Und nun lachen über mich Jüngere als ich an Jahren {W. an Tagen.}, deren Väter ich verschmähte, den Hunden meiner Herde beizugesellen.
Wozu sollte mir auch die Kraft ihrer Hände nützen? Die Rüstigkeit ist bei ihnen verschwunden.
Durch Mangel und Hunger abgezehrt, nagen sie das dürre Land ab, das längst öde und verödet ist;
sie pflücken {Eig. sie, die nagen … sie, die pflücken.} Salzkraut bei den Gesträuchen, und die Wurzel der Ginster ist ihre Speise.
Aus der Mitte der Menschen werden sie vertrieben; man schreit über sie wie über einen Dieb.
In grausigen Klüften müssen sie wohnen, in Erdlöchern und Felsenhöhlen.
Zwischen Gesträuchen kreischen sie, unter Dorngestrüpp sind sie hingestreckt.
Kinder von Verworfenen, ja, Kinder von Ehrlosen {Eig. von Namenlosen.} – sie sind hinausgepeitscht aus dem Land!
Und nun bin ich ihr Spottlied geworden und wurde ihnen zum Gerede.
Sie verabscheuen mich, treten fern von mir weg, und sie verschonen mein Angesicht nicht mit Speichel.
Denn er hat meinen Strick {O. meine (Bogen-)Sehne (vgl. Kap. 4,21).} gelöst und mich gebeugt; so lassen sie vor mir den Zügel schießen.
Zu meiner Rechten erhebt sich die Brut; sie stoßen meine Füße weg und bahnen gegen mich ihre Wege des Unheils.
Sie zerstören meinen Pfad, befördern meinen Untergang, sie, die selbst hilflos sind.
Sie kommen wie durch einen weiten Riss {O. eine weite Bresche (wie bei einer Mauer).}, unter Gekrach {Eig. Öde, o. Unwetter.} wälzen sie sich heran. –
Schrecknisse haben sich gegen mich gekehrt; man verfolgt wie der Wind meine Würde, und meine Rettung ist vorübergezogen wie eine Wolke.
Und nun ergießt sich in mir meine Seele; Tage des Elends haben mich ergriffen.
Die Nacht durchbohrt meine Gebeine und löst sie von mir ab, und die an mir nagenden Schmerzen ruhen nicht.
Durch die Größe ihrer Kraft verändert sich mein Gewand, es umschließt mich wie der Halssaum meines Untergewandes {O. Leibrocks.}.
Er hat mich in den Schmutz geworfen, und ich bin wie Staub und Asche geworden.
Ich schreie zu dir, und du antwortest mir nicht; ich stehe da, und du starrst mich an.
In einen Grausamen verwandelst du dich mir, mit der Stärke deiner Hand befeindest du mich.
Du hebst mich empor auf den Wind, du lässt mich dahinfahren und zerrinnen im Sturmgetöse.
Denn ich weiß es, du willst mich in den Tod zurückführen und in das Versammlungshaus aller Lebendigen.
Doch streckt man beim Sturz nicht die Hand aus, oder erhebt man bei seinem Untergang nicht deswegen einen Hilferuf?
Weinte ich denn nicht über den, der harte Tage hatte? War meine Seele nicht um den Armen bekümmert?
Denn ich erwartete Gutes, und es kam Böses; und ich harrte auf Licht, und es kam Finsternis.
Meine Eingeweide wallen und ruhen nicht; Tage des Elends sind mir entgegengetreten.
Trauernd gehe ich umher, ohne Sonne; ich stehe auf in der Versammlung und schreie.
Ich bin ein Bruder geworden den Schakalen und ein Genosse den Straußen.
Meine Haut ist schwarz geworden und löst sich von mir ab, und mein Gebein ist brennend {O. verbrannt.} vor Glut.
Und so ist meine Laute zur Trauerklage geworden und meine Schalmei zur Stimme der Weinenden {Vgl. Kap. 21,12.}.
Querverweise zu Hiob 30,31 Hiob 30,31
An den Flüssen Babels, da saßen wir und weinten, als wir uns an Zion erinnerten.
An die Weiden in ihr hängten wir unsere Lauten.
Denn die uns gefangen weggeführt hatten, forderten dort von uns die Worte eines Liedes, und die uns wehklagen machten {O. uns peinigten.}, Freude: „Singt uns eins von Zions Liedern!“
Wie sollten wir ein Lied des HERRN singen auf fremder Erde?
Weinen hat seine Zeit, und Lachen hat seine Zeit; Klagen hat seine Zeit, und Tanzen hat seine Zeit;
Mein Herz schlägt wild {Eig. taumelt, o. schwindelt.}, Schauder ängstigt mich; die Dämmerung, die ich liebe, hat er mir in Beben verwandelt.
Und der Herr, der HERR der Heerscharen, ruft an jenem Tag zum Weinen und zur Wehklage und zum Kahlscheren und zur Sackumgürtung.
Der Most trauert, der Weinstock schmachtet; alle, die fröhlichen Herzens waren, seufzen;
die Freude der Tamburine ruht, das Getümmel der Frohlockenden hat aufgehört, die Freude der Laute ruht;
man trinkt keinen Wein mehr unter Gesang, bitter schmeckt das starke Getränk denen, die es trinken.
Die Freude unseres Herzens hat aufgehört, in Trauer ist unser Reigen verwandelt.
Dann ging der König in seinen Palast, und er übernachtete fastend und ließ keine Nebenfrauen zu sich hereinführen; und sein Schlaf floh von ihm.