(Verse 7, 8)
Dem Gruß folgt eine Aussage über das große Thema, dem sich das ganze Buch widmet:
„Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben, und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme des Landes. Ja, Amen.“ (V. 7).
Das ist nicht das Kommen des Herrn für die Seinen, denn dann wird Er nur denen erscheinen „die ihn erwarten“ (Heb 9,28). Noch ist es sein Kommen am Ende der Welt um die Toten vor dem großen weißen Thron zu richten. Das Kommen hier ist, ist, wie wir später in der Offenbarung finden, das Kommen, das seinem tausendjährigen Reich auf der Erde vorausgehen wird.
Das wird deutlich, wenn wir andere Stellen der Schrift zum Vergleich heranziehen. Der Herr Jesus sagte zu den Juden: „Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ (Mt 23,39). In den vor uns stehenden Versen der Offenbarung sehen die Juden Ihn, denn „jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben“. Das ist ein Zitat aus Sacharja, in dem die Auswirkungen der Erscheinung Christi auf den treuen jüdischen Überrest zum Zeitpunkt ihrer nationalen Errettung beschrieben werden: „Und es wird geschehen an jenem Tag, da werde ich alle Nationen zu vertilgen suchen, die gegen Jerusalem herankommen. Und ich werde über das Haus David und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen; und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen gleich der Wehklage über den einzigen Sohn und bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt“ (Sach 12,9.10). Dieses Zitat zeigt uns, dass es hier um die Zeit geht, wenn der gläubige Überrest aus den Juden über seine Sünde den Messias abgelehnt zu haben, trauern wird und Ihn als Den „der da kommt im Namen des Herrn“ anerkennen wird. Dann wird Jerusalem erlöst und der Segen Judas wird erfüllt, denn Gott wird „alle Nationen zu vertilgen suchen, die gegen Jerusalem herankommen“.
Der Tag der Buße und Errettung der gläubigen Juden ist jedoch ein Tag des ernsten Gerichts für die anderen. „Siehe, er kommt mit den Wolken“. Das erinnert uns an die Worte, die sicher nicht als Verheißung gegeben wurden, zu Kajaphas und dem Rat, die die ungläubige Masse der Menschen repräsentieren. „Von jetzt an werdet ihr den Sohn des Menschen zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen“ (Mt 26,64). Es ist aber auch nicht nur für die Juden ein ernstes Ereignis. Er wird zu den Ungläubigen auf der ganzen Welt kommen „in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus [Christus] nicht gehorchen“ (2Thes 1,8).
„Ich bin das Alpha und das Omega, spricht der Herr, Gott, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.“ (V. 8)
Es ist nicht Christus, der spricht, sondern Gott, der Herr, der Allmächtige. Nun, die Namen Gottes werden nicht willkürlich verwendet, sondern sind Titel, die zu dem Wesenszug passen, in dem Er in diesem Moment handelt. Im zwischenmenschlichen Umgang kennt jeder Unterschiede bei der Anrede je nach Art der Beziehung, die die Personen zueinander haben. Man stelle sich zum Beispiel zwei Brüder im britischen Parlament vor, der eine ist z. B. Stadtverordneter eines Bezirks. Im familiären Umgang nennen sie sich beim Vornamen. Bei der Arbeit wird der eine den anderen mit „euer Gnaden“ ansprechen. Im Unterhaus würden sie sich beide mit „Herr Abgeordneter“ anreden. Jeder Titel hat seinen eigenen Platz, und passt nur zu dieser Position und zu keiner anderen. Jeder kann daher aus der Anrede erkennen, ob der andere seinen Bruder als Bruder, Stadtverordneten oder Mitglied des Parlaments anspricht. Die Schrift ist ganz gewiss nicht weniger genau in dem Gebrauch von Titeln Gottes als die Menschen bei dem Gebrauch der Anrede untereinander.
Es ist eine wichtige Feststellung, dass viele der Titel, die Gott in diesem Buch gegeben werden, nirgendwo sonst im Neuen Testament gefunden werden, jedoch immer wieder im Alten Testament auftauchen. So steht zum Beispiel der Name „Allmächtiger“ in keinem andern Buch des Neuen Testaments, mit Ausnahme eines Zitats. Die Bezeichnung „Herr, Gott“, die oft in der Offenbarung verwendet wird, findet sich an keiner weiteren Stelle des Neuen Testaments, außer es handelt sich um Zitate aus dem Alten Testament oder um Prophezeiungen, wie Sacharjas Vorhersage über Israel, die durch und durch alttestamentlichen Charakter haben und zum großen Teil aus Zitaten des Alten Testaments bestehen.
Was bedeutet nun das Verlassen der neutestamentlichen Formen der Anrede Gottes und die Rückkehr zu alttestamentlichen Titeln? Diese Namen haben eine Bedeutung. Gott sagte zu Mose: „Ich bin der
Herr. Und ich bin Abraham, Isaak und Jakob erschienen als Gott, der Allmächtige; aber mit meinem
Namen Herr habe ich mich ihnen nicht kundgegeben“ (2Mo 6,2.3). Der „Allmächtige“ war der Titel, unter dem Er den Bund mit Abraham einging, „Gott, der Herr“, war der Titel, mit dem Er den Bund mit Israel schloss. Beide Bündnisse sind mit der Erde verbunden und haben ihre Erfüllung in der Herrschaft des Messias auf der Erde. Die Bedeutung dieser Rückkehr zu alttestamentlichen Titeln ist immens. Es ist ein Zeichen dafür, dass Gott sich nun seinen Absichten mit der Erde zuwendet und dass Er sich nun in anderer Art wie wir Ihn kennen offenbart, nämlich in der Stellung, die Er nach der Entrückung der Versammlung in den Himmel einnehmen wird, wenn Er die langersehnten Beziehungen mit Israel wieder aufnimmt und die Welt für die Herrschaft des Messias vorbereitet.