Am Ende dieses Eintrages finden sich noch die "Betrachtungen über den Brief an die Römer" von JND
Behandelter Abschnitt Röm 5,1-21
Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott. Beachtet auch hier den Unterschied zwischen dem Glauben Abrahams und dem unsrigen. Er glaubte, dass Gott das, was Er verheißen hatte, auszuführen vermag. Wir sind dazu berufen zu glauben, dass Er es ausgeführt hat. Der Glaube an das Wort Gottes, Gott glauben, und durch diesen Glauben Seine Kraft in der Auferstehung zu ergreifen, ist der Glaube, dass uns dies aus der ganzen Auswirkung unserer Sünden herausgehoben hat18.
Der Glaube ruht in der Kraft Gottes, da sie diese Rettung für uns bewirkt und uns in ihr gerechtfertigt hat. Christus ist um unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden19.
Der Apostel hatte die großen Grundsätze festgelegt. Jetzt kommt er zu dem Ursprung und der Anwendung von allem (d. h. deren Anwendung auf den Zustand der Seele in ihren Empfindungen). Er stellt uns die Wirkung dieser Wahrheiten vor Augen, wenn sie aus Glauben durch die Kraft des Heiligen Geistes empfangen werden. Das Werk ist getan; der Gläubige hat teil daran und ist gerechtfertigt. Da wir nun gerechtfertigt worden sind, so haben wir Frieden mit Gott, wir stehen in der göttlichen Gunst und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes. Wir glauben an einen Gott, der Sich in Kraft ins Mittel gelegt hat, um Den aus den Toten zu erwecken, der unsere Übertretungen getragen hatte; und der nun, da Er auferweckt worden ist, der ewige Zeuge davon ist, dass unsere Sünden hinweg getan worden sind, und dass der allein wahre Gott Derjenige ist, der dies in Liebe getan hat. So habe ich Frieden mit Ihm; alle meine Sünden sind ausgestrichen - zunichte gemacht - durch das Werk Christi; mein von jeder Bürde befreites Herz erkennt den Heiland-Gott. Als gegenwärtige Tatsache stehe ich in jener Gnade oder Gunst, Gottes gepriesene gegenwärtige Gunst, die besser als Leben ist, ruht auf mir. Indem ich durch Christum vor Seinem Angesicht stehe, genieße ich schon jetzt Seine Gunst in gegenwärtiger Gnade. Alle Früchte des alten Menschen sind durch den Tod Christi vor Gott getilgt. Zwischen mir und Gott kann es wegen meiner Sünden keine Frage mehr geben. Er hat nichts mir zuzurechnen, alles ist im Tode und in der Auferstehung Christi erledigt worden. Was die gegenwärtige Zeit betrifft, so bin ich vor Seinem Angesicht in den Genuss der göttlichen Gunst gestellt. Gnade ist die Wesensart meiner gegenwärtigen Beziehung mit Gott. Und weiterhin rühme ich mich in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes, da alle meine Sünden den Erfordernissen der Herrlichkeit Gottes gemäß hinweg getan worden sind und Christus aus den Toten auferstanden ist und dieser ganzen Herrlichkeit Genüge getan hat. Es ist eine volle, wohlbegründete Hoffnung, darin zu sein, und kein Zukurzkommen. Alles steht mit Gott Selbst in Verbindung mit und gemäß Seinen Vollkommenheiten, es ist Gottes Gunst, unsere Hoffnung aber ist die Herrlichkeit Gottes. Alles steht mit Seiner Kraft in der Auferstehung in Verbindung - der Friede mit Gott ist schon gemacht, es ist die gegenwärtige Gunst Gottes und die Hoffnung der Herrlichkeit.
Man beachte hier, dass sich Rechtfertigung von Frieden unterscheidet. „Da wir nun gerechtfertigt worden sind, so haben wir Frieden.“ Rechtfertigung ist mein wahrer Zustand vor Gott aufgrund des Werkes Christi, Seines Todes und Seiner Auferstehung. Da der Glaube auf diese Weise Gott kennt, steht er in Frieden mit Gott; das ist aber ein Ergebnis wie gegenwärtig der Genuss der Gnade, in welcher wir stehen. Der Glaube glaubt an den Gott, der dies getan hat und der - indem Er Seine Kraft in Liebe und in Gerechtigkeit ausübte - Denjenigen aus den Toten auferweckte, der meine Sünden getragen und sie vollständig abgeschafft und dadurch Gott vollkommen verherrlicht hat. Auf dieser Grundlage haben wir auch „durch Ihn“ den Zugang zu der vollen Gnade Gottes, in welcher wir stehen. Und was ist das Ergebnis? Es ist Herrlichkeit: wir rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes. Gott ist es, welcher die Wurzel und der Vollbringer von allem ist. Es ist das Evangelium Gottes, die Kraft Gottes in der Errettung, die Gerechtigkeit Gottes, und es ist die Herrlichkeit Gottes, in die wir in Hoffnung eingeführt worden sind. Solcherart ist die Wirksamkeit dieser Gnade in Bezug auf uns: Frieden, Gnade oder Gunst, Herrlichkeit. Man möchte sagen: dies ist alles, was wir haben können: es ist für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft gesorgt.
Nichtsdestoweniger ist da noch mehr zunächst praktische Erfahrung. Wir gehen tatsächlich durch Trübsal, wir rühmen uns ihrer aber, weil sie Herzensübung erzeugt, uns von der Welt trennt, den Willen beugt, das natürliche Wirken des Herzens, es von den Dingen reinigt, die unsere Hoffnung trüben, indem es mit gegenwärtigen Dingen erfüllt wird, damit wir uns in allen Dingen mehr auf Gott beziehen, die ja schließlich ganz und gar von Ihm geleitet werden, dessen treue Gnade uns alles dieses geschenkt hat. Wir lernen besser, dass der Schauplatz, den wir durchwandern, vergeht und sich verändert, und dass er bloß ein Übungsplatz ist und nicht die eigentliche Sphäre des Lebens. So wird die auf das Werk Christi gegründete Hoffnung klarer, nicht mehr so vermengt mit den Dingen des Menschen hienieden; wir unterscheiden klarer das Unsichtbare und Ewige, und die Verbindung der Seele ist vollständiger und ungeteilter mit dem, was uns bevorsteht. Erfahrung, die die Natur entmutigen könnte, bewirkt Hoffnung, denn - es komme was kommen mag - wir haben den Schlüssel zu allem, weil die Liebe Gottes, die uns die Hoffnung gegeben hat und die durch diese Seelenübungen klarer geworden ist, in unsere Herzen ausgegossen ist durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben worden ist, welcher der in uns wohnende Gott der Liebe ist.
Nichtsdestoweniger ist der Geist, während Er diese innere Grundlage der Freude gibt, sorgfältig, sie auf Gott zu beziehen, und auf das, was Er außerhalb von uns getan hat (wegen des Beweises dieser Dinge, die wir haben), auf dass die Seele auf dem, was in Ihm ist, auferbaut werde, und nicht auf dem, was in uns ist. Diese Liebe wohnt fürwahr in uns; sie erklärt alles in holdseliger Weise; aber die Liebe, die durch die Anwesenheit des Heiligen Geistes vorhandene Liebe, ist die Liebe Gottes, welche sich nämlich darin erwiesen hat, dass, als wir noch kraftlos waren, Christus zur bestimmten Zeit für Gottlose starb. Die bestimmte Zeit war, als der Mensch sich als gottlos erwiesen hatte, und auch kraftlos, um sich aus diesem Zustande zu befreien, obwohl ihm Gott unter dem Gesetz den Weg wies. Der Mensch kann ergeben sein, wenn er ein angemessenes Motiv hat; Gott hat die Ihm Selbst besonders eigene20 Liebe darin entfaltet, dass, als in uns für Ihn kein Beweggrund vorhanden war, als wir nichts als Sünder waren, Christus für uns starb! Der Ursprung lag in Ihm, war Er Selbst. Welche Freude zu wissen, dass wir alle diese Dinge in Ihm und von Ihm haben!
Da Gott uns nun nach der Regung Seines eigenen Herzens mit Sich versöhnt hat, als wir Feinde waren, wird Er um so mehr, da wir nun gerechtfertigt sind, bis zum Schluss vorangehen, und wir werden durch Christum vom Zorn errettet werden. So fügt er betreffs des Mittels hinzu: „Wenn wir . . . mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes durch das, was sozusagen Seine Schwäche war, werden wir vielmehr, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden“ - durch die mächtige Lebenskraft, in der Er ewig lebt. Somit macht die Liebe Gottes Frieden in Bezug auf das, was wir waren, und gibt uns Sicherheit in Bezug auf die Zukunft, und macht uns dabei glücklich in der Gegenwart. Und es ist das, was Gott ist, was alle diese Segnungen für uns sichert. Er ist Liebe, voller Rücksichtnahme auf uns, voller Weisheit.
Nachdem aber unser Zustand - Friede, Gnade und Herrlichkeit -, das, was vollständig zu sein schien und vollständige Errettung ist, festgelegt war, ist hier noch ein „nicht allein“. „Nicht allein“ rühmen wir uns der Trübsale, sondern wir rühmen uns Gottes. Wir rühmen uns in Ihm. Dies ist der zweite Teil der gesegneten Erfahrung des Christen, der Freude, die unserer Erkenntnis der Liebe Gottes in Christo und unserer Versöhnung durch Ihn entfließt. Der erste Teil war, dass er sich der Trübsal ihrer Auswirkung wegen rühmte, da er die göttliche Liebe kannte. Der zweite Teil ist die Liebe Gottes Selbst im Menschen. Wenn wir diese kennen, rühmen wir uns nicht nur unserer Errettung und sogar der Trübsal, sondern, indem wir solch einen Heiland-Gott kennen (einen Gott, der Jesum aus den Toten auferweckt und uns in Seiner Liebe errettet hat), rühmen wir uns Seiner. Eine höhere Freude als diese können wir nicht haben.
Damit schließt dieser Abschnitt dieses Briefes, in dem die durch Christum gewirkte Versöhnung die Abschaffung unserer Sünden und die Liebe Gottes Selbst völlig erfüllt und kundgemacht worden sind: Friede, Gnade, die wir besitzen, und erhoffte Herrlichkeit, und das durch die reine Liebe Gottes, die darin erkannt wird, dass Christus für Sünder starb. Sie ist ausschließlich aus Gott und deshalb göttlich vollkommen. Es war keine Sache der Erfahrung, wenn dem auch viel Freude entfloß, sondern Gottes eigenes Tun aus Sich Selbst heraus, und so offenbarte Er Sich in dem, was Er ist. Bis hierher war die Rede von Sünden und persönlicher Schuld, jetzt von der Sünde und dem Zustande des Menschengeschlechts. Die reine Gnade Gottes uns gegenüber, beginnend mit uns als Sündern, wird wunderbar ans Licht gebracht, und führt dann weiter zu unserer Freude in Ihm, der uns ein Solcher gewesen ist und ist.
So ist nun die Grundlage und der Ursprung der Errettung angegeben worden, wie auch die Zuversicht und der Genuss, die daraus entfließen, die sich alle auf Gott gründen, der es mit denen zu tun hatte, die nichts als völlig kraftlose Sünder waren, und dass durch den Tod Christi die Frage unserer Sünden erledigt worden ist - das, wofür ein jeder nach dem, was er getan hatte, hätte gerichtet werden müssen. Ohne Gesetz oder unter Gesetz, alle waren schuldig; ein Sühnungsmittel oder Gnadenstuhl wurde in dem kostbaren Blut Christi dargestellt, für die Schuldigen wurde Frieden gestiftet, und Gott wurde in Liebe geoffenbart. Dies hat uns aber höher heraufgeführt. Wir haben es mit Gott zu tun, und mit dem Menschen, wie er gegenwärtig ist. Es ist eine Frage des sündigen Menschen; hier hatte der Jude keinen Vorteil, er hatte nichts, um sich dessen rühmen zu können. Er konnte nicht sagen: die Sünde ist durch uns und durch das Gesetz geworden. Es geht um den Menschen, die Sünde und um die Gnade. Der Apostel greift diese grundlegende und wesentliche Frage auf - nicht Sünden und Schuld, die später gerichtet werden sollen, wenn sie nicht bereut werden - sondern den gegenwärtigen Zustand des Menschen.
Der Mensch hatte gar nichts, dessen er sich rühmen könnte. Wir haben den Gott der Gnade vor Augen, der in Bezug auf die Sünde gehandelt hat, als nichts anderes da war, außer dass das Gesetz die Sache durch die Übertretung noch schlimmer gemacht hatte. Nun kam die Sünde durch einen Menschen, und durch die Sünde der Tod. Dies bringt uns zum Zustande des Geschlechts, nicht nur zu den Handlungen der einzelnen. Dieser Zustand bedeutete ein Ausgeschlossensein von Gott und eine böse Natur. Darin waren alle gleich, obwohl ein jeder sicherlich seine persönlichen Sünden und Schuld hinzugefügt hatte. Die Sünde war durch einen gekommen und durch die Sünde der Tod. Somit war der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt hatten. Denn Sünde war in der Welt ehe das Gesetz kam, und das Gesetz fügte nicht viel zum Vorteil des Zustandes des Menschen hinzu: es rechnete ihm entschieden seine Sünde dadurch zu21, dass es sie ihm zu erkennen gab und sie ihm verbot.
Nichtsdestoweniger, obwohl nach der Regierung Gottes, in Anbetracht einer vorgeschriebenen und bekannten Satzung, Sünden nicht zugerechnet wurden, herrschte doch der Tod - ein beständiger Beweis der Sünde (übrigens machte es die Geschichte des ersten Buches Mose selbst für den Juden unbestreitbar) - über solche, die keinen Bund gebrochen hatten, der sich auf ein bekanntes Gebot gründete, wie Adam es getan hatte22; wie auch die Juden, nachdem das Gesetz gegeben war. Zwischen Adam und Mose, als noch kein Gesetz in Frage kam, starben Menschen genauso wie vor und nach dieser Zwischenzeit - die Sünde herrschte.
Wir müssen bemerken, dass zwischen dem Ende von Vers 12 bis zu Vers 17 eine Einschaltung ist: nur der Gedanke wird ausgelegt wie in ähnlichen Fällen. In dieser eingefügten Stelle erörtert der Apostel den Gedanken, nachdem er Adam als ein Bild des Zukünftigen, des Christus, dargestellt hat, dass der Charakter der Gnadengabe nicht geringer als das Böse sein kann. Wenn sich die Sünde des einen ersten Menschen in ihren Auswirkungen nicht auf den, der sie beging, beschränkte, sondern sich auf alle, die als das Menschengeschlecht mit ihm verbunden waren, ausdehnte, so wird die Gnade um so mehr durch den Einen, Jesus Christus, nicht in Ihm enden, sondern die Vielen unter Ihm auch umschließen. Und in Bezug auf die Sache wie auch auf die Person - und hier steht das Gesetz im Blickfeld - brachte eine einzige Übertretung den Tod, die Gnade aber tat eine Menge Übertretungen hinweg. Somit konnte sie dem genügen, was das Gesetz notwendig gemacht hatte. Was die Auswirkung betrifft, hat der Tod geherrscht; durch die Gnade aber wird nicht nur Leben herrschen, sondern wir werden nach der Überschwänglichkeit der Gnade im Leben herrschen durch den Einen - durch Jesum Christum.
In Vers 18 wird die allgemeine Erörterung auf eine sehr abstrakte Weise wieder aufgenommen. Er sagt: „Wie es durch eine Übertretung gegen alle Menschen zur Verdammnis gereichte, so auch durch eine Gerechtigkeit (oder Handlung der Gerechtigkeit) gegen alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens.“ Eine Übertretung bezog sich in ihrer Auswirkung sozusagen auf alle; so war es auch mit der einen Handlung der Gerechtigkeit. Dies ist der Spielraum der Handlung an sich. Nun die Anwendung: Gleichwie durch des (nur) einen Menschen Ungehorsam die Vielen in die Stellung von Sündern versetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des (nur) Einen die Vielen in die Stellung von Gerechten versetzt. Es ist immer noch der Gedanke, dass die Handlung des einzelnen in ihren Auswirkungen sich nicht auf seine Person beschränkt. Sie beeinflusst viele andere, indem sie sie unter die Folgen jener Handlung bringt. Es heißt „alle“, wenn von dem Spielraum der Handlung23 die Rede ist; „die Vielen“, wenn es um die eindeutige Auswirkung in Bezug auf die Menschen geht, d. h. auf die Vielen, die mit dem, der die Handlung vollbrachte, verbunden waren.
Das also war außerhalb des Gesetzes, obwohl das Gesetz das Böse noch schlimmer machen mochte. Es ging um die Auswirkung der Handlungen Adams und Christi, und nicht um das Verhalten einzelner, worauf sich das Gesetz offensichtlich bezog. Durch den Ungehorsam eines Menschen geschah es, dass die Vielen (alle Menschen) zu Sündern gemacht wurden, nicht durch ihre eigenen Sünden. Sünden hat ein jeder seine eigenen, - hier geht es um einen allen gemeinsamen Zustand der Sünde. Was nützte dann das Gesetz? Es kam sozusagen, ausnahmsweise und nebenbei in Bezug auf die Haupttatsache, „auf dass die Übertretung überströmend würde“, nicht die Sünde. Die Sünde war schon da; das Gesetz machte jede ihrer Regungen zu einer echten Übertretung. Aber nicht nur dort, wo die Übertretung, sondern wo die Sünde überströmend wurde - war die Gnade noch überströmender, denn unter Gesetz und auch ohne Gesetz war sie überströmend, auf dass, gleichwie die Sünde geherrscht hat im Tode, also auch die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesum Christum, unseren Herrn. Wenn die Gerechtigkeit dort geherrscht hätte, wo die Sünde herrscht, würde es der ganzen Welt zur Verdammnis gereicht haben. Es ist die Gnade, die herrscht - die unumschränkte Liebe Gottes. Wenn die Gerechtigkeit es mit dem Bösen zu tun hat, ist sie auf demselben Niveau mit ihm, und zwar durch die Tatsache, dass sie die Gerechtigkeit ist; Gott aber steht darüber, und Er handelt, und kann handeln, und hat gemäß Seiner eigenen Natur das Recht zu handeln; denn Er ist Liebe. Ist es nun so, dass Er Ungerechtigkeit und Sünde gutheißt? Nein; in Seiner Liebe bringt Er die Vollendung der göttlichen Gerechtigkeit durch Jesum Christum zustande. Er hat in Ihm jene göttliche Gerechtigkeit vollbracht, indem Er Ihn zu Seiner Rechten erhöht hat. Dies ist aber wegen eines für uns vollbrachten Werkes geschehen, in dem Er Gott verherrlicht hat. Weithin ist Er unsere Gerechtigkeit, wir aber sind die Gerechtigkeit Gottes in Ihm. Es ist die Gerechtigkeit aus Glauben, denn wir haben sie durch Glauben an Ihn. Es ist die Liebe, die - indem sie den Charakter der Gnade annimmt, wo es um die Sünde geht - herrscht und über den Tod hinaus und jenseits des Todes ewiges Leben gibt - ein Leben, das von droben kommt und wieder dorthin hinaufsteigt, und zwar in göttlicher Gerechtigkeit, und in Verbindung mit dieser Gerechtigkeit wird sie durch das Werk Jesu Christi erhöht und entfaltet, in dem wir dieses Leben haben, als Er das vollbrachte, was die göttliche Gerechtigkeit ans Licht brachte, mit dem Ziel, dass wir ihr entsprechend ewiges Leben und Herrlichkeit besitzen sollten. Wenn Gnade herrscht, so ist es Gott, der herrscht. Dass die Gerechtigkeit bewahrt wird ist ein Erfordernis Seiner Natur. Sie wird aber mehr als bewahrt nach dem Maße des Anspruchs Gottes auf den Menschen als solchen. Sicherlich war Christus als Mensch vollkommen, Er hat aber das, was Gott Selbst ist, verherrlicht, und da Er durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt worden ist, hat Gott Seine Gerechtigkeit dadurch verherrlicht, dass Er Ihn zu Seiner Rechten gesetzt hat, wie Er Seine Liebe dadurch verherrlichte, dass Er Ihn gab. Nun ist es Gerechtigkeit in der durch Gnade gegebenen Errettung an die, welche keine besaßen; sie wurde in Jesu gegeben, der durch Sein Werk die volle Grundlage dafür legte, indem Er Gott sogar in Bezug auf die Sünde verherrlichte, und zwar an dem Ort, wo in dieser Hinsicht alles, was Gott ist, kundgemacht wurde.
Die Erfüllung des Gesetzes wäre die Gerechtigkeit des Menschen gewesen; der Mensch hätte sich ihrer rühmen können. Christus hat Gott verherrlicht - ein schwerwiegender Punkt in Verbindung mit der Gerechtigkeit, die Er jedenfalls mit der Herrlichkeit verband. Die Gnade aber verleiht dem Sünder Gerechtigkeit durch Zurechnung, sie hält ihn demgemäß für gerecht und führt ihn in die Herrlichkeit ein, die Christus durch Sein Werk verdient hat - in die Herrlichkeit, in der Er als Sohn war, ehe die Welt begann.
18 Natürlich bedeutet das nicht, dass der Leib schon erneuert ist.↩︎
19 Ich verwerfe vollständig die Deutung „weil wir gerechtfertigt worden sind“. Das ist nicht die Bedeutung des griechischen Textes, und den Glauben aus unserer Rechtfertigung auszuschließen widerspricht dem Anfang von Kapitel 5.↩︎
20 Dieses Wort ist im Original sehr betont: Seine eigene Liebe, Vers 8.↩︎
21 Das Wort „zurechnen“ in dieser Schriftstelle (Kap. 5,13) ist nicht dasselbe wie wenn Gerechtigkeit zugerechnet wird, oder Glauben zur Gerechtigkeit. Es bedeutet, eine Tat (oder Summe) auf das Konto eines anderen zu rechnen, die Person aber nicht so oder so zu achten.↩︎
22 Dies ist ein Zitat aus Hosea 6,7 seinem wahren Sinne gemäß, worin Israel beschuldigt wird, dasselbe wie Adam getan zu haben. „Sie aber haben den Bund übertreten wie Adam.“↩︎
23 Dieselbe Unterscheidung, mit demselben Unterschied in der Präposition wird in Verbindung mit der Gerechtigkeit Gottes gefunden, wenn der Apostel von der Wirksamkeit des Blutes spricht, nur weist er darauf hin, wer die Vielen sind, weil eher der Gegenstand des Glaubens als die Wirksamkeit des Werkes dargestellt wird, obwohl dies vorausgesetzt wird (Röm 3,22): „Gottes Gerechtigkeit aber durch Glauben an Jesum Christum gegen alle, und auf alle, die da glauben“; gegen alle und auf alle Gläubigen. So hieß es hier durch eine Übertretung „gegen alle“, die Vielen aber, welche mit Christo verbunden Sind, werden durch Seinen Gehorsam in die Stellung von Gerechten gesetzt.↩︎
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Aus "Betrachtungen über den Brief an die Römer" von JND
Behandelter Abschnitt Röm 5
Wir sind also gerechtfertigt durch den Glauben. Damit findet die Lehre von dem Werke Christi, so weit es sich um Sein Blut und um das Wegtun unserer Sünden durch Sein Blutvergießen handelt, gewissermaßen ihren Abschluss. Die Auferstehung Christi ist der Beweis, daß Gott dieses Werk angenommen hat als Genugtuung für unsere Sünden, und zwar zu Seiner eigenen Herrlichkeit. Welch ein gesegneter Gedanke! Die Gerechtigkeit Gottes ruht in dem Wert des Werkes Christi! Diese Gerechtigkeit hat sich darin geoffenbart, daß Er Seinen Sohn aus den Toten auferweckt und uns um Seinetwillen gerechtfertigt hat; unsere Sünden sind vergeben, wir sind reingewaschen in Seinem Blut. Nichts haben wir zu unserer Rechtfertigung beigetragen, nichts können wir dazu beitragen; wir sind allein gerechtfertigt durch das Werk Christi. Unsere Sünden sind der einzige Anteil, den wir an dem Leiden Christi haben, durch das wir vor dem Angesicht Gottes gereinigt worden sind. Der Wert dieses Werkes ist uns durch den Glauben, der jedoch dem nichts hinzufügen kann, zuteil geworden. Dieses Werk ist für uns der höchste Beweggrund, Ihm zu dienen und Ihn immer und unaufhörlich zu loben; aber auch dadurch fügen wir dem Werke Christi vor dem Angesicht Gottes nichts hinzu, es ist vollendet, und nicht allein das, sondern auch angenommen, als völlig genügend anerkannt vor Gott. Wie köstlich ist es, zu wissen, daß alle unsere Sünden hinweggetan sind durch Gott Selbst, und zwar gemäß Seiner eigenen Gerechtigkeit, indem Er Christum um des Werkes willen, das Er für uns vollbracht hat, auferweckt hat, ein ewig gültiger Beweis, daß Gott dieses Werk angenommen hat als Seiner Herrlichkeit völlig genügend. Dies würde genug sein für unsere Rechtfertigung; aber Gott hat noch mehr getan: Er hat Christum zu Seiner Rechten erhöht; dort sitzt Er jetzt als Mensch zur Rechten Gottes, bis Seine Feinde zum Schemel Seiner Füße gelegt sind. Durch ein Opfer hat Er, hinsichtlich des Gewissens, für immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden. Wenn sie durch dieses Opfer nicht zur Vollkommenheit gebracht sind, so können sie es nie werden, und ebenso wenig können ihre Sünden je hinweggenommen werden. Denn ohne Blutvergießen ist keine Vergebung, und Christus kann Sein Blut nicht noch einmal für uns vergießen; das Werk ist geschehen, oder es kann überhaupt nicht geschehen.
Der erste Abschnitt des fünften Kapitels (V. 1—11) fasst alle Züge dieser unendlichen Gnade Gottes zusammen. Betrachten wir kurz den Inhalt dieser köstlichen Verse. Das Werk ist vollbracht; der Glaube weiß, daß es von Gott angenommen ist, indem Er Christum auferweckt und zu Seiner eigenen Rechten gesetzt hat. Es bleibt nichts zwischen dem wiedergeborenen, geheiligten Menschen und Gott, als nur der Wert des Werkes Christi und die Annahme Seiner Person. Das Blut Christi ist immer vor den Augen Gottes, und Er Selbst erscheint in der Gegenwart Gottes für uns. Das gibt uns für die Gegenwart die köstlichsten Vorrechte, und für die Zukunft die Hoffnung der Herrlichkeit, die wir bei ihm genießen werden. Doch wir wollen nicht über unser Kapitel hinausgehen, sondern uns auf die Betrachtung der Vollkommenheit der Gnade Gottes, die darin so wunderbar entwickelt ist, beschränken. Wir finden hier das, was Gott für uns ist, während unsere Stellung vor Ihm in Christo erst später behandelt wird.
Die ersten elf Verse enthalten also die Entwicklung der Gnade und der Wege Gottes in Gnade; sie sprechen zuerst von dem, was die Gnade gibt, und dann von den Erfahrungen der Begnadigten. Indem Christus für unsere Sünden dahingegeben und zu unserer Rechtfertigung auferweckt worden ist, sind wir durch den Glauben gerechtfertigt worden. Es ist eine vollendete Rechtfertigung; unsere Sünden sind ausgelöscht, unser Gewissen ist gereinigt, und da der Wert dieses Werkes unwandelbar und immer vor den Augen Gottes ist, ist unsere Rechtfertigung gültig für ewig. Infolgedessen besitzen wir einen beständigen Frieden mit Gott. Keine Sünde kann uns zugerechnet werden, denn unsere Sünden sind alle schon getragen, so daß wir kein Bewusstsein mehr von Sünden haben können. Wohl sind wir uns des Vorhandenseins der Sünde im Fleische bewusst; aber von den Sünden, die Christus schon für uns getragen hat, kann nicht mehr die Rede sein. Wohl können wir uns demütigen, wenn wir durch irgendeinen Anlass daran erinnert werden, daß wir der hässlichen Früchte der Sünde schuldig waren und diese Last auf den geliebten Heiland gebracht haben; aber wir können nicht in der Gegenwart Gottes, wo sich Christus und Sein Blut für immerdar befinden, in Frage stellen, ob alles vergeben ist. Es ist wichtig, daß ich den Zustand meiner Seele nicht verwechsle mit dem Wert eines außer mir vollbrachten Werkes, eines Werkes, an dessen Vollbringung ich nicht teilgehabt habe, es sei denn durch meine Sünden. Wenn aber meine Sünden dort auf Christum gelegt waren, dann können sie jetzt nicht mehr vor Gott sein — Christus hat sie im Himmel nicht mehr auf Sich. Befinde ich mich vor Gott, so finde ich da einerseits nur eine unendliche, unveränderliche Liebe, weil Christus dort ist, und andererseits nur eine vollkommene göttliche Gerechtigkeit in Ihm, ebenfalls weil Er dort ist. Unendliche Liebe, vollkommene und göttliche Gerechtigkeit und unveränderliche Gnade sind dem Gläubigen zuteil geworden in Christo vor Gott.
Dies führt uns in der Betrachtung der Früchte der Gnade einen Schritt weiter. Nicht allein sind unsere Sünden durch die Gnade hinweggetan, so daß wir Frieden mit Gott haben, sondern wir können auch genießen von der Gnade Gottes, die den Frieden gestiftet hat — von einer Gnade, die jetzt beständig in dem Herzen Gottes für uns ist. Die Gnade hat nicht allein durch das Werk Christi alle Hindernisse beseitigt, sondern sie bleibt auch immer unveränderlich in dem Herzen Gottes. Sein Auge ruht auf uns mit derselben Liebe, wie es auf Christo ruht. Durch Christum haben wir Frieden, durch Ihn auch Zugang durch den Glauben zu der Gnade und Gunst, in der wir in Ihm vor Gott stehen. Diese Gunst genießen wir in der Gegenwart Gottes. Nicht allein rechtfertigt uns der himmlische Richter, sondern ein himmlischer Vater nimmt uns auf; ein lichtvolles, gnädiges Antlitz voll väterlicher Liebe erleuchtet und erfreut unsere Seele und erquickt unser Herz, so daß wir mit einem völlig ruhigen Herzen in Seiner Gegenwart sind und in Seinen Pfaden wandeln; wir haben das köstliche Bewusstsein, daß wir in der Gunst Gottes stehen. Was unsere Sünden betrifft, so sind alle hinweggetan; was unseren gegenwärtigen Zustand vor Gott betrifft, so ist alles Liebe und Gunst, in der hellen Klarheit Seines Angesichts; was die Zukunft betrifft, so wartet unser die Herrlichkeit, sie ist unser Teil, wenn wir sie auch jetzt noch nicht genießen. Friede, göttliche Gunst, die Herrlichkeit in Hoffnung, das ist das Teil des Glaubenden, die gesegnete Frucht der Liebe Gottes. Man könnte nun sagen: Es ist also alles vorhanden für die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Und doch hat der Apostel noch etwas hinzuzufügen. Weil die Herrlichkeit für uns noch in der Zukunft liegt, haben wir noch einen Weg zu machen, um sie zu erreichen. Und Gott vergisst uns auch auf diesem Wege nicht. Der Apostel sagt deshalb: „Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Trübsale“. Die Wüste ist der Ort, wo die Erfahrungen der Erlösten in betreff ihres wirklichen Zustandes und der Regierungswege Gottes gemacht werden. Die Erlösung ist vollbracht; wir sind zu Gott gekommen, wie geschrieben steht: „. . . Wie ich euch getragen auf Adlers Flügeln und euch zu mir gebracht habe“ (2Mo 19,4). Dies ist eine im Ratschluß Gottes vorherbestimmte und jetzt vollendete Tatsache. Die Herrlichkeit ist ein Teil des Ratschlusses Gottes, und auch dieser Teil muß für die Gerechtfertigten erfüllt werden. Die Wüste bildet keinen Teil dieses Ratschlusses, aber sie ist der Ort, wo wir Seine Wege mit uns kennen lernen. Allerdings ging der Räuber am Kreuz mit Christo an demselben Tag noch ins Paradies ein, um dort bei Ihm zu wohnen. Sein Zustand war passend für eine solche Stellung. Wenn er die Folgen seiner Missetaten von seiten der Menschen tragen musste, so ertrug Christus für ihn von seiten Gottes alles, was er vor Ihm schuldig war, und der gerechtfertigte Sünder folgte Ihm an dem selben Tag noch nach in die Wohnungen der Seligkeit. Er hatte also keinen weiten Weg der Erfahrungen zu machen. Im allgemeinen aber durchpilgert der Gläubige eine Welt, wo Schwierigkeiten und Versuchungen ihm entgegentreten und ihn von allen Seiten umringen. Christus ist vor uns durch diese Welt gegangen, und wir sind berufen, in Seinen Fußtapfen zu wandeln. Dadurch aber wird unser Zustand geprüft. Die Erlösung kommt dabei nicht in Frage; denn eben sie ist es, die uns in die Wüste gebracht hat. Wir sind aber schuldig, unserer Berufung und der Stellung gemäß, in welche die Erlösung uns versetzt hat, zu wandeln, würdig des Gottes, der uns zu Seinem eigenen Königtum und zu Seiner eigenen Herrlichkeit berufen hat. Die Trübsale prüfen die Seele, inwieweit der Eigenwille wirksam ist; sie machen die Wirkung der Sünde in uns offenbar, so daß wir sie entdecken. Wir werden von Gott erforscht. Einerseits lernen wir dadurch erkennen, was wir sind, andererseits aber auch, was Gott für uns ist in Seiner Treue und täglichen Fürsorge. Wir werden von der Welt entwöhnt, und unsere Augen werden mehr befähigt, das, was himmlisch ist, wahrzunehmen und zu schätzen. So wird die Hoffnung, die schon im Herzen ist, viel lebendiger und klarer. In diesem Sinn können wir alle Trübsale betrachten, weil wir den Schlüssel zu allem besitzen: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben worden ist“. Die Fürsorge Gottes in dieser Beziehung ist wunderbar. „Er zieht Seine Augen von dem Gerechten nicht ab“. Er denkt an alles bei Seinen Kindern, an ihren Charakter, ihre Umstände, ihre Versuchungen; Er tut alles, was nötig ist, um sie zum glückseligen Ende ihrer Pilgerschaft zu bringen. Die Füße der Israeliten waren nach vierzigjähriger Wanderschaft nicht geschwollen und ihre Kleider nicht abgenutzt. Er läßt alles zusammenwirken zum Besten derer, die Ihn lieben.
Doch noch einige andere, sehr wichtige Punkte haben wir hier zu beachten. Zum ersten Mal finden wir an dieser Stelle den Heiligen Geist erwähnt. Die Ausgießung des Geistes in das Herz ist etwas ganz anderes, als die neue Geburt. Man muß allerdings von neuem geboren werden, um den Heiligen Geist empfangen zu können; aber der Sünder hat noch mehr nötig, als die neue Geburt. In dieser Stelle wird der Heilige Geist betrachtet als das den Gläubigen gegebene Siegel des Wertes des Blutes Christi und der vollkommenen Reinigung, deren sie durch die Anwendung dieses Blutes teilhaftig geworden sind. Gewaschen von ihren Sünden, werden sie die Wohnung des Heiligen Geistes. Er ist die Salbung, das Siegel der Gläubigen und das Pfand der Herrlichkeit. Durch Ihn rufen sie: „Abba, Vater!“ (Gal 4,6), durch Ihn wissen sie, daß sie in Christo sind und Christus in ihnen (Joh 14,16-20), und hier an dieser Stelle wird uns mitgeteilt, daß durch Ihn auch die Liebe Gottes ausgegossen ist in ihre Herzen. Die Anordnung Gottes über die Reinigung des Aussätzigen (3Mo 14) liefert uns ein treffendes Vorbild von dem, was in der gegenwärtigen Zeit mit dem Gläubigen geschieht. Der Aussätzige wurde zunächst mit Wasser gewaschen, dann mit Blut besprengt und schließlich mit Öl gesalbt. So wird auch jetzt ein Mensch zuerst bekehrt, dann teilhaftig der vollkommenen Reinigung, die durch das Blut Christi bewirkt ist, und schließlich empfängt er die Versiegelung des Heiligen Geistes. Durch Ihn haben wir die vollkommene Versicherung, daß wir an der vollbrachten Erlösung teilhaben, kraft unseres gesegneten Verhältnisses zu Gott und zu Christo, und Er ist das Pfand der zukünftigen Herrlichkeit. Alles aber ist die Folge der Besprengung mit dem Blute Christi.
So ist Gott von uns gekannt, wir sind teilhaftig geworden der göttlichen Natur, wir haben unsere Erlösung und Rechtfertigung verstanden und machen die Erfahrung von Seiner Treue. Er offenbart Sich unseren Seelen und offenbart uns auch die Herrlichkeit, die vor uns liegt. Wir wissen, daß wir in Ihm sind, und daß Gott in uns wohnt. So rühmen wir uns nicht allein dessen, was Er uns gegeben hat, nicht allein unserer Errettung, sondern auch Gottes Selbst. Ein dankbares Kind ist nicht nur darüber glücklich, daß es viel von seinem Vater empfangen hat, sondern sein Herz erfreut sich auch darin, daß sein Vater ein solcher ist, wie ihn seine liebevollen Wege geoffenbart haben; es ist glücklich, weil sein Vater für sein Herz alles ist, was es liebt; es erfreut sich in persönlicher Erfahrung in seinem Vater und rühmt sich seiner. Welch ein Vorrecht, uns Gottes Selbst rühmen zu können! Das macht die Freude und den Genuss der Gnade groß. Der höchste Charakter unserer ewigen Freude wird dadurch schon hienieden verwirklicht, und diese Freude ist begleitet von einem tiefen Frieden. Was Gott in Sich Selbst ist, ist der unendliche, aber gegenwärtige Gegenstand für eine Natur, die fähig ist, Ihn zu genießen, indem der Heilige Geist Ihn in der Seele offenbart.
Hiermit ist der erste Teil des Briefes und, man kann sagen, die Lehre des ganzen Briefes beendigt. Was jetzt noch folgt, ist unsere Stellung in Christo und die Erfahrungen, die in der Seele gemacht werden, um in diese Stellung einzutreten. Dann folgen Ermahnungen für die Befreiten. Unsere Stellung ist nicht im Fleische, sondern im Geiste, oder in Christo. Um aber wahrhaft befreit zu werden, müssen wir lernen, was das Fleisch ist, und zwar durch die Erfahrung; dann, und nur dann, werden wir aus dem gesetzlichen Zustand der Seele in den geistlichen in Christo hinübergehen, kraft des Todes und des Lebens Jesu Christi. Doch wir werden später noch einmal hierauf zurückkommen. Zunächst müssen wir die Stellung selbst, oder vielmehr die zwei Stellungen, und die darauf bezügliche Lehre betrachten. Es ist wichtig, hier zu bemerken, daß es sich bei dieser Befreiung um Erfahrung handelt, durch die sie allein gekannt werden kann. Mit der Vergebung der Sünden ist es anders. Wohl ist es wahr, daß Gott uns in allem belehren muß; aber zu glauben, daß etwas außer mir getan oder geschehen ist, ist etwas ganz anderes als etwas von mir selbst zu glauben, was ich praktisch nicht in mir verwirklicht finde. Das Werk Christi auf dem Kreuz, wodurch ich Vergebung und, insofern es sich um Vergebung handelt, Frieden erlange, ist außer mir vollbracht worden, und ich bin berufen, zu glauben, daß Gott es als Genugtuung für meine Sünden angenommen hat. Daß ich dies glaube, ist wohl das Werk Gottes in meinem Herzen, aber die Sache an und für sich ist einfach. Ein Kind, das bestraft werden soll, versteht ganz gut, was es heißt, Vergebung zu erhalten. Aber wenn man mir sagt: Wenn du glaubst, so bist du tot für die Sünde, so erwidere ich, und zwar gerade dann, wenn ich ernst und aufrichtig bin: Das ist nicht wahr, denn ich fühle ihre Wirksamkeit in meinem Herzen. Diese Frage nun — unser Zustand — wird im zweiten Teil des Römerbriefes behandelt. Sind wir im Fleische oder im Geiste? Sind wir in Christo und ist Christus in uns, sind wir also der Sünde gestorben, oder sind wir bloße Kinder Adams, so daß die Sünde ihre Kraft in uns ausübt, selbst wenn wir es nicht wollen?
Die Behandlung dieser Frage beginnt mit dem zwölften Vers des fünften Kapitels. Der Apostel spricht nicht mehr von dem, was wir getan haben, wie im ersten Teil des Briefes, sondern von dem, was wir sind, und zwar infolge der Sünde Adams. Durch den Ungehorsam des Einen sind die Vielen, d. h. alle, die durch ihre Geburt mit ihm als ihrem Urvater in Verbindung stehen, zu Sündern gemacht worden. „Gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod und also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben“ (V. 12). Dieser Satz wird erst in Vers 18 fortgesetzt. Die Verse 13—17 bilden einen Zwischensatz, dessen Zweck ist, zu zeigen, in welchem Verhältnis das Gesetz zu dieser Frage steht, und zu beweisen, daß der Mensch, ohne ein Gesetz von Gott empfangen zu haben, unter dem Joch der Sünde steht und dem Gericht verfallen ist. Der Beweis, daß die Sünde über alle Menschen herrscht, ist der Tod. Adam war unter einem Gesetz; es war ihm verboten, von der Frucht eines gewissen Baumes zu essen. Die Juden standen, wie wir alle wissen, als Volk unter dem Gesetz Moses. Wenn also Adam das ursprüngliche Gesetz, und die Juden die Gebote Gottes nicht beobachtet hatten, so waren sie in bestimmter Weise in dem Punkt schuldig, worin sie ungehorsam gewesen waren. Sie hatten das getan, was das Gesetz verboten hatte. Vers 14 bezieht sich auf das, was in Hosea 6,7 von Israel gesagt ist: „Sie haben den Bund übertreten wie Adam“. Adam wie Israel standen mit Gott in Verbindung durch ein bestimmtes Gesetz. Mit den Heiden war es anders; sie besaßen kein Gesetz. Wohl hatten sie das Gewissen und die Pflicht, Gott gehorsam zu sein. Aber man konnte nicht sagen, daß sie in diesem oder jenem Punkt einen gekannten Befehl Gottes übertreten hätten, weil es keinen gab. Es war für sie kein Gesetz vorhanden, und so konnte man das, was sie getan hatten, ihnen nicht als Übertretung zurechnen. Aber die Sünde war da; das Gewissen nahm alles wahr, was gegen seine Stimme getan wurde, und der Tod herrschte über sie. Die Herrschaft des Todes bewies also das Vorhandensein der Sünde, deren Folge er war. Jeder, auch wenn er nicht unter Gesetz stand, hatte sein Gewissen verunreinigt, und der Tod war der beständige Beweis davon, daß Sünde vorhanden war. Die Nationen, die kein Gesetz hatten, starben genau so, wie die Juden.
Sollte sich denn die Wirksamkeit der Gnade auf den engen Kreis des Judentums beschränken, weil die Juden allein die Verheißungen und alle Vorrechte einer Offenbarung, besonders das Wort Gottes, besaßen? Im Gegenteil. Das Christentum war die Offenbarung Gottes selbst, nicht allein des Willens Gottes in bezug auf die Menschen; deshalb dehnte sich diese Offenbarung notwendigerweise weit über die Grenzen des Judentums aus. Im Christentum gibt es kein einem einzelnen Volke gegebenes Gesetz; dem Volke Israel war ein Gesetz gegeben worden, das lehrte, was der Mensch sein sollte, aber es offenbarte Gott nicht. Wohl war es von Verheißungen begleitet, aber von Verheißungen, die noch nicht erfüllt waren; zugleich verbot es dem Menschen den Zugang zu Gott. Das Christentum aber gab eine Offenbarung Gottes nach der Liebe, in der Person des Sohnes; es verkündigte eine vollkommene Erlösung durch Seinen Tod, eine vollkommene, gegenwärtige Rechtfertigung durch den Glauben, kraft dieses Todes. Es bezeugte, daß der Vorhang, der den Zugang zu Gott verbot, zerrissen ist, so daß der Zugang vollkommen frei geworden und der Gläubige mit Freimütigkeit auf diesem neuen und lebendigen Wege herzunahen kann. So ist die ewige Segnung nicht in dem ersten sündhaften Menschen, noch durch das Gesetz. Denn dieses konnte, indem es auf jenen angewendet wurde, nicht anders, als ihn verdammen, weil es die vollkommene göttliche Richtschnur für das Verhalten eines
Menschen bildete, und es stellte, da der Mensch ein Sünder war, alle, die unter Gesetz standen, unter den Fluch. Die Segnung Gottes ist in dem letzten Adam, dem zweiten, und zwar verherrlichten Menschen, nachdem Er vorher für uns zur Sünde gemacht worden war; in Ihm, welcher der Kraft Satans begegnete und Sich dem Tode unterwarf, obgleich Er von ihm nicht behalten werden konnte, welcher Sich dem Fluch und dem Verlassensein von Gott in Seiner Seele unterzog und von Gott, Der durch Sein Werk vollkommen verherrlicht wurde, aus den Toten auferweckt und als Mensch zu Seiner Rechten gesetzt worden ist. Ein Gott, Der Sich in solcher Weise geoffenbart hatte, konnte nicht Gott der Juden allein sein.
In den Versen 15—17 zeigt der Apostel, daß die Gnade die Sünde noch weit übertrifft. Wenn (V. 15) die Folgen der Sünde Adams nicht allein auf ihn beschränkt blieben, sondern sich auch auf seine Nachkommen erstreckte, so gehen noch vielmehr die Folgen des Werkes Christi auf diejenigen über, die Sein sind. Nach Vers 16 sind durch die Sünde Adams alle seine Nachkommen verloren, aber die Gnade, die freie Gabe, ist nicht allein für den verlorenen Zustand, sondern auch für viele Übertretungen gültig. Die Überschwänglichkeit der Gnade tritt besonders glänzend in Vers 17 hervor, in dem wir lesen: „Denn wenn durch die Übertretung des Einen der Tod durch den Einen geherrscht hat, so werden vielmehr die“ — man sollte denken, es müsse der Nachsatz lauten: so wird vielmehr das Leben herrschen; aber nein, sondern — „die, welche die Überschwänglichkeit der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den Einen, Jesum Christum“.
Mit Vers 17 schließt der Zwischensatz, und der Apostel nimmt in Vers 18 den in Vers 12 unterbrochenen Gedankengang wieder auf. Die Folgen des Sündenfalls Adams beziehen sich auf alle Menschen; ebenso bezieht sich durch das Werk Christi die freie Gabe auf alle Menschen. Das Evangelium kann also auf alle angewendet werden; es richtet sich an die ganze Welt, an alle Sünder. In Vers 19 haben wir die tatsächliche Anwendung. Durch den Ungehorsam eines Menschen befinden sich die Vielen, die mit ihm in Verbindung sind, d. h. alle Menschen, in dem Zustand dieses Einen,
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h. in einem sündhaften Zustand. Durch den Gehorsam eines Menschen befinden sich alle, die mit ihm in Verbindung sind, d. h. alle Christen, in der Stellung dieses Einen, d. h. .in der Stellung der Gerechtigkeit vor Gott. Adam war das Vorbild des zukünftigen Menschen. In dem einen sind wir verloren gegangen, in dem anderen sind alle, die mit ihm verbunden sind, errettet, gerecht vor Gott. Die Schuld eines Menschen hängt davon ab, was er getan hat, sein wirklicher Zustand dagegen von dem, was der eine Adam getan hat. Adam und Christus sind die Häupter von zwei Geschlechtern; der eine ist das Haupt eines sündhaften, der andere das Haupt eines vor Gott gerechten Geschlechts, und hier sind das Leben und die Stellung unzertrennlich. Das Gesetz trat als Nebensache zwischen den ersten und zweiten Adam. Die Wurzel des gefallenen menschlichen Geschlechts war Adam, der erste Mensch. Das Haupt und die Lebenswurzel des gesegneten, erretteten Geschlechts ist Christus.
„Das Gesetz aber kam daneben ein“, als der Maßstab dafür, wie es bei der gefallenen Menschheit hätte sein sollen, aber nie wirklich geworden ist. Das Gesetz war nie das Mittel des Lebens oder der Errettung, sondern die Regel davon, was der Mensch hier hätte sein sollen, verbunden mit einer Verheißung des Lebens: „wer diese Dinge getan hat, wird durch sie leben“ (vgl. Gal 3,12); aber es gebot einem sündhaften Menschen, nicht zu sündigen! Sein Zweck war, wie der Apostel hier sagt, die Übertretung überströmend zu machen — nicht die Sünde, denn Gott kann nichts tun, um die Sünde zu vermehren; aber Er konnte eine Regel geben, als die Sünde schon da war, um ihre Früchte ans Licht treten zu lassen. Obgleich also das Gesetz die vollkommene Regel für den Wandel eines
Kindes Adams bildete, so war es doch tatsächlich stets eine Nebensache. Der Mensch war schon ein verlorener Sünder, und das Gesetz stellte die Frucht des faulen, verderbten Baumes ans Licht. Später werden wir finden, daß es noch mehr als dieses tat. An dieser Stelle aber wird uns nur gesagt, daß es die Übertretung überströmend machte. Wir erblicken wirklich die Wege Gottes im ersten wie im zweiten Adam. Der Mensch war ein Sünder, ein verlorener Sünder, Christus ein Erretter.
Als Beweis dafür, was der Mensch war, war das Gesetz nützlich, weil es die Gerechtigkeit von dem Menschen forderte nach dem Maß seiner Verantwortlichkeit. Der Zweck des Gesetzes nach der Regierung Gottes war, den eigenen Willen des Menschen im Ungehorsam, in den Übertretungen offenbar zu machen, weil es ohne Gesetz keine Übertretung gibt. Das setzt aber, wie es auch im Gesetz selbst zu sehen ist, die Sünde voraus. Das Gericht Gottes wird ausgeübt nach der Verantwortlichkeit des Menschen, nach dem, was er getan hat, sei es ohne Gesetz oder unter dem Gesetz. Sein verlorener Zustand ist eine andere Sache. Verloren gegangen ist er in Adam; den Beweis dafür liefert die Welt in schrecklicher Weise, und genau so unsere eigenen Herzen, wenn wir sie kennen. Der Ungehorsam des Einen hat allein den Zustand gebracht. Dieser Zustand ist nicht ein zukünftiges Gericht, sondern eine gegenwärtige Tatsache: wir sind in die Stellung von Sündern gesetzt. Die ganze Familie ist durch ihren Stammvater mit ihm in demselben Zustand: von Gott getrennt, ja vertrieben, in Feindschaft gegen Ihn, aus Seiner Gegenwart ausgeschlossen und auch ohne Verlangen, in sie einzutreten. Der Mensch zieht Vergnügungen, Geld, Eitelkeit, weltliche Macht, schöne Kleider, kurz alles und jedes, Gott vor, selbst wenn er sich darstellt als einen solchen, der glaubt, daß der Sohn Gottes für ihn in Liebe gestorben ist. Es gibt nur einen Gegenstand, der in der Welt unzulässig ist, nämlich Christus und die Offenbarung Gottes in Ihm, obwohl diese Offenbarung die Liebe ist. Durch den Ungehorsam des Einen sind die Vielen in die Stellung von Sündern gesetzt. Die wichtige Wahrheit also, die uns hier vor Augen gestellt wird, ist nicht die durch die schlechten Werke hervorgebrachte Schuld und die Gnade, durch die sie beseitigt worden ist, sondern der Zustand der gefallenen Kinder Adams, als allgemeiner Grundsatz. (Dadurch wird das Gesetz als Nebensache beiseitegesetzt, obwohl es für das Gewissen des Juden gültig war und stets eine vollkommene Regel der menschlichen Gerechtigkeit bildete und diese Regel auch abgab, wo es, gestützt auf die Autorität Gottes, angewendet wurde). In Verbindung damit steht die Einführung einer neuen oder zweiten Wurzel der selig gemachten Menschen, und zwar in dem Auferstandenen, so wie Adam die Wurzel der gefallenen Menschen ist. Adam wurde erst dann die Wurzel eines Geschlechts, als er sündhaft geworden war, und Christus ist in der Tat nicht eher das Haupt der neuen Schöpfung gewesen (obgleich Gott durch Seinen Geist von Anfang an wirksam war), als bis die göttliche Gerechtigkeit sich in Seiner Verherrlichung erwiesen hatte. Erst als die Gerechtigkeit Gottes sich geoffenbart hatte — und zwar anwendbar auf uns, indem Christus verherrlicht wurde, nachdem Er unsere Sünden getragen und Gott vollkommen verherrlicht hatte, als Er zur Sünde gemacht worden war, — erst da ist Christus das Leben gebende Haupt des neuen, von Gott aufgenommenen Geschlechts geworden, und alles, von Anfang bis zu Ende, ist die Frucht der unermesslichen, unendlichen und unaussprechlichen Gnade Gottes. Die Gnade herrscht, aber weil sie auf das Werk Christi gegründet ist, herrscht sie durch Gerechtigkeit.
Das Ziel ist das ewige Leben, und zwar in seinem vollen und wahren Charakter nach dem Ratschluß Gottes, in der Herrlichkeit, in die Christus, dieser Gerechtigkeit nach, als Mensch schon eingegangen ist. Die Gerechtigkeit herrscht noch nicht; sie wird herrschen am Gerichtstage. Dann aber wird die menschliche Gerechtigkeit, nämlich das, wozu der Mensch verpflichtet war, den Maßstab des Gerichts bilden; der Mensch wird dann gerichtet werden nach den Pflichten, die ihm gegen Gott und seinen Nächsten, nach dem Recht Gottes, auferlegt waren. Die Urquelle des Heils für den Menschen aber ist die Gnade, weil Gott die Liebe ist und wir Sünder sind; denn die Gnade ist die Ausübung der Liebe gegen die, welche kein Verdienst, keine Würdigkeit besitzen. Und darin hat sich die Liebe geoffenbart, so daß die Engel sie kennen lernen müssen aus den Wegen Gottes gegen uns. Gott ist aber auch gerecht und muß die Gerechtigkeit aufrecht halten, und Seine Heiligkeit kann die Sünde nicht für immer in Seiner Gegenwart dulden. Daß alle Menschen unter der Sünde liegen und schuldig sind, hat Er bewiesen, und dann ist Er wirksam gewesen nach Seiner unumschränkten Liebe, nicht allein um Sünden zu vergeben (wovon wir schon gesprochen haben), sondern um eine ganz neue Stellung zu bereiten, nach Seinem ewigen Ratschluß und für Seine ewige Verherrlichung, nach dem, was Er ist in Seinem Wesen. Die Ausführung dieses Ratschlusses, und zwar kraft des Werkes Christi nach Seiner vollkommenen Gerechtigkeit, ist der Ausdruck und die Offenbarung Seiner unendlichen Liebe. Die Liebe hat sich darin geoffenbart, daß Er Seinen Sohn gesandt und Ihn für uns in Tod und Fluch dahingegeben hat. Die Gerechtigkeit ist darin geoffenbart, daß Er Christum, der Ihn vollkommen verherrlicht hatte, als Mensch zu Seiner Rechten in die göttliche Herrlichkeit gesetzt hat, in die Herrlichkeit, die Er als Sohn Gottes mit dem Vater schon vor Grundlegung der Welt besaß, die Er aber als Menschensohn verdient hat, so daß die göttliche Gerechtigkeit Ihm diesen Platz notwendigerweise geben musste. Und wir haben teil an dieser Herrlichkeit Gottes, weil das Werk, durch das Gott vollkommen verherrlicht worden ist, zugleich für uns vollbracht wurde. Wir sind ein Teil der Herrlichkeit Christi in der Ewigkeit. Er würde nicht die Frucht der Mühsal Seiner Seele sehen, wenn Er Seine Erlösten nicht bei Sich in der Herrlichkeit hätte.