Behandelter Abschnitt Heb 12,1-4
Lesen wir jetzt Kapitel 12. Nachdem wir einen Blick auf die Lehre des Briefes geworfen haben, sind wir nunmehr an einem durchaus praktischen Teil angekommen; doch das Gesegnete der Lehre tritt auch hier ans Licht. Der Leser wird sich erinnern, daß wir die verschiedenen Merkmale betrachtet haben, in denen der Herr in die Himmel eingegangen ist. Hier in Vers 1 sehen wir Ihn jedenfalls im Himmel, jedoch in einem neuen, besonderen Charakter. Unser hochgelobter Herr trägt viele Kronen. Auf Seinem Haupt strahlt z.B. eine königliche und eine priesterliche Krone. Könnten Sein Haupt überhaupt zu viele Kronen zieren? Welch eine Fülle von Herrlichkeiten zeigt sich dem Auge, wenn es Christus droben im Licht dieses herrlichen Briefes betrachtet!
Unter anderen Merkmalen sehen wir Ihn dort als „den Anfänger und Vollender des Glaubens”, als Den, der ein Leben des Glaubens auf Erden angefangen und vollendet hat. Es ist die Wonne Gottes, alle Seine Ratschlüsse sind darauf gerichtet, Jesus zu krönen; es ist die Wonne des Geistes Gottes, Ihn als gekrönt darzustellen, und es ist die Wonne des Glaubens, Ihn gekrönt zu erblicken. Gott, der Heilige Geist und der Glaube des armen, auf Jesus vertrauenden Sünders haben Ihn alle zum Mittelpunkt, sei es um Ihn zu krönen oder mit Frohlocken Ihn gekrönt zu sehen.
Christus ist also jetzt im Himmel anerkannt als Der, der das Leben des Glaubens vollendet hat. Er durchlebte es bis zur Vollendung, von der Krippe bis zum Kreuz, und als solcher ist Er in die höchsten Himmel eingegangen. Sein Glaubenspfad setzte Ihn notwendigerweise mit dem Menschen in Widerspruch, wie wir lesen: „ ... der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat”. In diesen Worten liegt eine schöne Übereinstimmung mit dem Gedanken, daß Er „abgesondert von den Sündern” war. Wir dürften nicht wagen, eine solche Sprache auf uns selber anzuwenden. Sie wäre zu erhaben für irgend jemand anders als den Sohn Gottes. Wurde je dergleichen von Abraham oder Mose gesagt? Nein; der Geist Gottes würde in dieser Weise niemals von einem dieser Männer geredet haben. Der Herr Jesus steht auch hierin allein.
Dasselbe ist der Fall, wenn Er hinsichtlich der Prüfungen und Drangsale des Glaubenslebens uns zusammen mit den Märtyrern vorgestellt wird. Er hat auch da, wie überall sonst, den Vorrang. Christus zu verherrlichen, das ist so natürlich für den Geist Gottes! Wenn Er Ihn in den Würden Seiner Ämter (wie im ersten Teil des Briefes) vorstellt, so fällt es Ihm nicht schwer, Ihn mit vielen herrlichen Kronen gekrönt zu sehen. Oder wenn Er Ihn betrachtet, wie es hier geschieht, so wird es wiederum leicht, Sein Haupt mit einer Krone von ausnehmendem Glanz zu schmücken. Ja, unser Herr hat „so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet”. Das ist eine Auszeichnung, die wir in ihrer vollen Bedeutung selbst dann nicht für uns in Anspruch nehmen könnten, wenn wir unser Zeugnis für Ihn mit dem Märtyrertod besiegeln würden.
Von einem Gesichtspunkt aus betrachtet war das Kreuz ein Märtyrertum. Jesus war dort ebensowohl ein Märtyrer, der von der Hand der Menschen litt, wie Er ein Opfer Gott gegenüber war. In der vorliegenden Stelle erblicken wir Ihn als einen Märtyrer, und mit Ihm als solchem werden wir in Gemeinschaft gesehen. Wir lesen: „Ihr habt noch nicht wider die Sünde ankämpfend, bis aufs Blut widerstanden”, d.h. die gläubigen Hebräer hatten im Zeugnis für Christus und im Widerstand gegen die Sünde noch nicht ihr Leben eingebüßt. Es war Sünde bei den Pharisäern, Sünde bei der Volksmenge, Sünde bei den Hohenpriestern, die unseren Herrn Jesus an das Kreuz brachte. In Ihm Selbst wohnte nicht die geringste Sünde, gegen die Er hätte ankämpfen müssen. Es war die Sünde in anderen. Nun, diesen Kampf müssen auch wir kämpfen, nur mit dem Unterschied, daß unser eigenes Herz der größte Feind ist, gegen den wir auf der Hut sein müssen.
In diesem Kampf kommt Gott uns zu Hilfe. Er züchtigt uns; und als solche gezüchtigte Dulder bringt uns der Apostel jetzt in Verbindung mit dem Vater. Die Genossenschaft mit Christus fällt hier fort; denn niemals befand Er Sich unter der züchtigenden Hand des Vaters. In dem Augenblick, wo ich der Züchtigung und der Erziehung des Vaters teilhaftig werde, höre ich auf, ein Genosse Christi zu sein. Ich bin in besonderer Weise Sein Genosse, wenn ich den Pfad eines Märtyrers zu gehen habe; doch wenn ich mich unter der züchtigenden Hand des Vaters befinde, gibt es keinerlei Genossenschaft zwischen Christus und mir.