Darauf antwortete Hiob folgendermaßen:
„Hört, o höret an, was ich zu sagen habe! Das soll mir eure Tröstungen ersetzen!
Erlaubt mir, dass ich rede, und nachdem ich gesprochen habe, magst du es bespötteln!
Richtet sich meine Klage etwa gegen Menschen? Oder warum sollte ich nicht ungeduldig werden?
Wendet euch her zu mir, so werdet ihr euch entsetzen und euch die Hand auf den Mund legen!
Wenn ich bloß daran denke, gerate ich in Bestürzung, und ein Schauder überläuft meinen Leib!“
„Warum bleiben die Frevler am Leben, werden alt, nehmen sogar an Kraft zu?
Ihr Nachwuchs steht bei fester Gesundheit vor ihnen, ja neben ihnen, und deren Sprösslinge vor ihren Augen.
Ihre Häuser stehen ungefährdet da, ohne Furcht vor Schrecknis, und Gottes Zuchtrute fährt nicht auf sie nieder.
Sein Stier belegt und befruchtet sicher, seine Kuh kalbt leicht und tut keine Fehlgeburt.
Ihre Buben lassen sie wie eine Herde Lämmer ausziehen, und ihre kleineren Kinder hüpfen tanzend umher;
sie singen laut zur Pauke und Zither und sind vergnügt beim Klang der Schalmei.
Sie verbringen im Wohlergehen ihre Tage und fahren in Ruhe zum Totenreich hinab (= erleiden einen schmerzlosen Tod).
Und doch haben sie zu Gott gesagt: ‚Bleibe fern von uns; denn nach der Erkenntnis deiner Wege tragen wir kein Verlangen.
Was ist der Allmächtige, dass wir ihm dienen sollten? Und könnte es uns nützen, dass wir ihn mit Bitten angehen?‘“
„Seht, ihr Wohlergehen liegt allerdings nicht in ihrer Hand – die Denkweise der Frevler steht mir fern! –,
aber wie oft kommt es denn vor, dass die Leuchte der Frevler erlischt und ihr Verderben über sie hereinbricht? Dass Gott ihnen die Lose gemäß seinem Zorn zuteilt?
Dass es ihnen ergeht wie dem Strohhalm vor dem Wind und wie der Spreu, die der Sturm entführt hat?
‚Gott spart‘, sagt ihr, ‚sein Unheil für die Kinder des Frevlers auf‘ – doch ihm selber sollte er vergelten, dass er es fühlte!
Sehen müssten seine eigenen Augen das Verderben, und er selbst sollte von der Zornglut des Allmächtigen trinken!
Denn was wird er sich noch um seine Familie nach seinem Tode kümmern, nachdem die Zahl seiner Monde abgeschnitten (= zu Ende) ist?
Doch – darf man Gott Erkenntnis lehren, ihn, der die himmlischen (Geister) richtet?
Der eine stirbt im Vollbesitz des Glücks, ganz sorgenfrei und in Ruhe:
seine Kufen sind mit Milch gefüllt, und so ist das Mark in seinen Knochen wohlversorgt;
der andere aber stirbt in bitterem Herzeleid, ohne je vom Glück etwas geschmeckt zu haben:
gleicherweise liegen sie in der Erde, und Gewürm legt sich als Decke über beide.“
„Seht, ich kenne eure Gedanken wohl und die Anschläge, mit denen ihr mir Gewalt antut.
Wenn ihr sagt: ‚Wo ist das Haus des Gewaltmenschen geblieben und wo das Zelt, in welchem die Frevler wohnten?‘ –
habt ihr euch denn noch nie bei den weitgereisten (oder: des Wegs vorüberziehenden) Leuten erkundigt, deren beweiskräftige Aussagen ihr doch nicht verwerfen könnt:
dass am Unglückstage der Böse verschont bleibt und am Tage des (göttlichen) Zorngerichts heil davonkommt?
Wer hält ihm auch nur seinen Lebenswandel unverhohlen vor? Und hat er etwas verübt, wer vergilt es ihm?
Nein, man gibt ihm noch das feierliche Geleit zur Gräberstätte und hält über seinem Grabhügel noch Wache.
Sanft liegen auf ihm die Schollen des Tales, und hinter ihm her zieht alle Welt, wie Unzählige ihm vorangegangen sind.
Wie mögt ihr mir da so nichtigen Trost bieten? Und eure Entgegnungen – von denen bleibt nur Treubruch übrig!“
Querverweise zu Hiob 21,22 Hiob 21,22
„Hadern will der Tadler mit dem Allmächtigen? Der Ankläger Gottes gebe Antwort darauf!“
Kann auch, wer das Recht hasst, ein Gemeinwesen leiten? Oder willst du den Allgerechten verdammen,
ihn, der zum Könige sagt: ‚Du Nichtswürdiger!‘ und zu den Hochgestellten: ‚Du Bösewicht!‘,
ihn, der die Person der Fürsten (oder: Großen) nicht ansieht und den Vornehmen nicht vor dem Geringen bevorzugt, weil sie ja alle das Werk seiner Hände sind.
Wer hat das Maß des Geistes des HERRN festgestellt und wer als sein Ratgeber ihn unterwiesen?
Wer ist dem HERRN gleich, unserm Gott, der da thront in der Höhe,
Mit wem hat er sich beraten, dass der ihm Einsicht verleihen möchte und ihn über den rechten Weg belehrte? Dass er ihm Erkenntnis beibrächte und ihm den Weg der vollen Einsicht wiese?
der niederschaut in die Tiefe, im Himmel und auf Erden?
„Wehe dem, der mit seinem Bildner (oder: Schöpfer) hadert, er, eine bloße Scherbe unter irdenen Scherben! Darf wohl der Ton zum Töpfer, der ihn formt, sagen: ‚Was machst du da?‘ und ‚Dein Werk hat keine Handhabe‘?
Wenn du siehst, wie der Arme bedrückt wird und wie es mit Recht und Gerechtigkeit in der Landschaft (= in deinem Lande oder: Volke) übel bestellt ist, so rege dich darüber nicht auf; denn über dem Hohen steht ein noch Höherer auf der Lauer, und ein Allerhöchster hält Wacht über sie alle.
„Denn wer hat den Sinn (= die Gedanken) des Herrn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen?“ (Jes 40,13)
Er ist es, der da thront über dem Rund der Erde, während ihre Bewohner winzig wie Heuschrecken sind; er ist es, der den Himmel wie einen Schleier ausgespannt und ihn wie ein Zelt zum Wohnen ausgebreitet hat;
„Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, dass er ihn unterweisen (oder: beraten) könnte?“ (Jes 40,13) Wir aber haben den Sinn Christi.
er ist es, der Fürsten (oder: Gewalthaber) in nichts verwandelt und Herrscher der Erde in Armseligkeit versetzt:
Wisst ihr nicht, dass wir sogar Engel richten werden, geschweige denn Rechtshändel um mein und dein (oder: über Dinge des gewöhnlichen Lebens)?
Gott hat ja nicht einmal gegen sündige (oder: gefallene) Engel Schonung geübt, sondern hat sie in den tiefsten Abgrund hinabgestoßen, hinein in Ketten der Finsternis, wo sie für das Gericht aufbewahrt werden.
dass er ferner die Engel, die ihren Herrschaftsbereich nicht bewahrt, sondern ihre eigene Wohnstätte verlassen hatten, für den großen Gerichtstag mit ewigen Fesseln in der Finsternis drunten verwahrt hat (2.Petr 2,4-9).
Dann sah ich einen Engel aus dem Himmel herabkommen, der den Schlüssel zum Abgrund (= zur Hölle) und eine große Kette in seiner Hand hatte.
Er ergriff den Drachen, die alte Schlange – das ist der Teufel und der Satan –, legte ihn auf tausend Jahre in Fesseln,
warf ihn in den Abgrund, verschloss den Eingang und brachte über ihm ein Siegel an, damit er die Völker nicht mehr verführe, bis die tausend Jahre zu Ende sind; danach muss er auf kurze Zeit noch einmal freigelassen werden.
Und ich sah die Toten, die Großen wie die Kleinen, vor dem Throne stehen, und Bücher wurden aufgetan; dann wurde noch ein anderes Buch aufgeschlagen, nämlich das Buch des Lebens, und die Toten wurden aufgrund dessen gerichtet, was in den Büchern geschrieben stand, (nämlich) nach ihren Werken.
Und das Meer gab die Toten zurück, die es barg, und der Tod und das Totenreich gaben die Toten heraus, die sich in ihnen befanden, und sie wurden alle nach ihren Werken gerichtet;
hierauf wurden der Tod und das Totenreich in den Feuersee geworfen. Dies ist der zweite (d.h. endgültige) Tod, nämlich der Feuersee;
und wenn jemand nicht im Buch des Lebens verzeichnet gefunden wurde, so wurde er in den Feuersee geworfen.