„Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat wurde um des Menschen willen geschaffen und nicht der Mensch um des Sabbats willen“ (V. 27).
Der Sabbat sollte nicht ein Mittel sein, um die Leiden des Armen zu vergrößern. Wenn Gott ihn nach dem Schöpfungsakt heiligte und bei der Gabe des Gesetzes anordnete – wollte Gott dadurch sein Volk elend machen? Im Gegenteil, unabhängig von seinem höheren Charakter und neben dem Gesichtspunkt des Ruhens, wovon er ein Symbol ist, wurde der Sabbat um des Menschen willen eingesetzt. Die Pharisäer mochten den Sabbat in ein Werkzeug verwandeln, um den Menschen zu quälen; doch nach den Gedanken Gottes wurde der Sabbat als Gegenstand seiner Barmherzigkeit eingeführt. Es gab Tage der Arbeit. Und auch Gott kannte im Sinnbild etwas davon; denn auch für Ihn gab es eine Zeit, in der Er wirkte und die Erde machte. Gott gefiel es dann, am Sabbat zu ruhen und ihn zu heiligen. Danach trat die Sünde auf, und Gott konnte ihn nicht länger anerkennen. Sein Wort schweigt dann vom Sabbat.
Wir hören wieder vom Sabbat, nachdem Gott in errettender Barmherzigkeit sein Volk angenommen und ihm Manna vom Himmel gegeben hatte. Jetzt erst wird der Sabbat wieder ausdrücklich eingeführt, und es folgt die Ruhe – ein Sinnbild von Jesus, der von oben gesandt wurde. Der Sabbat verschwindet am Anfang des ersten Buches der Bibel und kehrt im zweiten zurück. Gott führt wieder die Ruhe ein. Als Er Israel aus Ägypten führte, trat Er in Gnade für den Menschen als der Geber auf. Davon war der Sabbat das angemessene Zeichen. Aber Israel verstand die Gnade Gottes nicht und nahm die Bedingungen des Gesetzes an. Sie stellten sich auf die Grundlage ihrer eigenen Gerechtigkeit, als Gott ihnen die Zehn Gebote gab. In der Folge versagte der Mensch unter dem Gesetz elendiglich. Er verunehrte Gott, stellte sich Kälber aus Gold auf und brachte auf der ganzen Welt Unehre, Schande und Ärgernis über den Namen Gottes (Röm 2,24).
Das ist nichts anderes, als was wir alle getan haben. Die Israeliten machten diesen verhängnisvollen Fehler, als sie den Berg Sinai umgaben. Anstatt Gott an seine Verheißungen für Israel zu erinnern und anstatt zu bekennen, dass man sich auf sie nicht verlassen könne und dass es nur die Barmherzigkeit Gottes ist, die einem Menschen die Fähigkeit gibt, seinen Willen zu tun, übernahmen sie es im Gegenteil kühn, die verheißenen Segnungen durch ihren Gehorsam zu verdienen. Doch ihr Versagen nahm immer mehr zu, bis es bei der Verwerfung Davids in Israel zur Krise kam. Gott zeigte, wo sein Herz war, wie Er es stets in einer solchen Zeit tut. Natürlich waren die Schaubrote nur für die Priester. Doch wenn die Priester das geweihte Brot zurückgehalten hätten, sodass der gesalbte König verhungert wäre, dann wäre das eine seltsame Huldigung an Gott und den König gewesen. Und jetzt war der Sohn Davids, der Herr Davids, anwesend und wurde noch mehr verworfen, noch mehr verachtet, als David selbst.
Nachdem der Herr so aus den Schriften die wahre Lehre über diesen Tag entnommen hatte, enthüllte Er die allgemeine wohltätige Absicht Gottes im Sabbat für alle Zeiten. „Der Sabbat wurde um des Menschen willen geschaffen“. Die Pharisäer dachten und sprachen, als sei der Mensch um des Sabbats willen erschaffen worden, damit er demselben unterworfen werden konnte. Der Sabbat war jedoch zu Gunsten des Menschen und zu seiner Erholung eingesetzt worden und sollte seine Gedanken auf Höheres als die Arbeit seiner Hände richten.
Doch der Herr stellt noch einen anderen Grundsatz vor: Fortsetzung siehe Mk 2,28