Behandelter Abschnitt Sach 1,1-21
Einleitung
Sacharja beschäftigt sich mehr als jeder der anderen zwei nach der Gefangenschaft weissagenden Propheten mit den Reichen der Nationen, deren Joch die Juden zu tragen hatten, sowie damit, wie jene herrliche Ordnung der Dinge, die die Anwesenheit des Messias begleiten sollte, in ihrer ganzen Vollendung hergestellt werden wird; andererseits auch mit der Verwerfung dieses Messias seitens des aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Überrestes; ferner mit dem jämmerlichen, ungläubigen Zustand, dem das Volk überlassen werden und den es endlich offen zur Schau tragen würde; und schließlich mit den letzten Angriffen der Feinde des Herrn auf Israel, besonders mit denen, die sich gegen Jerusalem richten werden. Er kündigt die Vernichtung dieser Feinde durch das Gericht Gottes an sowie die Herrlichkeit und Heiligkeit des Volkes nach seiner Befreiung durch den Arm des Herrn, der von da an auf der ganzen Erde regieren und verherrlicht werden würde. Wir finden hier die vollständige Geschichte Israels und des Verhaltens der Nationen diesem Volk gegenüber von der Zeit der Gefangenschaft an bis zum Ende, soweit dies Jerusalem betrifft, mit dessen Wiederherstellung der Prophet hauptsächlich beschäftigt ist. Wenn nämlich bei Haggai das Haus der Hauptgegenstand ist, so ist bei Sacharja Jerusalem der Punkt, um den sich alles dreht, auch wenn im Verlauf seiner Weissagung der Tempel und noch mehr der Messias besonders in den Vordergrund treten.
Die Zeit, in der die Weissagungen Sacharjas geschahen, ist beinahe dieselbe wie die der Weissagungen Haggais. Wir finden bei Sacharja, außer der zu Anfang des Buches gegebenen, noch zwei weitere Zeitangaben, während Haggai deren vier aufweist. Die erste Zeitangabe bei Sacharja reicht nur ein oder zwei Monate vor die beiden zurück, die Haggai zuletzt erwähnt und die beide von demselben Tage sind. Zur Zeit der zweiten Weissagung Sacharjas (Sach 7) war der Tempel als Ganzes noch nicht vollendet, jedoch bereits genügend wiederhergestellt, um als Ort der Anbetung dienen zu können, auch wenn seine Einweihung noch nicht gefeiert worden war.
Kapitel 1
Der Geist Gottes beginnt mit einem Mahnruf, der auf die in der Geschichte des Volkes sich findenden Beweise hindeutet, wie das Wort der Propheten auf dasselbe gewirkt hatte. Das Zürnen des Herrn, vor dem diese Propheten nicht ermangelt hatten das Volk zu warnen, hatte seine Frucht getragen; jetzt beschäftigte Gott sich aber mit dem Verhalten der Nationen, die Er in den Besitz der Macht gestellt hatte und die sich dem Gefühl der Sicherheit hingaben, ohne sich um den elenden, verfallenen Zustand des Volkes Gottes zu kümmern.
Der Herr kümmerte sich aber um denselben. Er ist sehr erzürnt über die sicheren Nationen und eifert sehr für Jerusalem. Er hat sich Jerusalem mit Erbarmen wieder zugewandt; Gutes im Überfluss soll seinem Volk zuteil werden. Man kann hier wahrnehmen, dass durch das Gericht, das bereits an Babel zur Ausführung gekommen war, dem Grundsatz nach das Gericht an dem Unterdrücker unter den Nationen vollzogen wurde, an dem Haupt des Weltreiches, dem goldenen Haupt des Bildes, und dass der hier verheißene Segen auf das Teil hinzielt, dessen sich Jerusalem erfreuen soll, wenn der Unterdrücker endgültig gerichtet ist.
In den Augen des Geistes bestanden drei Weltreiche. Und die Welt war in Ruhe und Frieden unter der Herrschaft des zweiten der vier, oder des ersten jener drei. - Ein Pferd ist in der Schrift das Sinnbild göttlicher Kraft in der Regierung der Erde; in dem vorliegenden Fall handelt es sich um die Frage, wie sich jene Kraft in der Regierung der auf Nebukadnezar folgenden Weltreiche offenbart hat. Außer dem Pferd, das zwischen den Myrten steht, erblicken wir hier drei verschiedene Arten von Pferden. Doch werden durch dieselben mehr die unter der Vorsehung Gottes wirkenden Geister jener Reiche als die Reiche selbst dargestellt. Die erstgenannte Art von Pferden trägt dieselbe Farbe wie das des Mannes, der zwischen den Myrten hält. Dies hat seinen Grund vielleicht darin, dass Kores und die Perser das Volk Gottes in Freiheit gesetzt und ihm Wohlwollen bewiesen hatten, wie dies der Herr Jesus selbst in der Größe seiner Macht tun wird.
In dem ersten Teil dieses Buches ist demnach folgendes enthalten: Das bereits vollzogene Gericht offenbart die Kraft des Wortes Gottes; Gott wendet sich Jerusalem wieder mit Erbarmen zu und tröstet es. Er ist von Eifer für dasselbe getrieben und zürnt mit großem Zorn über die Nationen, die sorglos und sicher waren, während Jerusalem in Trümmern lag.
Aus dem Gesicht ist zu erkennen, wie das ganze Auftreten der Reiche der Nationen einer Beaufsichtigung unterliegt und wie alles dem Walten der Vorsehung Gottes unterstellt ist. Er nahm um seines Volkes willen von allem Kenntnis, und da Er das Ende dieser Zeiten der Heiden bereits im Auge hatte, so kündigte Er an, dass Er damit beschäftigt sei, Seiner erwählten Stadt Gutes zu tun und sie zu segnen. Inzwischen war, was zu beachten ist, Juda vorläufig in den Genuss der Vorrechte seines eigenen Gottesdienstes wieder eingeführt und zugleich in eine Stellung versetzt worden, in der es bereit sein konnte, den Messias aufzunehmen, damit so die Absichten Gottes in Erfüllung gehen möchten.
Das Gesicht am Schluss des Kapitels betrifft alle die Reiche, die bis zur endgültigen Befreiung Judas und Jerusalems zu denselben in Beziehung getreten sein und sie unterdrückt haben werden. Die Hörner scheinen die Sinnbilder von Mächten zu sein, während die Schmiede wohl die Werkzeuge darstellen, die Gott gebraucht, um jene in Stücke zu zerbrechen. Wie wir sehen, wird Israel im 19. Verse mit erwähnt; es scheint mir, dass es damit einfach als ein Teil des Ganzen bezeichnet wird, ohne dass auf Einzelheiten näher eingegangen würde. Da Ninive unter das Joch Babels geraten und damit auch Israel dem Weltreich tatsächlich unterworfen war, so wird einfach alles zusammen aufgeführt.