Heb 10,18: Wo aber eine Vergebung derselben ist, da ist nicht mehr ein Opfer für die Sünde.
Die Schlussfolgerung dieser ganzen Erörterung zu dem überlegenen Opfer Christi, die der Schreiber in den Kapiteln 9 und 10 sorgfältig verfolgt hat, lautet: Die levitischen Sündopfer müssen „nicht mehr“ dargebracht werden, da es jetzt eine ewige „Vergebung“ der Sünden durch das Sühnungswerk Christi gibt. Die Sündopfer sind damit hinfällig geworden.
Mit dieser Aussage ist der lehrmäßige Teil des Briefes abgeschlossen.
Praktische Ermahnungen (Heb 10,19 - 13,25)
Wir kommen nun zu dem praktischen Teil des Briefes. Auf der Grundlage der Wahrheit, die der Schreiber in den vorangegangenen Kapiteln vermittelt hat, ermahnt er die Gläubigen im Zusammenhang mit ihren Vorrechten und ihrer Verantwortlichkeit im Haus Gottes. Es folgen in diesem praktischen Teil des Briefes sieben Gruppen von Ermahnungen, die mit den Worten „Lasst uns“ beginnen (Heb 10,22.23.24; 12,1.28; 13,13.15).
Jeder Christ wird zu einem Priester gemacht
Das große Ergebnis für die Gläubigen, die durch das vollbrachte Werk Christi „vollkommen gemacht“ sind (Heb 10,14), ist, dass sie alle zu Priestern gemacht sind. Der Apostel Petrus und der Apostel Johannes bestätigen dies (1Pet 2,5.9; Off 1,6). Ohne es mit Worten zu sagen, ist es durch die Sprache, die der Schreiber gebraucht, und durch die Bilder, die er auf die Gläubigen anwendet, so offensichtlich, dass er sie als Priester betrachtet, dass er es nicht für nötig hält, diese Tatsache zu erklären.
Erstens ist unser Priestertum in der Aussage enthalten: „und einen großen Priester haben über das Haus Gottes“ (Heb 10,21). Die Existenz eines großen Priesters setzt voraus, dass es eine Schar von Priestern unter Ihm gibt.
Zweitens ermahnt uns der Schreiber, als Priester zu dienen und in die Gegenwart Gottes im himmlischen Heiligtum „hinzuzutreten“ (Heb 10,22). Dies kann nur zu solchen gesagt werden, die Priester sind.
Drittens werden die Bilder, die der Heiligung der aaronitischen Priester entnommen sind, als Vorbild auf die angewendet, die an den Herrn Jesus Christus glauben. Er spricht davon, dass unsere „Leiber mit reinem Wasser gewaschen“ werden, wie es bei den Söhnen Aarons der Fall war (2Mo 29,4; 3Mo 8,6). Dann spricht er davon, dass wir mit Blut „besprengt“ werden, was ebenfalls mit den Söhnen Aarons geschah (2Mo 29,19.20; 3Mo 8,24).
Das Priestertum der Gläubigen wird also in dem gesamten Abschnitt vorausgesetzt.