Behandelter Abschnitt Sach 1,1-6
Der Prophet Sacharja
In unserer Betrachtung über Esra haben wir Sacharja erwähnt, der zusammen mit Haggai den Kindern Israel eine große Hilfe war, indem er sie ermutigte, wieder mit dem Bau des Hauses des Herrn zu beginnen. Gott gefiel es, uns ein Buch mit den Worten Sacharjas zu geben. Es ist das vorletzte Buch des Alten Testaments. Wir werden es nun gemeinsam mit der Hilfe des Herrn lesen.
Inhalt des Buches Sacharja
Im Buch Sacharja gibt es mehr als eine Prophezeiung, die Gott zu unterschiedlichen Zeiten seinem treuen Diener gegeben hat. Wir finden in diesem Buch drei Datumsangaben, die eine Einteilung des Geschriebenen ermöglichen und es so verständlicher machen. Wenn wir diese Datumsangaben vergleichen, sehen wir, dass die ersten sechs Kapitel im zweiten Jahr des Königs Darius geschrieben wurden, und die letzten sechs in seinem vierten Jahr - es gibt also zwei unterschiedliche Teile der Weissagung. Wenn wir das einmal genauer untersuchen, stellen wir fest, dass es in Bezug auf ihren Charakter tatsächlich einen beträchtlichen Unterschied zwischen diesen beiden Teilen gibt. Der erste Teil enthält Visionen mit ihrer Erklärung; im zweiten Teil finden wir, wie der Herr der Heerscharen an das jüdische Volk appelliert.
Wir werden ein wenig bei dem ersten Teil verweilen, weil er wertvolle Dinge enthält, die leicht zu verstehen sind und sehr berührend sind.
In den ersten sechs Kapiteln finden wir zwei Hauptprophezeiungen. Die erste datiert auf den achten Monat des zweiten Jahres Darius‘ und ist mit nur sechs Versen eine sehr kurze Prophezeiung. Die zweite Weissagung, die drei Monate später an den Propheten gerichtet wurde, schildert die Visionen. Wir finden diese ab Vers 6 in Kapitel 1 bis zum Ende von Kapitel 6.
Heute werden wir uns auf die Betrachtung der ersten Prophezeiung beschränken, Kapitel 1, Verse 1 bis 6.
Die Gegebenheiten zur Zeit der ersten Prophezeiung
Sicher haben Sie die Situation, in der sich Sacharja zu Beginn seiner prophetischen Laufbahn befand, nicht vergessen. Diese wird im Buch Esra geschildert. Wir wollen uns die damaligen Umstände jedoch an dieser Stelle noch einmal in Erinnerung rufen, weil wir sie unbedingt vor Augen haben müssen, wenn wir die Bedeutung der Worte unseres Propheten verstehen wollen. Das Volk Israel wurde, trotz der Ermahnungen der heiligen Männer, die Gott wiederholt gesandt hatte, immer böser, und der Herr gab sie schließlich in die Hand von Nebukadnezar, dem König von Babel, der sie gefangen nahm, die Stadt Jerusalem zerstörte und den Tempel des Herrn in Brand setzte. Die Gefangenschaft dauerte 70 Jahre, genau die Zeit, die Gott durch den Propheten Jeremia vorhergesagt hatte: „Denn so spricht der Herr: Sobald 70 Jahre für Babel voll sind, werde ich mich euer annehmen und mein gutes Wort an euch erfüllen, euch an diesen Ort zurückzubringen“ (Jeremia 29,10; 27,22).
Diese Zeit der Bestrafung des Volkes für seine Sünden wird in Kapitel 2 unseres Buches Sacharja, Vers 16, in Erinnerung gerufen: „Und der Herr wird Juda als sein Erbteil besitzen in dem Heiligen Land und wird Jerusalem noch erwählen“. In der Tat hat Gott Kores erweckt, um Babylon zu zerstören und diesem mächtigen Reich, das während dieser 70 Jahre alle Königreiche der Erde beherrscht hatte, ein Ende zu bereiten. Kores war zuvor ein General gewesen, Oberbefehlshaber der Armeen seines Onkels Darius, des Königs der Meder und Perser, der damals 62 Jahre alt war (Daniel 6,1).
Schon im ersten Jahr seiner Regierung, kaum dass er König von Persien geworden war, bot Kores allen Juden an, sofern sie dazu bereit waren, von Babylon nach Jerusalem hinaufzugehen und mit dem Wiederaufbau des Tempels zu beginnen. Viele von ihnen nahmen dieses großzügige Angebot des Königs an und zogen unter der Führung des Hohenpriesters Jeschua (oder Josua, wie er im Buch Sacharja genannt wird) und des Statthalters Serubbabel nach Jerusalem. Dieser war ein Urenkel Jekonjas, des vorletzten Königs von Juda; und wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, wieder auf dem Thron Davids in Jerusalem zu sitzen, wäre Serubbabel zum König gemacht worden. Aber das Königreich war von Juda zu den Nationen übergegangen, gemäß dem Wort Hesekiels: „So spricht der Herr, Herr: Weg mit dem Kopfbund und fort mit der Krone! Dies wird nicht mehr sein. Das Niedrige werde erhöht und das Hohe erniedrigt! Das Niedrige werde erhöht und das Hohe erniedrigt! Umgestürzt, umgestürzt, umgestürzt will ich sie machen; auch dies wird nicht mehr sein - bis der kommt, dem das Recht gehört: Dem werde ich es geben“ (Hes 21,31-32). Sicherlich ist der Herr Jesus der Einzige, dem die Regierung von Rechts wegen „gehört“, der, von dem geschrieben steht: „Ein Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Reiches“ (Psalm 45,7) Er war noch nicht gekommen; deshalb konnte Serubbabel nicht regieren. Kores und seine Nachfolger wurden von Gott in der Position der höchsten Autorität über die ganze Erde eingesetzt.
Aber Gott erwies seinem Volk Gnade und ließ es in sein Land zurückkehren und den Tempel wieder aufbauen. Eine Zeitlang hatten sie Gelingen bei ihrer Arbeit, doch schon bald erregte dieses große Werk die Eifersucht der Feinde der Juden. Nach dem Tod von Kores wurden sie bei seinem Nachfolger vorstellig, was dazu führte, dass die Arbeit des Hauses Gottes eingestellt wurde. Hätten die Juden mehr Vertrauen in Gott gehabt, hätten sie zweifellos nicht auf die Bedrohung durch ihre Feinde geachtet und den Tempel trotzdem weiter gebaut, im Vertrauen auf das Wort Gottes, das stärker ist als die Menschen. Leider fehlte ihnen der Glaube; und viele Jahre lang gaben sie den Bau des Hauses Gottes auf, um sich selbst Häuser zu bauen und sich in aller Ruhe in der Stadt niederzulassen.
Manchmal glaubt man, dass man Nöte vermeiden kann, wenn man nicht alles tut, was Gott gesagt hat; aber wenn man so handelt, wird man bald feststellen, dass man einen großen Fehler gemacht hat. Jeder Segen kommt von Gott allein. Gott liebt Gehorsam über alles; wenn man Ihm nicht gehorcht und Gott den Segen deshalb zurückhält, was wird man gewinnen, wenn man den Segen abseits von Ihm sucht? So erinnerte Gott sie durch den Mund Haggais daran, als er im zweiten Jahr Darius‘, des Königs von Persien, diesen Propheten zu ihnen schickte, um das Volk dazu aufzurufen, ihr Verhalten einmal sorgfältig zu überdenken.
Auf diese Weise weckte Gott den Geist des Statthalters Serubbabel und des Hohenpriesters Josua, so dass sie, ohne weitere Befehle des Königs von Persien abzuwarten, mit dem Bau des Hauses des Herrn, ihres Gottes, begannen. Gott ermutigte sie durch eine zweite Prophezeiung Haggais einen Monat nach Beginn ihrer Arbeit; im darauffolgenden Monat schickte Er Sacharja als neuen Beweis seiner Gnade gegenüber seinem Volk zu ihnen, um sie zu ermutigen, sich von ganzem Herzen Ihm, dem Herrn der Heerscharen, zuzuwenden und um ihre Hände zu stärken. Was Gott verlangte, war ein aufrechtes Herz, das trotz widriger Umstände, trotz aller Übungen durch die Sünde und des Widerstands der Feinde auf sein Wort vertraute. Denn alle Herrlichkeit des Menschen vergeht; Erde und Himmel werden vergehen, aber das Wort des Herrn bleibt ewig bestehen. Dieses Wort sollte ihnen genügen.
Der Herr sandte Sacharja, um ihnen zu sagen, dass Er sich über ihre Väter sehr entrüstet hatte; alles, was Gott durch seine Propheten über sie vorhergesagt hatte, war über sie gekommen. „Und sprich zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen: Kehrt zu mir um, spricht der Herr der Heerscharen, und ich werde zu euch umkehren, spricht der Herr der Heerscharen. Seid nicht wie eure Väter, denen die früheren Propheten zuriefen und sprachen: So spricht der Herr der Heerscharen: Kehrt doch um von euren bösen Wegen und von euren bösen Handlungen! Aber sie hörten nicht und merkten nicht auf mich, spricht der Herr“ (Sacharja 1,3-4).
Ist dies, liebe Leser, nicht das Wort der Gnade, das Gott jetzt an jeden von uns richtet? Gott hat in dem Herrn Jesus die Welt mit sich selbst versöhnt. Jesus sagt: „Kommt her zu mir. . . “ und „wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“. „Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht“, denn er hat Worte ewigen Lebens, seine Worte sind Geist und Leben. „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht“ (Mt 4,4). Ja, lieber Leser, der Gerechte wird durch seinen Glauben leben, den Glauben an die Worte des lebendigen Gottes.