Behandelter Abschnitt 3. Mose 16,3-4
Aaron – ein Vorbild auf Christus
„Auf diese Weise soll Aaron in das Heiligtum hineingehen: mit einem jungen Stier zum Sündopfer und einem Widder zum Brandopfer“ (V. 3). Hier haben wir die beiden großen Seiten des Versöhnungswerkes Christi vor uns: Es hält die göttliche Herrlichkeit vollkommen aufrecht, und es begegnet auch dem tiefsten Elend des Menschen vollkommen. Bei allen an diesem feierlichen Tag verrichteten Handlungen ist von einem Speisopfer und einem Friedensopfer keine Rede. Es handelt sich hier nicht um das menschliche Leben unseres Herrn noch geht es um die Gemeinschaft der Seele mit Gott als Folge seines vollbrachten Werkes. Das eine große Thema ist die „Versöhnung“, und zwar in zweifacher Hinsicht: Sie genügt allen Forderungen Gottes, den Forderungen seiner Natur, seines Charakters und seines Thrones, und sie genügt der Schuld des Menschen und allen seinen Bedürfnissen.
Diese beiden Punkte müssen wir im Auge behalten, wenn wir über die Lehre des großen Versöhnungstages ein klares Verständnis erlangen wollen. „Auf diese Weise soll Aaron in das Heiligtum hineingehen“, mit dem Sühnopfer, um die Herrlichkeit Gottes – sowohl in Bezug auf die Ratschlüsse seiner erlösenden Liebe der Versammlung, Israel und der ganzen Schöpfung gegenüber als auch im Blick auf alle Ansprüche seiner moralischen Verwaltung – in jeder Beziehung aufrechtzuerhalten und um der Schuld und dem elenden Zustand des Menschen völlig zu begegnen. Diese beiden Gesichtspunkte des Versöhnungswerkes werden uns bei der Betrachtung unseres Kapitels immer wieder begegnen. Ihre Bedeutung kann nicht hoch genug geschätzt werden. „Er soll einen heiligen Leibrock aus Leinen anziehen, und Beinkleider aus Leinen sollen auf seinem Fleisch sein, und mit einem Gürtel aus Leinen soll er sich umgürten und sich einen Kopfbund aus Leinen umbinden: Das sind heilige Kleider; und er soll sein Fleisch im Wasser baden und sie anziehen“ (V. 4).
Aaron, mit reinem Wasser gewaschen und mit weißen, leinenen Gewändern bekleidet, gibt uns ein eindrucksvolles Bild von Christus zu Beginn seines Versöhnungswerkes. Er wird in seiner Person und in seiner Eigenschaft als Hoherpriester als rein und fleckenlos dargestellt. „Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit“ (Joh 17,19). Es ist ein wunderbarer Gedanke, gleichsam berufen zu sein, die Person unseres göttlichen Hohenpriesters in all ihrer Heiligkeit anzuschauen.
Der Heilige Geist hat seine Wonne darin, uns Christus zu enthüllen, und wo wir ihn auch schauen, immer sehen wir ihn als denselben fleckenlosen, vollkommenen, herrlichen Jesus, den Ausgezeichneten vor Zehntausenden, an dem alles lieblich ist (Hld 5,10.16). Er hatte nichts zu tun oder anzuziehen, um rein und fleckenlos zu sein. Er bedurfte keines reinen Wassers und keines feinen Leinens. Er war der „Heilige Gottes“. Was Aaron tat und was er anzog, das Waschen und das Bekleiden, sind nur schwache Schatten von dem, was Christus ist. Das Gesetz hatte nur „einen Schatten der zukünftigen Güter“ und „nicht der Dinge Ebenbild selbst“ (Heb 10,1). Wir aber besitzen nicht nur den Schatten, sondern die ewige und göttliche Wirklichkeit: Christus selbst.