Hermann Menge (1841-1939)
Versliste
Es waren aber gerade die Zöllner und Sünder die, die ihm nahe zu kommen suchten, um ihn zu hören.
Darüber murrten die Pharisäer und die Schriftgelehrten laut und sagten: „Dieser nimmt Sünder (in seine Umgebung) auf und isst mit ihnen.“
Da antwortete ihnen Jesus durch folgendes Gleichnis:
„Wo ist jemand unter euch, der hundert Schafe besitzt und, wenn ihm eins von ihnen verloren geht, nicht die neunundneunzig in der Einöde zurücklässt und dem verlorenen nachgeht, bis er es findet?
Wenn er es dann gefunden hat, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern
und ruft, wenn er nach Hause gekommen ist, seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ‚Freuet euch mit mir! Denn ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren gegangen war.‘
Ich sage euch: Ebenso wird im Himmel über einen einzigen Sünder, der sich bekehrt (vgl. Mt 3,2), mehr Freude herrschen als über neunundneunzig Gerechte, die der Bekehrung nicht bedürfen.
Oder wo ist eine Frau, die zehn Drachmen (= Silberstücke) besitzt und, wenn sie eine von ihnen verliert, nicht ein Licht anzündet und das Haus fegt und eifrig sucht, bis sie (das Geldstück) findet?
Wenn sie es dann gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: ‚Freuet euch mit mir, denn ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte.‘
Ebenso, sage ich euch, herrscht Freude bei den Engeln Gottes über einen einzigen Sünder, der sich bekehrt.“
Dann fuhr er fort: „Ein Mann hatte zwei Söhne.
Der jüngere von ihnen sagte zum Vater: ‚Vater, gib mir den auf mich entfallenden Teil des Vermögens!‘ Da verteilte jener das Hab und Gut unter sie.
Kurze Zeit darauf packte der jüngere Sohn alles, was ihm gehörte, zusammen und zog in ein fernes Land; dort brachte er sein Vermögen in einem ausschweifenden Leben durch.
Als er nun alles aufgebraucht hatte, entstand eine schwere Hungersnot in jenem Lande, und auch er begann Not zu leiden.
Da ging er hin und stellte sich einem der Bürger jenes Landes zur Verfügung; der schickte ihn auf seine Felder, die Schweine zu hüten,
und er hätte sich gern an den Schoten des Johannesbrotbaumes satt gegessen, welche die Schweine als Futter bekamen, doch niemand gab sie ihm.
Da ging er in sich und sagte: ‚Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, während ich hier vor Hunger umkomme!
Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gegen den Himmel (= Gott) und dir gegenüber gesündigt;
ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen: halte mich wie einen von deinen Tagelöhnern.‘
So machte er sich denn auf den Weg zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater kommen und fühlte Mitleid: er eilte (ihm entgegen), fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
Da sagte der Sohn zu ihm: ‚Vater, ich habe gegen den Himmel und dir gegenüber gesündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen!‘
Der Vater aber befahl seinen Knechten: ‚Holt schnell das beste Gewand aus dem Hause und legt es ihm an; gebt ihm auch einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße
und bringt das gemästete Kalb her, schlachtet es und lasst uns essen und fröhlich sein!
Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden!‘ Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
Sein älterer Sohn aber war währenddessen auf dem Felde. Als er nun heimkehrte und sich dem Hause näherte, hörte er Musik und Reigenchöre.
Da rief er einen von den Knechten herbei und erkundigte sich, was das zu bedeuten habe.
Der gab ihm zur Antwort: ‚Dein Bruder ist heimgekommen; da hat dein Vater das gemästete Kalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiedererhalten hat.‘
Da wurde er zornig und wollte nicht ins Haus hineingehen; sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu.
Da antwortete er dem Vater: ‚Du weißt: schon so viele Jahre diene ich dir und habe noch nie ein Gebot von dir übertreten; doch mir hast du noch nie auch nur ein Böcklein gegeben, dass ich mit meinen Freunden ein fröhliches Mahl hätte halten können.
Nun aber dieser dein Sohn heimgekehrt ist, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du ihm das Mastkalb schlachten lassen!‘
Er aber erwiderte ihm: ‚Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein.
Wir mussten doch fröhlich sein und uns freuen! Denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren gegangen und ist wiedergefunden worden.‘“
durch den wir im Glauben auch den Zugang zu unserm jetzigen Gnadenstande erlangt haben, und wir rühmen uns auch der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.
zum Lobpreis der Herrlichkeit seiner Gnade, die er uns in dem Geliebten erwiesen hat.
Ich, Paulus, ein Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, sende meinen Gruß den Heiligen und an Christus Jesus Gläubigen, die [in Ephesus] sind:
Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus!
Gepriesen sei der Gott und Vater unsers Herrn Jesus Christus, der uns mit jedem Segen geistlicher Art, (der) in der Himmelswelt (vorhanden ist), in Christus gesegnet hat!
Denn in ihm hat er uns ja schon vor der Grundlegung der Welt dazu erwählt, dass wir heilig und unsträflich (= untadelig, oder: ohne Fehl) vor seinem Angesicht dastehen sollten,
und hat uns in Liebe durch Jesus Christus zu Söhnen, die ihm angehören sollten, vorherbestimmt nach dem Wohlgefallen (oder: Ratschluss) seines Willens,
zum Lobpreis der Herrlichkeit seiner Gnade, die er uns in dem Geliebten erwiesen hat.
In diesem haben wir die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung unserer Übertretungen, nach dem Reichtum seiner Gnade,
die er uns nach Mitteilung aller Weisheit und Einsicht in überströmender Fülle hat zuteil werden lassen.
Er hat uns ja das Geheimnis seines Willens kundgetan, nach seinem freien Ratschluss, dessen Ausführung er sich vorgenommen hatte,
sobald die Zeiten zum Vollmaß der von ihm geordneten Entwicklung gelangt wären: er wollte in Christus als dem Haupt alles einheitlich zusammenfassen, was in den Himmeln und was auf der Erde ist.
In ihm sind wir nun auch des (verheißenen) Heilsbesitzes teilhaftig geworden, nachdem wir dazu vorherbestimmt worden waren nach dem Vorsatz dessen, der alles nach dem Beschluss seines Willens (oder: nach seinem freien Willensratschluss) vollbringt:
wir sollten eben zum Lobpreis seiner Herrlichkeit dienen, wir, die wir unsere Hoffnung von vornherein auf Christus gesetzt haben.
In ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, die Heilsbotschaft von eurer Rettung, vernommen habt und zum Glauben gekommen seid, mit dem verheißenen heiligen Geist versiegelt worden,
der das Angeld (oder: Unterpfand; vgl. 2.Kor 1,22) für unser Erbe ist (und) für die Erlösung seiner Eigentumsgemeinde (Bürgschaft leistet), zum Lobpreis seiner Herrlichkeit.
Das ist denn auch der Grund, weshalb ich auf die Kunde von eurem Glauben an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen
mit der Danksagung für euch nicht aufhöre und in meinen Gebeten euer mit Namensnennung gedenke:
der Gott unsers Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, wolle euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung durch die Erkenntnis seiner selbst (oder: seines Wesens) verleihen
(und) euren Herzen erleuchtete Augen (verleihen), damit ihr begreift, welche Hoffnung ihr infolge seiner Berufung habt, wie groß der Reichtum seines herrlichen Erbes bei (oder: in, oder: unter) den Heiligen ist,
und wie überschwenglich seine Kraft sich an uns, den Gläubigen, erweist, nämlich die mit gewaltiger Macht sich betätigende Stärke,
die er an Christus erwiesen hat, als er ihn von den Toten auferweckte und ihn in der Himmelswelt (vgl. V.3) zu seiner Rechten sitzen ließ,
hocherhaben über jede (andere) Herrschaft und Gewalt, über jede Macht und Hoheit, überhaupt über jeden Namen, der nicht nur in dieser, sondern auch in der zukünftigen Weltzeit (Hebr 1,2) genannt wird.
Ja, alles hat er ihm zu Füßen gelegt (Ps 8,7) und hat ihn zum alles überragenden Haupt gemacht für die Gemeinde,
die sein Leib ist, die Fülle (= volle Auswirkung) dessen, der alles in allen erfüllt (= zu voller Ausgestaltung bringt).
So hat er auch euch, die ihr tot waret durch eure Übertretungen und Sünden,
in denen ihr einst wandeltet, abhängig vom Zeitgeist dieser Welt, abhängig von dem Machthaber, der die Gewalt über die Luft hat, dem Geist, der gegenwärtig in den Söhnen des Ungehorsams wirksam ist, –
unter diesen haben auch wir alle einst in unseren fleischlichen Lüsten dahingelebt, indem wir den Willen (= die Forderungen) des Fleisches und unserer Gedanken ausführten und von Natur Kinder des (göttlichen) Zornes waren wie die anderen auch –;
Gott aber, der an Barmherzigkeit reich ist, hat uns um seiner großen Liebe willen, die er zu uns hegte,
und zwar als wir tot waren durch unsere Übertretungen, zugleich mit Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr gerettet worden! –
und hat uns in Christus Jesus mitauferweckt und mit ihm in die Himmelswelt versetzt,
um in den kommenden Weltzeiten den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade durch die Gütigkeit gegen uns in Christus Jesus zu erweisen.
Denn durch die Gnade seid ihr gerettet worden auf Grund des Glaubens, und zwar nicht aus euch (d.h. durch euer Verdienst) – nein, Gottes Geschenk ist es –,
nicht aufgrund von Werken, damit niemand sich rühme.
Denn sein Gebilde (oder: Werk) sind wir, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott im voraus bereitgestellt hat, damit wir in ihnen wandeln könnten (oder: sollen).
Darum bleibt dessen eingedenk, dass einstmals ihr, die ihr nach dem Fleisch (d.h. äußerlich angesehen) Heiden waret und von dem Volk der äußerlich mit Händen am Leibe vollzogenen Beschneidung „Vorhaut (= Unbeschnittene)“ genannt wurdet –,
dass ihr in jener Zeit fern von Christus gestanden habt, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und ohne Anteil an den Bündnissen der Verheißung, ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt.
Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr ehedem in der Ferne standet, durch das Blut Christi zu Nahestehenden geworden.
Denn er ist unser Friede (oder: Einheitsband), er, der die beiden Teile zu einer Einheit gemacht und die trennende Scheidewand, die Feindschaft weggeräumt hat, nachdem er durch (die Hingabe) seines Leibes
das Gesetz mit seinen in Satzungen gefassten Geboten beseitigt hatte, um so die beiden in seiner Person zu einem einzigen neuen Menschen als Friedensstifter (= bei seinem Friedenswerk) umzugestalten
und die beiden in einem Leibe mit Gott durch das Kreuz zu versöhnen, nachdem er durch dieses (oder: in seiner Person) die Feindschaft getötet hatte.
So ist er denn gekommen und hat Frieden euch, den Fernstehenden, und ebenso Frieden den Nahestehenden als frohe Botschaft verkündigt;
denn durch ihn haben wir beide nunmehr den freien Zugang zum Vater in einem Geist.
Demnach seid ihr jetzt nicht mehr Fremdlinge und Beisassen (d.h. geduldete Ausländer, oder: zugelassene Fremdlinge), sondern seid Vollbürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen (d.h. Glieder der Gottesfamilie),
aufgebaut auf dem Grund (= der Grundmauer) der Apostel und Propheten, (ein Bau) bei welchem Christus Jesus selber der Eckstein ist:
in ihm wächst jeder Bau, fest zusammengefügt, zu einem heiligen Tempel im Herrn empor,
und in diesem werdet auch ihr (Heiden) mitauferbaut zu einer Wohnstätte Gottes im Geist.
was wir (also) gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt; die Gemeinschaft mit uns ist aber (zugleich) auch die (Gemeinschaft) mit dem Vater und mit seinem Sohne Jesus Christus.
David aber hatte die Höhe des Ölberges kaum etwas überschritten, als ihm Ziba, der Diener Mephiboseths, mit einem Paar gesattelter Esel entgegenkam, welche zweihundert Brote, hundert Rosinentrauben, hundert Feigenkuchen und einen Schlauch Wein trugen.
Als der König nun Ziba fragte: „Was willst du damit?“, antwortete Ziba: „Die Esel sind für die königliche Familie zum Reiten bestimmt, die Brote aber und das getrocknete Obst für die Dienerschaft zum Essen und der Wein zum Trinken für die in der Wüste Ermatteten.“
Als der König dann weiter fragte: „Wo ist denn der Sohn deines (früheren) Herrn?“, erwiderte Ziba dem König: „Ja, der ist in Jerusalem geblieben; denn er denkt, jetzt werde ihm das Haus Israel das Königtum seines Großvaters (Saul) zurückgeben.“
Da sagte der König zu Ziba: „So soll denn der gesamte Besitz Mephiboseths dir gehören!“ Ziba antwortete: „Ich werfe mich huldigend nieder! Mögest du mir auch ferner gnädig gesinnt sein, mein Herr und König!“
Als hierauf der König David bis Bahurim gekommen war, trat dort auf einmal ein Mann vom Geschlecht des Hauses Saul namens Simei, der Sohn Geras, (aus dem Orte) heraus. Unter unaufhörlichen Verwünschungen kam er heraus
und warf mit Steinen nach David und allen Leuten des Königs David, obgleich das ganze Volk und die gesamte Leibwache zur Rechten und zur Linken des Königs gingen.
Simei stieß aber schreiend folgende Flüche aus: „Hinweg, hinweg mit dir, du Blutmensch, Bösewicht!
Endlich lässt der HERR alle deine Blutschuld am Hause Sauls, an dessen Stelle du dich zum König gemacht hast, auf dich zurückfallen, und der HERR hat das Königtum deinem Sohne Absalom übergeben! Und siehe, nun bist du ins Unglück geraten, weil du ein Blutmensch bist!“
Da sagte Abisai, der Sohn der Zeruja, zum König: „Warum soll dieser tote Hund meinem Herrn, dem König, fluchen dürfen? Lass mich doch hingehen und ihm den Kopf abhauen!“
Aber der König erwiderte: „Ihr Söhne der Zeruja, was habe ich mit euch zu schaffen? Lasst ihn doch fluchen! Denn wenn der HERR es ihm eingegeben hat, dem David zu fluchen, wer darf dann fragen: ‚Warum tust du so?‘“
Weiter sagte David zu Abisai und allen seinen Hofleuten: „Wenn mein eigener leiblicher Sohn mir nach dem Leben trachtet: wieviel mehr jetzt dieser Benjaminit! Lasst ihn fluchen, denn der HERR hat es ihm eingegeben!
Vielleicht sieht der HERR mein Elend an und vergilt mir Gutes dafür, dass mir heute hier geflucht wird.“
So zog denn David mit seinen Leuten seines Weges weiter, während Simei am Abhang des Berges neben ihm herging, indem er unaufhörlich Flüche ausstieß, mit Steinen nach ihm warf und Staub aufwirbelte.
Endlich kam der König mit allem Volk, das ihn begleitete, ermattet (am Jordan) an; dort konnte er sich erholen.
Absalom aber war unterdessen mit seinem ganzen Anhang der Israeliten nach Jerusalem gekommen; auch Ahithophel war bei ihm.
Als nun der Arkiter Husai, Davids vertrauter Freund, zu Absalom kam, rief Husai dem Absalom zu: „Es lebe der König! Es lebe der König!“
Absalom entgegnete ihm: „Ist das deine Treue gegen deinen Freund? Warum bist du nicht mit deinem Freunde gezogen?“
Da antwortete Husai dem Absalom: „Nein! Sondern wen der HERR und das Volk hier und alle Männer von Israel erwählt haben, dem gehöre ich an, und bei dem will ich bleiben!
Und zweitens: Wem leiste ich denn Dienste? Doch wohl seinem Sohne? Wie ich deinem Vater gedient habe, so will ich auch dir zur Verfügung stehen!“
Darauf sagte Absalom zu Ahithophel: „Erteilt mir euren Rat, was wir tun sollen!“
Ahithophel antwortete ihm: „Gehe ein zu den Kebsweibern deines Vaters, die er hier zur Hut des Hauses (= Palastes) zurückgelassen hat. Wenn dann ganz Israel erfährt, dass du unwiderruflich mit deinem Vater gebrochen hast, so werden alle, die es mit dir halten, dadurch ermutigt werden.“
Da schlug man für Absalom ein Zelt auf dem Dache (des Palastes) auf, und Absalom ging zu den Kebsweibern seines Vaters vor den Augen von ganz Israel.
Zu jener Zeit aber galt ein Rat, den Ahithophel gab, so viel wie eine Offenbarung Gottes: so hoch galten alle Ratschläge Ahithophels sowohl bei David als auch bei Absalom.
Als nun dem Joab berichtet wurde, dass der König um Absalom weine und trauere,
da wurde der Sieg an diesem Tage zur Trauer für das ganze Volk, weil jedermann an diesem Tage erfuhr, dass der König um seinen Sohn Leid trage.
So stahl sich denn das Heer an jenem Tage zum Einzug in die Stadt heran, wie sich ein Heer heranstiehlt, das sich mit Schmach bedeckt hat, weil es in der Schlacht geflohen ist.
Der König aber hatte sich das Gesicht verhüllt und wehklagte laut: „Mein Sohn Absalom! Absalom, mein Sohn, mein Sohn!“
Da begab sich Joab zum König ins Haus und sagte: „Du hast heute alle deine Knechte offen beschimpft, obgleich sie heute dir sowie deinen Söhnen und Töchtern, deinen Frauen und Nebenweibern das Leben gerettet haben!
Denn du hast denen, die dich hassen, Liebe und denen, die dich lieben, Hass erwiesen; du hast ja heute offen gezeigt, dass dir an deinen Heerführern und Knechten nichts gelegen ist; ja, jetzt weiß ich, dass, wenn nur Absalom noch lebte und wir anderen alle heute tot wären, dir das gerade recht sein würde.
Nun aber stehe auf, lass dich öffentlich sehen und gönne deinen Knechten ein freundliches Wort! Denn ich schwöre dir beim HERRN: Wenn du dich nicht öffentlich sehen lässt, so bleibt kein Mann mehr diese Nacht bei dir, und das wäre für dich schlimmer als alles Unglück, das du von deiner Jugend an bis jetzt erlebt hast!“
Da stand der König auf und setzte sich ins Tor; und als es dem ganzen Volk bekannt wurde, dass der König (nunmehr) im Tor sitze, erschienen alle Leute vor dem Könige. Als nun die Israeliten geflohen waren, ein jeder in seinen Wohnort,
erhob das ganze Volk in allen Stämmen der Israeliten Vorwürfe gegen sich selbst; überall hieß es: „Der König hat uns aus der Gewalt unserer Feinde errettet, er hat uns von der Herrschaft der Philister befreit, und jetzt hat er vor Absalom aus dem Lande fliehen müssen!
Nun aber, da Absalom, den wir zum König über uns gesalbt hatten, in der Schlacht ums Leben gekommen ist: warum zögert ihr da noch, den König zurückzuholen?“
(Als diese Äußerungen des gesamten Volkes zum König drangen) sandte der König David zu den Priestern Zadok und Abjathar und ließ ihnen sagen: „Redet mit den Ältesten von Juda und gebt ihnen zu erwägen: ‚Warum wollt ihr die Letzten sein, die den König in sein Haus zurückführen?
Ihr seid doch meine Stammesgenossen, seid von meinem Fleisch und Bein: warum wollt ihr also die Letzten sein, wo es gilt, den König heimzuholen?‘
Und zu Amasa sollt ihr sagen: ‚Du bist ja doch von meinem Fleisch und Bein: Gott strafe mich jetzt und künftig, wenn du nicht oberster Heerführer bei mir auf Lebenszeit an Joabs Statt wirst!‘“
So gewann er die Herzen aller Männer von Juda, so dass sie einmütig die Aufforderung an den König richteten: „Kehre du mit allen deinen Dienern (oder: deinem ganzen Hofe) zurück!“
So trat denn der König den Rückweg an, und als er an den Jordan gelangte, waren ihm die Judäer nach Gilgal entgegengekommen, um den König einzuholen und ihn über den Jordan zu geleiten.
Auch der Benjaminit Simei, der Sohn Geras, war aus Bachurim mit der Mannschaft der Judäer dem König David entgegengeeilt
und mit ihm tausend Mann aus dem Stamme Benjamin; außerdem auch Ziba, der Hausverwalter Sauls, mit seinen fünfzehn Söhnen und seinen zwanzig Knechten; sie waren schon vor der Ankunft des Königs über den Jordan gesetzt.
Als nun die Fähre hinübergefahren war, um die königliche Familie herüberzuholen und sich dem König zur Verfügung zu stellen, warf sich Simei, der Sohn Geras, vor dem König nieder, als dieser eben über den Jordan fahren wollte,
und richtete an den König die Worte: „Mein Herr wolle mir keine Verschuldung anrechnen und nicht des Vergehens gedenken, das dein Knecht sich hat zuschulden kommen lassen an dem Tage, als mein Herr, der König, Jerusalem verließ! Der König wolle es mir nicht unversöhnlich nachtragen!
Dein Knecht weiß ja, dass ich mich vergangen habe; doch, wie du siehst, bin ich heute als der erste vom ganzen Hause Joseph herabgekommen, um meinen Herrn, den König, einzuholen.“
Als nun Abisai, der Sohn der Zeruja, das Wort nahm und ausrief: „Sollte Simei nicht den Tod dafür erleiden, dass er dem Gesalbten des HERRN geflucht hat?“,
entgegnete David: „Ihr Söhne der Zeruja, was habe ich mit euch zu tun, dass ihr mir heute zum Satan (= Versucher) werden wollt? Heute soll niemand in Israel den Tod erleiden, da ich doch weiß, dass ich heute wieder König über Israel bin!“
Hierauf sagte der König zu Simei: „Du sollst nicht sterben!“, und der König bekräftigte es ihm mit einem Eide.
Auch Mephiboseth, Sauls Enkel, war herabgekommen dem König entgegen; er hatte aber weder seine Füße gereinigt, noch seinen Bart gepflegt, noch seine Kleider gewaschen seit dem Tage, an dem der König weggezogen war, bis zu dem Tage, an dem er glücklich heimkehrte.
Als er nun von Jerusalem her dem König entgegenkam, fragte der König ihn: „Mephiboseth, warum bist du nicht mit mir ausgezogen?“
Da antwortete er: „Mein Herr und König! Mein Diener hat mich betrogen! Dein Knecht hatte sich nämlich vorgenommen: ‚Ich will mir doch meinen Esel satteln lassen und darauf reiten, um mit dem König zu ziehen – dein Knecht ist ja lahm –;
aber er hat deinen Knecht bei meinem Herrn, dem König, verleumdet. Jedoch mein Herr, der König, gleicht (an Weisheit) dem Engel Gottes; so tu nun, was dir gefällt!
Denn da das ganze Haus meines Vaters nichts anderes von meinem Herrn und König hat erwarten dürfen als den Tod und du dennoch deinen Knecht unter deine Tischgenossen aufgenommen hast – welches Recht hätte ich da noch, und was hätte ich da noch vom König zu beanspruchen?“
Der König antwortete ihm: „Was machst du da noch Worte? Ich bestimme hiermit: Du und Ziba sollt euch in den Grundbesitz teilen!“
Da sagte Mephiboseth zum König: „Er mag sogar das Ganze hinnehmen, nachdem mein Herr und König glücklich heimgekehrt ist!“
Auch der Gileaditer Barsillai war von Rogelim herabgekommen und mit dem König an den Jordan gezogen, doch nur um ihn den Jordan entlang zu geleiten.
Barsillai war nämlich sehr alt, ein Mann von achtzig Jahren; und er war’s gewesen, der den König während seines Aufenthalts in Mahanaim (mit Lebensmitteln) versorgt hatte, weil er ein sehr reicher Mann war.
Nun sagte der König zu Barsillai: „Du musst mit mir hinüberfahren; ich will für deinen Unterhalt bei mir in deinen alten Tagen in Jerusalem sorgen.“
Aber Barsillai erwiderte dem König: „Wie viele sind noch der Tage meiner Lebensjahre, dass ich mit dem König nach Jerusalem hinaufziehen sollte?
Ich bin jetzt achtzig Jahre alt: wie könnte ich da noch zwischen Gutem und Schlechtem unterscheiden? Kann dein Knecht etwa noch schmecken, was ich esse und trinke? Oder kann ich noch der Stimme der Sänger und Sängerinnen lauschen? Wozu sollte also dein Knecht meinem Herrn, dem König, noch zur Last fallen?
Nein, nur eben über den Jordan möchte dein Knecht mit dem König fahren. Und warum will der König mir mit so reichem Lohn vergelten?
Lass doch deinen Knecht heimkehren, damit ich in meiner Vaterstadt beim Grabe meines Vaters und meiner Mutter sterbe! Aber siehe, hier ist (mein Sohn,) dein Knecht Kimham: der mag mit meinem Herrn, dem König, hinüberfahren, und tu an ihm, was du für gut hältst!“
Der König antwortete: „Ja, Kimham soll mit mir hinüberfahren, und ich will an ihm tun, was dir erfreulich ist, und will dir jeden Wunsch erfüllen!“
Als dann alles Kriegsvolk über den Jordan gesetzt und auch der König hinübergefahren war, küsste dieser den Barsillai und nahm mit Segenswünschen Abschied von ihm; darauf kehrte jener in seinen Wohnort zurück,
während der König nach Gilgal weiterfuhr und Kimham ihn begleitete. Das gesamte Kriegsvolk von Juda aber und auch die Hälfte des Kriegsvolkes von Israel war mit dem König hinübergezogen.
Da kamen plötzlich alle Männer Israels zum König und fragten ihn: „Warum haben unsere Volksgenossen, die Judäer, dich entführt und haben den König mit seiner Familie und seinem ganzen Hofe über den Jordan gebracht?“
Da antworteten alle Judäer den Israeliten: „Der König steht uns doch am nächsten! Warum regt ihr euch hierüber so auf? Haben wir etwa auf Kosten des Königs gelebt? Oder hat er uns irgendein Geschenk gemacht?“
Aber die Israeliten entgegneten den Judäern: „Wir haben den zehnfachen Anteil am König, und somit haben wir auch an David mehr Anrecht als ihr: warum habt ihr uns also zurückgesetzt? Und haben wir nicht zuerst die Absicht ausgesprochen, unsern König zurückzuholen?“ Die Worte der Judäer aber waren darauf noch leidenschaftlicher als die der Israeliten.