(Verse 4–6) „Johannes den sieben Versammlungen, die in Asien sind: Gnade euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, der der treue Zeuge ist, der Erstgeborene der Toten und der Fürst der Könige der Erde! Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“ (V. 4,5).
Hier finden wir die bekannte Begrüßung „Gnade euch und Friede“, jedoch nicht, wie in Paulus‘ Briefen „von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus“. Hier wird Gott bezeichnet als Der, „der da ist und der da war und der da kommt“. Das ist die neutestamentliche Entsprechung des „Ewig-Seienden“ („Jehova“). Er ist der „ich bin“, er ist selbst-existent, und deshalb heißt es zuerst „der da ist“. Als der „ich bin“ war Er von Ewigkeit und wird in Ewigkeit sein, deshalb wird hier ergänzt „der da war und der da kommt“. Der Ausdruck „der da kommt“ bezieht sich nicht auf sein zukünftiges Kommen, um zu richten, sondern auf seine ewige Existenz als der, der immer ist, immer war und immer sein wird. Das ist nicht die übliche Art und Weise, in der Gott sich im Neuen Testament offenbart, sondern Er offenbart sich hier in dem Charakter, in dem Er sich zeigt, wenn er im Alten Testament sein Handeln mit der Welt erklärt, und ist daher in Übereinstimmung mit dem allgemeinen Geltungsbereich und Thema des Buchs, das Gottes Regierungswege mit der Welt und der Kirche als bekennendes System in der Welt offenlegt.
Der Heilige Geist wird hier wieder beschrieben als die „sieben Geister, die vor seinem Thron sind“. Nachher finden wir ihn in dem Bild der „sieben Feuerfackeln“, die vor dem Thron brannten, „die die sieben Geister Gottes sind“ (Off 4,5), ein Hinweis auf die sieben Lampen des goldenen Leuchters im Heiligtum. Die Zahl Sieben, die wir in diesem Buch sehr häufig finden, ist ein bekanntes Bild göttlicher Vollkommenheit in der Schrift. Der Geist wird hier also eher in dem vollen Umfang seines Wirkens gesehen und weniger als Teil der göttlichen Einheit, die in Verbindung mit der Kirche als Leib Christi so nachdrücklich betont wird. Die Tatsache, dass die sieben Geister „vor dem Thron“ sind, zeigt außerdem, dass sie mit Gottes Handeln mit der Welt in Verbindung stehen und nicht mit dem Bild der Kirche.
Darüber hinaus ist bei diesem Gruß die Erwähnung Gottes nicht, wie sonst üblich, begleitet von dem Namen Jesu Christi. Er wird hier nicht in seiner Gottheit gesehen, sondern als Sohn des Menschen. Er ist der „treue Zeuge“, der seinen Knechten die Offenbarung, die Er von Gott empfangen hat, mitteilt – „Was er gesehen und gehört hat, dieses bezeugt er“ (Joh 3,32). Als Mensch ist Er nun der Auferstandene „der Erstgeborene aus den Toten“ und in dieser Eigenschaft wird Ihm Herrschaft gegeben und Er wird zum „Fürst der Könige der Erde“ gemacht, wie in Philipper 2,8-10, da Er sich bis in den Tod erniedrigte „darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge“. Von den drei Charakteren, die der Herr Jesus in diesem Buch offenbart – der treue Zeuge, der, der tot war und wieder lebendig wurde und der gerechte Herrscher und Richter – steht keiner in ausschließlicher Verbindung mit der Kirche. Der letztgenannte zeigt Ihn ganz klar als Messias, den Menschen, der Gottes Absichten mit der Erde ausführen wird.
In all diesen Titeln und Attributen, ob sie Gott, den Geist oder Jesus Christus betreffen, sehen wir ein Verlassen der Stellung der Kirche im Neuen Testament und die Rückkehr zu den Grundsätzen, Symbolen und Verbindungen des Alten Testaments. Wir werden von der himmlischen Haushaltung, die Paulus anvertraut war, zu den Ratschlüssen und Absichten geführt, die die Erde betreffen und die in den Psalmen und Propheten dargelegt werden. All das ist, wie bereits zuvor angemerkt, in vollkommener Übereinstimmung mit dem Geltungsbereich und Charakter dieses Buchs.
Aber dann finden wir eine wunderschöne Einschaltung. Obwohl in der Ausdrucksweise alttestamentlich, richtet sich die Begrüßung an die sieben Versammlungen und die Versammlung muss auf den Namen des Herrn Jesus antworten. Daher bricht auf einmal ein Lobgesang aus: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“ (V. 5,6).
Die Versammlung ist auf den Herrn Jesus als „Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ gegründet (Mt 16,16-18). Das Wort Vater, das in diesem Buch niemals auf Gottes Beziehung zu den Gläubigen angewandt wird, wird nur fünfmal für seine Beziehung zu Christus gebraucht und in keiner dieser Stellen wird Christus als Richter gesehen, sondern in Verbindung mit der Versammlung oder einem auserwählten Volk. Hier finden wir die freudige Antwort der Versammlung auf die Erwähnung seines Namens und seiner Titel. Danach finden wir es dreimal in der Verheißung an die Überwinder der verschiedenen Versammlungen. Einmal wird es erwähnt in Verbindung mit dem geretteten Überrest, der mit dem Lamm auf dem Berg Zion steht „die seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen“ (Off 14,1). Hier wird Er als der von Gott gesalbte König, der in Zion gesetzt ist, gesehen unter Verkündung des Beschlusses „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“.
Wie schön zu sehen, dass Gläubige, selbst bei der Betrachtung des Herrn als Richter in Jubel ausbrechen müssen. Für sie hat das Gericht nichts Beängstigendes, denn sie kennen Ihn als den „der uns geliebt und von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut“. Das gibt dem Gewissen
Frieden und Vertrauen in das Herz. Sie können dem noch hinzufügen „und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater“. Petrus nennt die Gläubigen eine „königliche Priesterschaft“. Sie haben das Recht, mit Christus zu regieren und sind Priester „um darzubringen geistliche Schlachtopfer“ (1Pet 2,5.9). Sie sind auch die Verwalter der Ratschläge Gottes in Bezug auf Christus und können Ihm, sogar in der Zeit seiner Verwerfung „Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen“ zuschreiben.