Behandelter Abschnitt Mk 8,12-13
Der Herr begegnete diesem Verlangen mit ungewohnter Schärfe. “Und in seinem Geist tief seufzend, spricht er: Was begehrt dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Wenn diesem Geschlecht ein Zeichen gegeben werden wird! Und er verließ sie, stieg wieder [in das Schiff] und fuhr an das jenseitige Ufer“ (V. 12–13).
Die Weigerung des Herrn ist nach meiner Ansicht sehr auffallend. Wir wissen, dass ihr Verlangen nicht auf irgendein gefühltes Bedürfnis beruhte und auch nicht auf dem Wunsch, dass dieses Bedürfnis gestillt würde. Eine solche Bitte weist der Herr niemals ab. Er verweigerte sich ihnen nicht, weil sie elende Sünder waren oder weil sie Ihn zu sehr bedrängten. Sie hatten einfach die Form ihres Unglaubens gewechselt und blieben doch weiterhin beharrlich und erfinderisch verstockt, indem sie jedes Zeugnis, das Gottes Weisheit vorstellte, verwarfen. Es gab eine solche Menge und Mannigfaltigkeit an Zeichen, wie sie niemals vorher gesehen wurden.
Die Summe jedes Zeichens war in der Person des Herrn anwesend. Doch es gab weder Augen, um zu sehen, noch Ohren, um zu hören, noch ein Herz, um anzunehmen, was Gott in Christus gab. Er wandte sich deshalb schroff von ihnen ab, betrat ein Schiff und fuhr zum anderen Ufer. In Wirklichkeit war die Zeit für Zeichen fast vorbei. Sie waren in Unzahl gegeben worden. Es ist jedoch nie die Weise Gottes, die Anzahl der Zeichen zu vervielfältigen, wenn der Anlass, für den die Zeichen bestimmt waren, nicht mehr vorliegt. Obwohl sie am Anfang eines Zeugnisses von Gott Personen erwecken können, vereitelt ihre Fortdauer später doch das sittliche Ziel, welches Er im Auge hat – falls sie nicht sogar ihren Charakter als Zeichen verlieren. Ein Wunder ist kein Wunder mehr, wenn es ständig geschieht.
Doch eines war noch wesentlicher als diese Fragen: Die Wahrheit Gottes war in jeder möglichen Form vorgestellt worden. Es waren alle möglichen äußeren Zeugnisse, Zeichen und Bestätigungen gegeben worden, um das auserwählte Volk zu wecken, ihre Aufmerksamkeit zu fesseln und sie zum Herrn zu ziehen. Es mangelte nicht an Zeichen; es mangelte an Glauben. Darum gebot der Herr den Jüngern, als Er zur anderen Seeseite fuhr, sich vor dem Sauerteig der Pharisäer und des Herodes zu hüten. Wir müssen beachten, dass hier die Sadducäer nicht erwähnt werden! Das Sadducäertum ist zweifellos ein vernichtendes Übel; doch es ist nicht das gefährlichste.
Der Sauerteig der Pharisäer, wenn nicht auch des Herodes, kann einen schlimmeren Charakter annehmen und ein größeres Hemmnis bei dem Bekennen Christi sein. Denn was ist der Sauerteig der Pharisäer? Er ist das Anhangen an äußeren religiösen Formen jeder Art, was praktisch den Herrn und seinen Christus verbirgt. Er ist eine Folge des Einflusses der Überlieferung und mag in vielem sehr rechtgläubig sein. Aber es ist eine Religion – das Ich –, das angebetet wird und nicht der wahre und lebendige Gott, der sich in seinem Sohn bekannt gemacht hat. Das Nächste ist der Sauerteig des Herodes. Hier handelt es sich um Weltlichkeit. Man sucht das, was in dieser Welt Ansehen verleiht oder sich ihr anpasst. Das sind zwei der großen Gefahren, gegen die Christen zu wachen haben. Die Jünger verstanden den Herrn nicht. Sie dachten, Er spräche von Broten.