„Also ist der Sohn des Menschen Herr auch des Sabbats“ (V. 28). Er verbindet diese Aussage damit, dass der Sabbat für den Menschen eingesetzt wurde, und stellt eine noch größere Wahrheit heraus: Die Person Christi steht über allen Anordnungen Gottes. Sogar seine Herrlichkeit als der verworfene Mensch verdunkelt alle funkelnden Riten, die vom Herrn selbst eingesetzt waren. Ich zögere nicht zu sagen, dass der Herr, welcher am Sinai das Gesetz gab, und Er, der später geboren wurde und als Mensch auf der Erde lebte, dieselbe gesegnete göttliche Person ist. Er, der immer während der Zeit des Alten Testamentes in seiner Regierung wirkte und der jetzt hernieder gekommen war, am Kreuz gelitten und den Tod erduldet hatte, besteht jetzt darauf, dass Er nicht nur der Herr des Sabbats sei, weil Er Gott ist, sondern auch, weil Er der Sohn des Menschen ist.
Was ist die Bedeutung dieses Titels? „Sohn des Menschen“ ist der Titel seiner Verwerfung. Er nahm den Namen „Sohn des Menschen“ an, als die Juden Ihn als Messias ablehnten. Einen bemerkenswerten Beweis hiervon findet man in Matthäus 16,13ff. und Lukas 9,18ff (es handelt sich um dasselbe Ereignis, das von beiden Evangelisten berichtet wird). Der Herr verbietet seinen Jüngern, von Ihm als dem „Christus“ zu sprechen. Er setzte für eine Weile die Herrlichkeit seiner Messiasschaft beiseite. Als Solcher war Er gekommen und hatte sich den Juden vorgestellt. Sie wollten Ihn aber nicht haben. Nun sagt Er sozusagen: „Es ist zu spät. Ich habe ihnen ausreichenden Beweis durch Wunder, Prophetie, Mein Verhalten und meine Worte gegeben. Alles zeigt, dass ich der Messias bin: Doch sie wollen mich nicht haben.“ Es lag nicht daran, dass der Beweis fehlte, sondern ihre Herzen waren gegen jeden Anhaltspunkt verhärtet. Sie waren die Feinde Gottes und bewiesen es, indem sie alles zurückwiesen, was Gott in Fülle dargereicht hatte. Nun nimmt der Herr einen völlig anderen Charakter an – Er spricht vom „Sohn des Menschen“.
Und es sollte tiefen Eindruck auf uns machen, dass Er als Sohn des Menschen am Kreuz litt. „Der Sohn des Menschen muss vieles leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten, und getötet und am dritten Tag auferweckt werden“ (Lk 9,22). „Christus“ war insbesondere sein Titel in Verbindung mit Israel nach dem Fleisch. Er war ihr Messias. Er gehörte keiner anderen Nation an. Er war der verheißene König der Juden. Doch die Juden wollten Ihn nicht haben. „Gut!“, sagt der Herr, „Ihr könnt nicht leugnen, dass ich der Sohn des Menschen bin“. Es ist ein bescheidener Name.
Trotzdem öffnet Ihm dieser Titel den Weg zu seinen großartigen Rechten und seiner prachtvollen Herrlichkeit über die ganze Menschheit. Der Sohn des Menschen wird in den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit kommen (Mt 24,30). Der Sohn des Menschen wird das Königreich über alle Stämme, Völker und Sprachen einnehmen (Dan 7,13-14). Was führte hierzu? Seine Verwerfung als Messias! Er musste zuerst leiden, weil es in den Ratschlüssen Gottes und seiner Gnade beschlossen war, dass Er Genossen in seiner Herrlichkeit haben soll. Gerade wegen der Tatsache, dass Christus als Sohn des Menschen gelitten und deswegen seine Herrlichkeit eingenommen hat, werden wir bei Ihm sein. Wegen seines Werkes werden alle Christen weder einen Flecken, noch eine Runzel oder dergleichen mehr haben. Das hat der leidende Sohn des Menschen bewirkt. Wenn Er jedoch erniedrigt wurde, so wird Er auch als Sohn des Menschen verherrlicht.
Im gegenwärtigen Fall ging der Herr jedoch nicht weiter, als dass der Sohn des Menschen auch Herr des Sabbats ist. Er nahm seine Verwerfung an. Doch Er setzte sich für seine Jünger ein vor jenen, die sich des Sabbats rühmten und über ihn stritten, während sie den Herrn des Sabbats beleidigten. Konnten sie leugnen, was David getan und was Gott besiegelt, gebilligt und für die Belehrung Israels aufgezeichnet hatte? Das ist der erste Verteidigungsgrund. Der zweite besteht darin, dass der Sabbat um des Menschen willen eingesetzt war und nicht der Mensch für den Sabbat erschaffen wurde. Der dritte Einwand ist vielmehr eine Konsequenz; Er, der gesegnete Mensch, der Sohn des Menschen, war Herr des Sabbats. Es ist die Herrlichkeit seiner Person als der verworfene, leidende Mensch. Als solcher, und nicht nur als Gott, steht Er über dem Sabbat; Er ist sein Herr.
Die Wirkung war groß. Ich sage nicht, dass sie zur Errettung führte, aber sie war doch weitreichend und nicht ohne das Gewissen zu berühren.