Behandelter Abschnitt 3. Mose 16,1-2
Der große Versöhnungstag
Ein noch verschlossener Zugang zum Heiligtum
Das 16. Kapitel enthält einige der allerwichtigsten Wahrheiten. Es stellt uns mit ungewöhnlicher Kraft die Lehre von der Versöhnung vor Augen und gehört gewiss zu den kostbarsten und wichtigsten Teilen des Wortes Gottes, wenn wir überhaupt da, wo alles göttlich ist, Unterschiede machen dürfen.
In geschichtlicher Beziehung liefert uns dieses Kapitel eine Mitteilung über die Vorgänge am großen Versöhnungstag in Israel, durch die die Beziehungen des Herrn zu der Versammlung festgestellt und aufrechterhalten wurden, und wodurch für alle Sünden, Mängel und Gebrechen Sühnung geschah, so dass der Herr, Gott in ihrer Mitte wohnen konnte. Das Blut, das an diesem feierlichen Tag vergossen wurde, bildete die Grundlage des Thrones des Herrn inmitten der Gemeinde. Kraft dieses Blutes konnte der heilige Gott in der Mitte seines Volkes weilen, und zwar ungeachtet aller Unreinheit des Volkes. Der „zehnte Tag im siebten Monat“ war ein ganz besonderer Tag in Israel. Kein anderer Tag im Jahr war diesem gleich. Die Opfer dieses einen Tages bildeten die Grundlage für Gottes Handeln in Gnade, Barmherzigkeit, Geduld und Langmut.
Ferner lernen wir aus diesem Abschnitt, „dass der Weg zum Heiligtum noch nicht offenbart ist“ (Heb 9,8). Gott war hinter einem Vorhang verborgen und der Mensch stand von fern. „Und der Herr redete zu Mose nach dem Tod der beiden Söhne Aarons, als sie vor den Herrn hintraten und starben; und der Herr sprach zu Mose: Rede zu deinem Bruder Aaron, dass er nicht zu aller Zeit in das Heiligtum hineingehe innerhalb des Vorhangs, vor den Deckel, der auf der Lade ist, damit er nicht sterbe; denn ich erscheine in der Wolke über dem Deckel“ (V. 1.2).
Der Weg war für den Menschen noch nicht geöffnet, um zu jeder Zeit in der Gegenwart Gottes erscheinen zu dürfen. Auch war im ganzen mosaischen Gesetz der Fall nicht vorgesehen, dass der Mensch beständig in der Gegenwart Gottes weilen konnte. Gott war gleichsam eingeschlossen und der Mensch von Gott ausgeschlossen, und „das Blut von Stieren und Böcken“ vermochte keine Stätte zu schaffen, wo Gott und Mensch sich hätten beständig begegnen können. Dazu bedurfte es eines Opfers von edlerer Art und kostbarerem Blut (Heb 10,1-4). Weder das levitische Priestertum noch die levitischen Opfer konnten vollkommen machen. Die Opfer waren ungenügend, das Priestertum mangelhaft. Beide trugen den Stempel der Unvollkommenheit. Ein unvollkommener Mensch konnte kein vollkommener Priester sein noch vermochte ein unvollkommenes Opfer ein vollkommenes Gewissen zu geben. Aaron war weder fähig noch berechtigt, innerhalb des Vorhangs Platz zu nehmen, noch waren die von ihm dargebrachten Opfer imstande, den Vorhang zu zerreißen.
So viel in Bezug auf das Geschichtliche unseres Kapitels. Betrachten wir jetzt das, worauf es hindeutet.