Heb 11,3: Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, so dass das, was man sieht, nicht aus Erscheinendem geworden ist.
Der Glaube befähigt uns, Dinge zu verstehen, die außerhalb dessen liegen, was wir mit dem natürlichen Verstand verstehen, denn der Schreiber sagt hier klar und deutlich, dass das, was wir sehen, nicht aus den Dingen entstanden ist, die für unsere natürlichen Augen sichtbar sind.
Der Schreiber erwähnt, dass „durch das Wort Gottes die Welten bereitet wurden“. Damit verweist er auf 1. Mose 1,3: „Und Gott sprach: …“ (vgl. auch Ps 33,6). Dieser Vers spielt darauf an, dass die Erde und der Himmel wiederhergestellt worden sind, diesen Prozess finden wir in 1. Mose 1,3-31 beschrieben. Das Wort „bereitet“ (im Griechischen katartizo) bedeutet „wiederhergestellt“ oder „geflickt“ (Strong’s), „wieder in Ordnung gebracht“ (Liddell und Scott) oder „berichtigt“ (Nestle). Dasselbe griechische Wort wird in der englischen King- James-Übersetzung in Matthäus 4,21 und Markus 1,19 mit „ausbessern“ übersetzt, in Galater 6,1 mit „zurechtbringen“. Hebräer 11,3 deutet also darauf hin, dass Gott das, was Er zuvor geschaffen hatte, in Ordnung gebracht oder wiederhergestellt hat. Dass die ursprüngliche Schöpfung wiederhergestellt werden musste, zeigt deutlich, dass sie in einen chaotischen Zustand geraten war (wie in 1. Mose 1,2 beschrieben), denn Gott hat die Erde nicht in diesem Zustand geschaffen (Jes 45,18).
Nach einigen einleitenden Bemerkungen zum Glauben weist der Schreiber nun auf verschiedene Aspekte des Glaubens hin, die die alttestamentlichen Gläubigen auszeichneten und die Christen, die den Weg des Glaubens beschreiten, übernehmen sollten. Der Rest des Kapitels (Heb 11,4-40) ist unterteilt in drei Gruppen alttestamentlicher Gläubiger:
Gläubige vor der Flut (Heb 11,4-7): Sie veranschaulichen den Glauben, der sich Gott auf der Grundlage eines annehmbaren Opfers nähert und so dem Gericht entgeht, das über diese „gegenwärtige böse Welt“ kommt (Gal 1,4; Röm 5,9). Sie zeigen einen Glauben, der rettet.
Gläubige Patriarchen (Heb 11,8-11): Sie veranschaulichen einen Glauben, der „den zukünftigen Erdkreis“ (Heb 2,5) ergreift und somit diese Welt loslässt, die sie als Fremde und Pilger durchziehen. Sie zeigen einen Glauben, der sieht.
Gläubige Israeliten (Heb 11,23-40): Sie veranschaulichen einen Glauben, der bereit ist, Ablehnung und Verfolgung durch diese gegenwärtige böse Welt zu ertragen, ihr Glaube hält größeren Dingen Ausschau, für die es sich zu leiden lohnt. Sie zeigen einen Glauben, der leidet.
So veranschaulichen diese Gläubigen des Alten Testamentes den Glauben, der rettet, den
Glauben, der sieht, und den Glauben, der leidet. Dies sind drei Dinge, die wir brauchen, um als Christ in einer Welt zu leben, die sich gegen Gott und Christus stellt. Interessanterweise ist in diesem Kapitel nicht von Versagen die Rede. Es ist nicht so, dass diese Gläubigen nicht versagt hätten; wir wissen, dass ihr Leben viele Unvollkommenheiten hatte. Der Geist Gottes konzentriert sich jedoch nicht darauf, sondern vielmehr auf den Segen, für den ihr Glaube sie leben ließ: für die unsichtbaren Dinge Gottes. Viele positive Dinge über diese alttestamentlichen Gläubigen hätte der Schreiber hier anführen können, aber er wird dazu geführt, bestimmte Dinge auszuwählen, die sich in besonderer Weise auf die Situation anwenden ließ, in der sich diese hebräischen Gläubigen befanden. Er nennt die Namen von sechzehn alttestamentlichen Gläubigen (die Hälfte von ihnen stammt aus dem ersten Buch Mose) und deutet viele weitere an, ohne sie jedoch namentlich zu nennen. Jeder dieser Heiligen macht den großen Grundsatz deutlich, den der Prophet Habakuk formulierte: „Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben“ (Hab 2,4; Heb 10,38).
Die Gläubigen vor der Flut (Heb 11,4-7)
Bei den ersten drei Gläubigen sehen wir einen Glauben, der den einzelnen Gläubigen in eine rechte Beziehung zu Gott bringt. Diese Beispiele veranschaulichen den Glauben, der sich Gott auf der Grundlage eines Opfers nähert, das Gott annehmen kann, und so dem Gericht entgeht. Das ist der Beginn eines Lebens mit Gott.
Abel