Behandelter Abschnitt 3. Mose 16,11-19
Das Blut der Sühnung innerhalb des Vorhangs
„Und Aaron bringe den Stier des Sündopfers, der für ihn ist, herzu und tue Sühnung für sich und für sein Haus und schlachte den Stier des Sündopfers, der für ihn ist. Und er nehme eine Pfanne voll Feuerkohlen vom Altar, vor dem Herrn, und seine beiden Hände voll wohlriechenden, kleingestoßenen Räucherwerks und bringe es innerhalb des Vorhangs. Und er lege das Räucherwerk auf das Feuer vor den Herrn, damit die Wolke des Räucherwerks den Deckel bedecke, der auf dem Zeugnis ist, und er nicht sterbe“ (V. 11–13). Das ist eine höchst eindrucksvolle Szene.
Das Versöhnungsblut wird innerhalb des Vorhangs, in das Allerheiligste, getragen und dort auf den Thron des Gottes Israels gesprengt. Dort befand sich die Wolke, das sichtbare Zeichen der Gegenwart Gottes, und damit Aaron ohne zu sterben in der Gegenwart der Herrlichkeit erscheinen konnte, stieg „die Wolke des Räucherwerks“ empor und „bedeckte den Deckel“, auf den das Blut der Versöhnung „siebenmal“ gesprengt werden musste. Das „wohlriechende, kleingestoßene Räucherwerk“ bringt die Vortrefflichkeit der Person Christi zum Ausdruck, den duftenden Wohlgeruch seines Schlachtopfers. „Sieben“ ist die Zahl der Vollkommenheit, und wir sehen in dem siebenmaligen Sprengen des Versöhnungsblutes auf den Deckel (V. 14.15), dass das Versöhnungswerk Christi – in welcher Weise es auch angewandt werden mag, sei es auf Dinge, Plätze oder Personen – in der Gegenwart Gottes stets vollkommen geschätzt wird.
Das Blut, das sowohl die Erlösung der Versammlung, des „Hauses“ des wahren Aaron als auch die Erlösung der „Gemeinde Israel“, sowie die schließliche Wiederherstellung und Segnung der ganzen Schöpfung sicherstellt – dieses Blut ist vor Gott gebracht, gesprengt und angenommen worden nach der ganzen Vollkommenheit, Lieblichkeit und Vortrefflichkeit Christi. Kraft dieses Blutes kann Gott alle seine ewigen Gnadenratschlüsse erfüllen. Er kann die Versammlung berufen und sie, trotz aller Macht und Bosheit Satans, zu der höchsten Stufe der Herrlichkeit und Würde erheben. Er kann die zerstreuten Stämme Israels sammeln und wieder vereinigen und die dem Abraham, dem Isaak und dem Jakob gemachten Verheißungen erfüllen. Er kann zahllose Millionen von Heiden erretten und segnen und selbst die ganze Schöpfung wiederherstellen und mit Segnungen überschütten. Er kann den Strahlen seiner Herrlichkeit gestatten, das ganze Weltall für immer zu erleuchten. Er kann, angesichts der Engel, der Menschen und der Teufel, seine ewige Herrlichkeit, die Herrlichkeit seines Charakters, seiner Natur, seiner Werke und seiner Regierungswege entfalten.
Alles das kann und wird Er tun, aber die einzige Grundlage, auf der das wunderbare Gebäude der Herrlichkeit für ewig ruhen wird, ist das Blut des Kreuzes, jenes kostbare Blut, das unserem Herzen und Gewissen Frieden, göttlichen, ewigen Frieden gebracht hat. Das Blut, das auf das Gewissen des Gläubigen gesprengt worden ist, ist „siebenmal“ vor den Thron Gottes gesprengt worden. Je näher wir Gott kommen, umso mehr Bedeutung und Wert sehen wir in dem Blut Jesu. Blicken wir auf den ehernen Altar, das eherne Waschbecken, den goldenen Altar, den Vorhang des Zeltes – überall begegnen wir dem Blut, aber nirgends findet es eine so ausgedehnte Anwendung wie innerhalb des Vorhangs vor dem Thron des Herrn, in der unmittelbaren Gegenwart der Herrlichkeit Gottes. „Und er tue Sühnung für das Heiligtum wegen der Unreinheiten der Kinder Israel und wegen ihrer Übertretungen, nach allen ihren Sünden; und ebenso soll er für das Zelt der Zusammenkunft tun, das bei ihnen weilt, inmitten ihrer Unreinheiten“ (V. 16). Dieser Wahrheit begegnen wir immer wieder.
Die Forderungen des Heiligtums mussten befriedigt werden. Sowohl die Vorhöfe des Herrn als auch sein Thron mussten Zeugnis ablegen von dem Wert des Blutes. Das Zelt der Zusammenkunft musste bei all der Unreinheiten Israels durch die göttlichen Vorkehrungen des Versöhnungswerkes nach allen Seiten hin geschützt werden. Im Blick auf alles trug der Herr Sorge für seine Herrlichkeit. Die Priester und ihr priesterlicher Dienst, die Stätte der Anbetung und alles, was darin war, mussten unter der Kraft des Blutes stehen. Der Heilige hätte nicht einen Augenblick in der Mitte der Gemeinde verweilen können, wenn nicht die Kraft des Blutes es ihm möglich gemacht hätte. Nur aufgrund dieses Blutes konnte Er inmitten eines irrenden Volkes wohnen, handeln und regieren. „Und kein Mensch soll im Zelt der Zusammenkunft sein, wenn er hineingeht, um Sühnung zu tun im Heiligtum, bis er hinausgeht. Und so tue er Sühnung für sich und für sein Haus und für die ganze Versammlung Israels“ (V. 17). Aaron musste sowohl für seine eigenen als auch für die Sünden des Volkes Opfer darbringen. Nur in der Kraft des Blutes konnte er das Heiligtum betreten. Wir haben hier ein Vorbild auf das Versöhnungswerk Christi in seiner Anwendung sowohl auf die Versammlung als auch auf die Gemeinde Israel.
Die Versammlung darf jetzt durch das Blut Jesu in das Allerheiligste eintreten (Heb 10). Was die Kinder Israel betrifft, so liegt noch die Decke auf ihren Herzen (2Kor 3). Sie stehen noch von fern; wenn sie zum Herrn umkehren – im Kreuz ist für ihre Wiederherstellung und die Vergebung ihrer Sünden Vorsorge getroffen worden. Eigentlich bildet die ganze gegenwärtige Zeit den Versöhnungstag. Der wahre Aaron ist mit seinem eigenen Blut in den Himmel eingegangen, um jetzt für uns vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen. Bald wird Er wiederkommen, um die Gemeinde Israels in die vollen Ergebnisse seines vollbrachten Werkes einzuführen. Inzwischen sind alle wahren Gläubigen mit ihm vereinigt und haben Freimütigkeit zum Eintritt in das Heiligtum.
Sowohl der Thron Gottes innerhalb des Vorhangs als auch der goldene Altar, der im Zelt der Zusammenkunft stand, wurden mit dem Versöhnungsblut besprengt (V. 18.19; vgl. auch Heb 9,23-28).
Der Weg zum Heiligtum ist frei
Es gibt nur einen Weg in das Allerheiligste, und dieser Weg ist mit Blut besprengt. Jede Anstrengung, auf einem anderen Weg hineinzukommen, ist nutzlos. Menschen mögen versuchen, sich in den Himmel hineinzubeten oder hineinzukaufen. Sie mögen sich bemühen, durch Stiftungen und Zeremonien oder halb durch Zeremonien und halb durch Christus hineinzukommen – das alles aber ist vergeblich. Gott spricht nur von einem Weg, und dieser Weg führt durch den zerrissenen Vorhang des Fleisches des Erlösers. Millionen von Erlösten haben im Lauf der Jahrhunderte diesen Weg betreten. Erzväter, Propheten, Apostel, Märtyrer, die Heiligen aller Jahrhunderte von Abel bis in unsere Tage, sind auf diesem Weg gegangen und haben einen sicheren und unangefochtenen Zugang gefunden. Das eine Opfer des Kreuzes ist für alle genügend.
Gott fordert nicht mehr, aber Er kann auch nicht weniger annehmen. Etwas hinzufügen zu wollen, ist eine Verunehrung dessen, womit Gott sich zufrieden erklärt hat, ja wodurch Er unendlich verherrlicht worden ist. Etwas davon wegnehmen zu wollen, ist eine Leugnung der Schuld des Menschen und eine Beleidigung der Gerechtigkeit und Majestät Gottes.