Adolf Küpfer
Schriften von Adolf Küpfer
1Kor 15,51-52 1Th 4,16-17 - Die Entrückung der Versammlung
Mat 24-25 - Matthäus 24 und Matthäus 25
Mat 24,3 - Antwort auf die dreifache Frage der JüngerMat 24,3 - Antwort auf die dreifache Frage der Jünger
Die Mitteilungen in Mt 24 müssen als Beantwortung der dreifachen Frage der Jünger aufgefasst werden. Dieselbe lautet:
Wann wird der Tempel zerstört werden?
Welches ist das Zeichen der Ankunft des Herrn und welches
das der Vollendung des Zeitalters?
Auf die erste Frage geht der Herr nicht weiter ein; wir wissen, dass das Wort des Herrn bezüglich der Zerstörung des Tempels sich im Jahr 70 nach Christus erfüllte. Der Herr hielt es für nützlich, den Zeitpunkt nicht anzugeben.
Was die zweite Frage betrifft, so müssen wir vor allem daran denken, dass die Jünger noch völlig von jüdischen Interessen erfüllt waren – die Kirche, die Gemeinde des Herrn, war ihnen ja unbekannt, weil sie noch nicht in Erscheinung getreten war – ihre Frage bezog sich also auf die Erfüllung der Israel gegebenen Verheißungen – das 1000-jährige Reich. In allen drei Evangelien, die uns das vertrauliche Gespräch des Herrn mit den Jüngern bezüglich der Zeichen der Ankunft des Herrn mitteilen, stehen wir sozusagen auf jüdischem Boden. Darum berichtet auch Matthäus, der das Evangelium der Juden geschrieben hat, am ausführlichsten hierüber. Auch dürfen wir nicht vergessen, dass Israel als Volk noch eine glanzvolle Zukunft haben wird. Das messianische Königreich wird entstehen und alle ihm im Alten Testament gegebenen Verheißungen werden sich erfüllen. Alles hier Gesagte bezieht sich also auf die zweite Ankunft des Herrn, eben zur Aufrichtung seiner Königsherrschaft (Off 19,6).
Wenn das christliche Zeugnis durch die Entrückung der Versammlung seinen Abschluss gefunden hat, wird Gott sein irdisches Bundesvolk wieder sammeln und in sein Land zurückbringen. Wir brauchen hierfür nicht die zahlreichen Zeugnisse der Propheten anzuführen, es genügt der Hinweis auf das Zeugnis des Apostels Paulus in Römer 11, besonders in Röm 11,26: „Ganz Israel wird errettet werden“. „Ganz Israel“ bedeutet hier einfach Israel als Nation im Gegensatz zu heute, wo aus allen Nationen Einzelne herausgerufen und zur Gemeinde des Herrn gesammelt werden, obwohl nur ein Überrest errettet werden wird, wie viele Stellen in den Propheten deutlich aussagen.
Nach Sach 12,10-14 wird dieser Überrest in der großen antichristlichen Drangsalszeit durch Buße und Umkehr durch Gottes Gnade innerlich erneuert werden, nachdem er den Herrn an seinen Wundmalen erkannt haben wird. Israels Zeit war damals infolge der Verwerfung und Tötung des Sohnes Gottes, seines Königs und Messias, beendet, weil es letzten Endes auch das Zeugnis des Heiligen Geistes verwarf, als Gott ihm noch einmal Gnade angeboten hatte. Durch die Zerstörung des Tempels und die Zerstreuung Israels unter die Völker hat Gott in äußerst radikaler Weise mit seinem ehemaligen Bundesvolk abgebrochen. Erst wenn das Zeugnis der Kirche, die gegenwärtige Gnadenzeit, erfüllt sein wird, wird Israel wieder als Haupt aller Völker eingesetzt werden.
Die dritte Frage der Jünger betraf die „Vollendung des Zeitalters“ oder die Beendigung der „Zeiten der Nationen“ (Lk 21,24). Die Antwort des Herrn versetzt uns ganz und gar in die Endzeit, in die Zeit vor Aufrichtung des Königreiches Israels. Die Jünger bezweckten mit dieser Frage nichts anderes als zu wissen, wann nun die Fremdherrschaft über Israel – die Römer okkupierten ja das Land – endlich zu Ende gehen und Israel wieder eine unabhängige, freie Nation sein werde. Es ist erstaunlich, wie viele Christen in diesem Kapitel die Kirche des Christus, seine Gemeinde, sehen wollen, obwohl wir doch hier auf absolut jüdischem Boden stehen. Die „Zeit der Nationen“ begann mit Nebukadnezar (Dan 2), dem Gott die Weltherrschaft an Stelle Israels übertrug. Diese Zeitperiode dauert noch an – die Zeit der Kirche (Ekklesia) ist darin eingeschlossen – und dauert bis zum Beginn des messianischen Königreiches. Die Einschaltung der Kirche in die „Zeiten der Nationen“ wird aber in Mt 24nicht berührt; es handelt sich wie schon gesagt um den spezifisch jüdischen Charakter der Unterweisungen, die der Herr den Jüngern gibt.
Wenn wir nun auf den Inhalt von Mt 24 eingehen, stellen wir fest, dass die Verse Mt 24,1-14 der ersten Hälfte der Jahrwoche Daniels entsprechen (Dan 9,20-27), zum Teil allerdings Verhältnisse, wie sie auch heute bestehen, denn der Herr sagt: „Es ist noch nicht das Ende“; es ist erst „der Anfang der Wehen“ (Mt 24,6.8).
Von Vers Mt 24,15 an beginnt dann die eigentliche Drangsalszeit, angestiftet durch den Antichristen – die an der Errichtung des Gräuels der Verwüstung, der an heiligem Ort steht, erkennbar ist. Das ist die zweite Hälfte der Jahrwoche Daniels, wie sie uns ausführlicher in der Offenbarung beschrieben wird. So berührt alles Weitere einschließlich Vers 44 (Mt 24,44??) rein jüdische Belange, die für die christliche Erwartung gar nicht in Frage kommen und nur für Israel Sinn und Bedeutung haben können. Was haben wir in der christlichen Zeit mit dem Heiligtum, dem Tempel in Jerusalem zu tun, der ja heute überhaupt nicht vorhanden ist, und an dessen Stelle eine arabische Moschee steht. Welchen Sinn hätte für uns die Ortsangabe Judäas oder eine Flucht, da doch die Glaubenden, die zur Versammlung gehören, auf der ganzen Erde verteilt sind, die alle die Ankunft des Herrn vom Himmel erwarten, um dorthin eingeführt zu werden, von der Erde weg?
Was hätte die Warnung vor einem falschen Christus für uns zu bedeuten, da wir doch wissen, dass unser Herr zur Rechten Gottes im Himmel sitzt, bis Er in die Luft kommt, um uns zu sich zu rufen?
Trotzdem gibt es auch jetzt viele unaufmerksame Seelen, die auf solche Verführung hereinfallen. Mögen diese Zeilen manchen eine Hilfe sein, den Irrtum zu erkennen.
Dann lesen wir von Vers Mt 24,27-30 immer wieder von dem Kommen und dem Zeichen des „Sohnes des Menschen“, ein Titel, den der Herr als der von seinem Volk Verworfene angenommen hat (vgl. Mt 26,64). Seine Kirche erwartet Ihn aber nicht in dieser ernsten Eigenschaft, sondern als den Bräutigam, das erhöhte und verherrlichte Haupt. Ferner wird sein Kommen für uns nicht diese schrecklichen Begleiterscheinungen haben, sondern es wird für uns eine Begegnung der Gnade, der Freude und Herrlichkeit sein.
Oder kann das Bild des Feigenbaums, der wieder ausschlagen wird, der christlichen Gemeinde gelten? Unmöglich! Die wahre Kirche wird für immer in den Himmel aufgenommen, die übrigbleibende, abtrünnige Kirche aber im Gericht zerstört werden; für sie wird es kein Wiederaufstehen mehr geben. Anders aber Israel! Dieses wird als Nation wieder entstehen – den Anfang davon haben wir ja schon vor Augen – und im 1000-jährigen Reich noch eine herrliche Zukunft des Friedens und Segens haben.
Von Vers Mt 24,36-44 gibt der Herr die ernste Ermahnung, seine Ankunft täglich zu erwarten, doch handelt es sich ausdrücklich um seine Ankunft als „Sohn des Menschen“. Die Verse Mt 24,40.41 zeigen uns, dass die Ankunft des Herrn eine klare Trennung der Menschen bringen wird, zwischen solchen, die dem Herrn angehören und solchen, die Ihn verwerfen. Die letzteren werden im Gericht jener Zeit weggerafft werden und die anderen in das Reich eingehen. So ist die Bedeutung im Zusammenhang. Luther übersetzt hier: „angenommen und verlassen“, sodass das Wort auf die Entrückung angewandt werden könnte. Aber es passt nicht in den Zusammenhang und entspricht nicht dem beabsichtigten Sinn. Es ist hier genau umgekehrt als bei der Entrückung. Der Zurückbleibende verfällt nach der Entrückung dem Gericht; hier wird der Zurückbleibende in die Segnungen des 1000-jährigen Reiches eingeführt. Es ist sehr wichtig, dies zu beachten.
In den Versen Mt 24,45-51 redet der Herr von dem innerlichen Verhalten der Seinen in der Zeit zwischen seinem Weggang und seiner Rückkehr, also während der Gnadenzeit. Dies beweisen die Einzelheiten aufs deutlichste, Einzelheiten, die praktisch auch für Christen Raum und Bedeutung haben. Es handelt sich um die persönliche Verantwortlichkeit, das Verhalten im praktischen Leben. Sie zeigen die charakteristischen Züge wahrer, von neuem geborener Christen und bloßer Bekenner, die den Heiligen Geist nicht haben und darum Gottes Willen nicht tun können.
Des Weiteren werden uns im Blick auf den aufgetragenen Dienst die falschen, nicht vom Herrn berufenen und nicht vom Heiligen Geist ausgerüsteten Diener gezeigt, die nicht das Interesse des Herrn und der Seinen suchen und ausüben, sondern ihr eigenes, materielles, weshalb sie verurteilt werden.