Behandelter Abschnitt 2Mo 26,14
Rot gefärbte Widderfelle
Wenn nun aber die Ziegenfelle die Strenge der Absonderung Christi von der Welt andeuteten, so stellten die „rot gefärbten Widderfelle“ (V. 14) seine gänzliche Weihung und Hingabe für Gott dar, worin Er bis zum Tod ausharrte. Er war der einzige vollkommene Diener, der sich je in dem Weinberg Gottes befand. Er kannte nur ein Ziel, das Er von der Krippe bis zum Kreuz ohne Unterbrechung verfolgte, und dieses Ziel war die Verherrlichung des Vaters und die Vollendung des Werkes, das Er ihm aufgetragen hatte. Schon als Kind sagte Er: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?“ (Lk 2,49). Seine Speise war, den Willen dessen zu tun, der ihn gesandt hatte, und sein Werk zu vollbringen (Joh 4,34). Die „rot gefärbten Widderfelle“ kennzeichneten, wenn wir so sagen dürfen, ebenso deutlich sein Verhalten wie die „Teppiche aus Ziegenhaar“. Seine vollkommene Hingabe an Gott trennte ihn von den Gewohnheiten der Menschen.
Seekuhfelle
Die „Seekuhfelle“ (V. 14) scheinen mir die Wachsamkeit zu bezeichnen, mit der der Herr Jesus jede Annäherung des Feindes beobachtete, der ihn von der Verwirklichung seines Lebensziels abbringen wollte. Er nahm seine Stellung für Gott ein und behauptete sie mit einer Beharrlichkeit, die durch keine Einflüsse der Menschen oder des Teufels, der Erde oder der Hölle überwältigt werden konnte. Die Seekuhfelldecke hing über der Decke von Widderfellen, und daraus erkennen wir, dass der hervorragendste Zug im Charakter des Menschen Christus Jesus der unerschütterliche Entschluss war, ein Zeuge für Gott auf der Erde zu sein. Er war der wahre Naboth, der eher sein Leben hingab, als dass Er die Wahrheit Gottes verleugnete oder das aufgab, wofür Er in diese Welt gekommen war.
Die Ziege, der Widder und die Seekuh müssen als Symbole gewisser natürlicher Züge, aber auch moralischer Eigenschaften betrachtet werden; und es ist nötig, bei der Anwendung dieser Bilder auf den Charakter Jesu beiden Seiten Rechnung zu tragen. Die Menschen vermochten nur die natürlichen Züge zu erkennen und entdeckten nichts von der inneren Gnade, Schönheit und Würde, die hinter der äußeren Erscheinung des verachteten und demütigen Jesus von Nazareth verborgen waren. Wenn Er in seinen Reden seine himmlische Weisheit zu erkennen gab, so fragte man: „Ist dieser nicht der Zimmermann?“ (Mk 6,3), oder: „Wie besitzt dieser Gelehrsamkeit, da er doch nicht gelernt hat?“ (Joh 7,15). Und wenn Er seine ewige Sohnschaft und Gottheit behauptete, so hieß es: „Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt!“, oder: „Da hoben sie Steine auf, um auf ihn zu werfen“ (Joh 8,57.59). Mit einem Wort, das Bekenntnis der Pharisäer: „Von diesem aber wissen wir nicht, woher er ist“ (Joh 9,29) traf auch auf die Menschen im Allgemeinen zu.
Es ist im Rahmen dieses Buches nicht möglich, die Offenbarung der Charakterzüge Jesu in den Evangelien weiter zu verfolgen. Das bereits Gesagte möge hier genügen, um den Leser zu weiterem Nachdenken anzuregen und ihm eine schwache Vorstellung von dem Reichtum zu geben, der in den Teppichen und Vorhängen der Stiftshütte enthalten ist. Das verborgene Wesen Christi, seine inneren Beweggründe und seine Vollkommenheit, seine äußere, den Menschen nicht anziehende Gestalt, das, was Er in sich selbst, was Er für Gott und für die Menschen war, was der natürliche Mensch und was der Glaube von ihm hielt – alles das wird dem Auge, das zu sehen vermag, in den Teppichen aus blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirnten Byssus sowie in den Decken aus Fellen in lieblicher und doch eindringlicher Weise gezeigt.