Wir haben das, „was ist“ betrachtet. Das vierte Kapitel beginnt daher mit den Worten:
„Nach diesem [oder „nach diesen Dingen“, d. h. „was ist“] sah ich: Und siehe, eine Tür war geöffnet in dem Himmel, und die erste Stimme, die ich wie die einer Posaune mit mir hatte reden hören, sprach: Komm hier herauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss“ (V. 1).
Die nun folgenden neuen Dinge müssen wir in zwei Teile teilen – die Gerichte, die vor dem Kommen des Herrn und der Errichtung seines Reichs stattfinden und sein Kommen und das Reich selbst. Wir beschäftigen uns im Folgenden mit dem ersten Teil.
Um welche Ereignisse geht es hier nun? Wenn das, „was ist“ nur auf die sieben Versammlungen in Kleinasien zutrifft, dann wird das, „was nach diesem geschehen wird“ zu irgendeinem Zeitpunkt nach der Verfassung der Offenbarung beginnen und es gibt zweifellos eine gewisse Übereinstimmung zwischen der hier umrissenen Darstellung und einigen bedeutenden Ereignissen der späteren Geschichte. Viele Prophezeiungen erfüllen sich zunächst nur allgemein und unvollständig und später kommt es zu einer weitaus exakteren und vollständigeren Erfüllung. Wenn das, „was ist“ in seiner weitergehenden Bedeutung gesehen wird, nämlich als etwas, das die gesamte Kirchengeschichte umfasst, dann wird das, „was nach diesem geschehen wird“ natürlich erst dann beginnen, wenn die Kirchengeschichte zu Ende ist.
Geht man davon aus, dass die erste Auslegung allgemeine Wahrheiten enthält, so ist es aus den bereits erwähnten Gründen wahrscheinlich, dass die hauptsächliche Anwendung dessen, „was ist“ die Kirche vom Anfang bis zu ihrem Ende auf der Erde betrifft. Daher wird die Prophezeiung dessen, „was nach diesem geschehen wird“ umfassender und detaillierter erfüllt, nachdem es die Versammlung nicht mehr auf der Erde gibt. Wir finden keinen Hinweis auf die Versammlung auf der Erde während der nun folgenden Gerichte. Eine Tatsache, die sich wohl nicht erklären ließe, wenn diese Gerichte stattfinden würden während die Versammlung noch auf der Erde ist. Die Namen und Titel, mit denen Gott sich hier vorstellt unterscheiden sich außerdem sehr stark von denen, die Er gebraucht, wenn Er von seiner Beziehung zu der Versammlung spricht. Wir sehen auch, dass Christus hier in ganz anderem Charakter auftritt als bei seiner Vorstellung gegenüber den sieben Versammlungen in Asien. Ab diesem Zeitpunkt sehen wir in der Offenbarung Gottes Wege hinsichtlich der Errichtung des Messianischen Königreichs und nicht sein Handeln in der gegenwärtigen Haushaltung. Das wird die weitere Betrachtung noch unter Beweis stellen.
Für solche, die mit dem Thema nicht so vertraut sind, mag es hilfreich sein, wenn wir kurz die Reihenfolge der kommenden Ereignisse betrachten, wie sie an anderen Stellen der Schrift erwähnt werden. Es wird hier von zwei großen Ereignissen gesprochen, die vor der Versammlung und der Welt stehen. Das ist das Kommen des Herrn für die Seinen und das Kommen des Herrn mit den Seinen. Es ist überaus wichtig, zu beachten, dass es sowohl einen zeitlichen als auch einen inhaltlichen Unterschied zwischen diesen beiden Ereignissen gibt.
Das Kommen des Herrn für die Seinen ist die gegenwärtige Hoffnung der Versammlung. Bei diesem Ereignis, das jederzeit geschehen kann, werden alle lebenden und toten Gläubigen vom Beginn der Erde an entrückt, um dem Herrn in der Luft zu begegnen. Die Versammlung als Leib Christi, die nur aus wahren Gläubigen besteht, wird dann nicht weiter auf der Erde existieren.
Nach dem Kommen des Herrn für die Seinen und vor dem Kommen des Herrn mit den Seinen wird Gott nicht, wie in der jetzigen Zeit, ein Volk für sich zu gewinnen suchen, das dann mit Christus im Himmel vereint sein wird, sondern den Weg für die Errichtung des Königreichs Christi auf der Erde vorbereiten und ein Volk bereit machen, Ihn als den irdischen Herrscher anzunehmen. Diese beiden Ziele werden nur durch schwere Gerichte auf der Erde erreicht. Gerichte, in denen seine Feinde bestraft und sein Volk geläutert wird. „Die Stunde der Versuchung“, von der wir bereits gesprochen haben, ist die Zeit, in der diese Gerichte stattfinden werden.
Das Kommen des Herrn mit den Seinen wird am Ende dieser „Stunde der Versuchung“ stattfinden, nachdem die vorläufigen Gerichte zu Ende gebracht wurden. Es wird als das Kommen des Sohnes des Menschen, das Kommen des Tages des Herrn und als die Erscheinung Christi bezeichnet. Bei diesem Kommen wird Christus Gericht über seine Feinde ausüben, sein auserwähltes irdisches Volk erlösen und sein Reich in Gerechtigkeit über der Welt aufrichten.
Zwischen dem Kommen des Herrn für die Seinen und dem Kommen des Herrn mit den Seinen oder, in anderen Worten, zwischen der Entrückung der Versammlung und der Errichtung des Königreichs liegt, wie bereits erwähnt, eine Periode schwerer Gerichte. In dieser Zeit handeln Gott und Christus anders, bzw. offenbaren sich in einem anderen Charakter, als in der derzeitigen Haushaltung. In den vor uns liegenden Prophezeiungen werden wir nun sehen, in welcher Übereinstimmung mit dem Charakter dieses Zeitabschnitts Gottes Handeln und seine Titel sind, und wie völlig sie sich vom dem Charakter der derzeitigen Haushaltung unterscheiden.
Die vorläufigen Gerichte, die in diesem Teil des Buchs einzeln aufgeführt werden, bestehen aus unterschiedlichen Gruppen. Bevor diese jedoch berichtet werden, wird unser Blick auf die Szene im Himmel gelenkt. Hier wird uns ein Einblick davon gegeben, wie Gott die Dinge sieht, wir sehen den Charakter, in dem Er handelt, die Ziele, die Er verfolgt und die verborgenen Beweggründe, welche die der Welt bevorstehenden Gerichte lenken. In diesen zwei Kapiteln wird Gott zunächst in seinen Rechten und Titeln als Schöpfer in seinem Handeln mit der von Ihm geschaffenen Welt dargestellt, danach finden wir Ihn in seiner souveränen Hoheit als Richter, der jedes Gericht „dem Mann deiner Rechten, . . . , dem Menschensohn, den du dir gestärkt hast“ (Ps 80,18) übergibt.