Behandelter Abschnitt Ps 139
In Psalm 139 finden wir tiefe Herzensübungen in Verbindung mit den Wegen, die Gott mit den Seinigen geht. Obwohl Gott in Seiner Treue alle Seine Segensabsichten zur Ausführung bringen wird, entgeht Ihm doch kein Gedanke in dem Herzen der Seinigen. Moralisch betrachtet, kann niemand in Seiner Gegenwart weilen; aber andererseits gibt es auch kein Entfliehen vor Ihm, kein Entrinnen vor Seinem allsehenden Auge, obgleich das Gewissen nur zu gern fliehen möchte. Hier jedoch beginnt ein neuer Gedankengang: Jehova weiß alles, denn Er hat alles gebildet. Er nimmt völlig Kenntnis von uns, und zwar in Güte. ja, Er sorgt für uns und wacht über der Bildung jedes Gliedes, so wie Er jeden unserer Gedanken kennt. Aber wenn das so ist, hat Er auch Seine eigenen Gedanken, und diese sind uns köstlich. Hier zeigt sich die Wirkung des Glaubens in der Seele; daher der Umschwung in den Gedanken. Die Sache nimmt notwendigerweise ihren Anfang in dem Gewissen unter dem Auge Gottes. Es bringt uns in Seine Gegenwart; dort lernen wir die Gedanken Gottes verstehen, der uns für Sich Selbst gebildet hat und der dann unbegrenzte Kreise Seiner Segnungen und Wege vor uns aufschließt. Gott wacht über uns in der Stille des Schlafes, daher befinden wir uns beim Aufwachen in Seiner Gegenwart.
Steht die Seele jedoch in solcher Verbindung mit Gott, so hat sie mit den Gesetzlosen völlig gebrochen. Gott wird dieselben töten, und der Gläubige ruft ihnen zu: „Weichet von mir!“ Er sieht mit Abscheu auf die Gesetzlosen, eingedenk dessen, was sie für Gott sind; für sich selbst wünscht er, von Gott erforscht und geprüft zu werden, damit nichts Böses in ihm bestehen bleibe. Dieser Psalm geht weit in die Beziehungen des menschlichen Geistes zu Gott ein, obwohl das äußere Gericht der Bösen ins Auge gefasst wird und Ausdrücke gebraucht werden, die bildlich auf die Versammlung anwendbar sind und auch auf die Auferstehung hindeuten. Der so wichtige Hauptgedanke des Psalmes ist die gänzliche Durchforschung des Menschenherzens von Seiten Gottes, wie sie bei dem Überrest in den letzten Tagen stattfinden wird und wie sie stets stattfinden muss. Stehen wir nun bei dieser Erforschung noch unter unserer eigenen Verantwortlichkeit, so werden wir ausrufen: „Wohin soll ich fliehen?“ Sind wir dagegen Gottes Werk (das heißt, haben wir Seine Gnade und Macht an unserer Seele erfahren), dann werden uns Gottes Gedanken köstlich, und wir können, indem wir die Gnade kennen, bitten: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken.“ Je tiefer dies geht, desto besser, damit wir, befreit von uns selbst, fähig sein möchten, Gott zu genießen. Dann werden wir auch um Leitung bitten, nicht nur sind die eigenen Gedanken verurteilt, auch der Wille ist gebrochen und unser Begehren ist, von Gott geleitet zu werden. Die Verse 19 - 22 zeigen uns, dass der Psalm in Verbindung mit den letzten Tagen steht: „Möchtest du, o Gott, den Gesetzlosen töten!“ Das Gericht wird erwartet, und die Feinde Gottes werden gehasst und verabscheut.
Die fünf folgenden Psalmen bewegen sich auf einem uns bereits bekannten Boden, nur wolle man beachten, dass Israel auch hier noch nicht in die volle Segnung eingeführt ist, sondern, obwohl bereits wiederhergestellt, sich noch im Kampfe befindet.