacken werden.“ Warum das? Die beiden Brote weisen auf die Gläubigen hin. Obwohl sie mit dem Heiligen Geist erfüllt und mit seinen Gaben und Gnaden geschmückt sind, wohnt dennoch Böses in ihnen. Die Versammlung stand am Pfingsttag in dem vollen Wert des Blutes Christi und wurde gekrönt mit den Gaben des Heiligen Geistes, aber auch Sauerteig war vorhanden. Keine Macht des Heiligen Geistes vermochte die Tatsache zu beseitigen, dass in der Mitte des Volkes Gottes Böses wohnte. Es mochte unterdrückt und verborgen gehalten werden, aber es war vorhanden. Diese Tatsache wird durch den Sauerteig in den beiden Broten bildlich angedeutet, und sie ist in der Geschichte der Versammlung Gottes immer wieder sichtbar geworden. Obwohl der Heilige Geist in der Versammlung gegenwärtig war, so war doch auch das Fleisch da, um ihn zu belügen. Fleisch ist Fleisch, und es kann nichts anderes als Fleisch aus ihm gemacht werden. Der Heilige Geist kam am Pfingsttag nicht hernieder, um die Natur zu veredeln oder die Tatsache zu beseitigen, dass sie unheilbar böse ist, sondern um die Gläubigen zu einem Leib zu taufen und sie mit ihrem Haupt im Himmel zu vereinigen.
In dem Kapitel, das von dem Friedensopfer handelt, haben wir bereits gesehen, dass Sauerteig bei diesem Opfer gestattet war. Gott wusste, dass sich in dem Anbeter noch Böses befand. Ebenso ist es in der Verordnung über die „beiden Webe-Brote“. Sie mussten gesäuert gebacken werden wegen des noch vorhandenen Bösen. Doch, Gott sei Dank! Gegen das göttlich erkannte Böse wurden auch göttliche Vorkehrungen getroffen. Das gibt dem Herzen Trost und Ruhe. Es ist ein Trost, sicher sein zu dürfen, dass Gott das Schlimmste von uns kennt, und zudem, dass Er nicht nur nach unserer, sondern nach seiner Kenntnis des Bösen die nötige Vorsorge getroffen hat. „Und ihr sollt zu dem Brot darbringen sieben einjährige Lämmer ohne Fehl, und einen jungen Stier und zwei Widder (sie sollen ein Brandopfer dem Herrn sein) und ihr Speisopfer und ihre Trankopfer: ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem Herrn“ (V. 18).
Hier haben wir also, in unmittelbarer Verbindung mit den ungesäuerten Broten, die Darbringung eines makellosen Opfers, als ein Bild von der erhabenen und so wichtigen Wahrheit, dass die Vollkommenheit Christi und nicht unsere Sündhaftigkeit stets vor den Augen Gottes ist. Man beachte besonders die Worte: „Ihr sollt zu dem Brot darbringen sieben einjährige Lämmer ohne Fehl.“ Welch eine kostbare Wahrheit, obwohl sie noch in das Gewand eines Bildes gekleidet ist! Nicht ich, sondern Christus!
Es könnte vielleicht eingewendet werden, dass Christus wohl ein Lamm ohne Fehl war, dass dies jedoch nicht genüge, um die Schuldenlast von einem sündenbefleckten Gewissen abzuwälzen, dass also ein Opfer lieblichen Geruchs an und für sich einem schuldigen Sünder nicht helfen könne. Aber unser Bild räumt einen solchen Einwand aus dem Weg. Es ist wahr, dass ein Brandopfer da nicht genügen konnte, wo „Sauerteig“ vorhanden war. Wir lesen deshalb auch: „Und ihr sollt einen Ziegenbock zum Sündopfer opfern und zwei einjährige Lämmer zum Friedensopfer“ (V. 19). Das „Sündopfer“ begegnete dem „Sauerteig“ in den Broten. Der „Friede“ war gestiftet, so dass die Gemeinschaft genossen werden konnte und alles unmittelbar zusammen mit dem „lieblichen Geruch“ des „Brandopfers“ zu dem Herrn emporstieg.
So sehen wir also die Versammlung am Pfingsttag durch die Kraft des Heiligen Geistes in dem ganzen Wert und in der ganzen Vortrefflichkeit Christi. Wohl hatte sie noch den Sauerteig der alten Natur in sich, aber das Sündopfer war Gottes Antwort auf jede Frage, die aufkommen konnte. Die Kraft des Heiligen Geistes nahm den Sauerteig nicht weg, aber das Blut des Lammes hatte Sühnung dafür getan. Es ist sehr wichtig, diesen Unterschied zu verstehen. Das Werk des Heiligen Geistes in dem Gläubigen entfernt nicht das in ihm wohnende Böse. Es befähigt den Gläubigen, das Böse zu entdecken, zu verurteilen und am Boden zu halten, aber das höchste Maß geistlicher Kraft hebt nicht die Tatsache auf, dass das Böse vorhanden ist. Das Gewissen darf in vollkommener Ruhe sein, weil das Blut unseres Sündopfers die Frage der Sünde für immer in Ordnung gebracht hat. Statt dass das Böse in uns vor dem Auge Gottes steht, ist es für ewig vor seinen Blicken hinweggetan, und wir sind angenommen gemäß der ganzen Vortrefflichkeit Christi, der sich selbst als Opfer Gott dargebracht hat, um ihn zu verherrlichen und seinem Volk immer zur Speise dienen zu können.