Heb 10,5: Darum, als er in die Welt kommt, spricht er: „Schlachtopfer und Speisopfer hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir bereitet; …
Da das Blut von Stieren und Böcken die Ansprüche der göttlichen Gerechtigkeit in Bezug auf die Sünde nicht zufriedenstellen konnte, war es Gottes Wille, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Weltgeschichte ein annehmbares Opfer dargebracht werden sollte, um dies zu erreichen. Der Schreiber zitiert Psalm 40, um zu zeigen, dass es im Ratschluss Gottes vor Grundlegung der Welt vorgesehen war, dass Christus als der göttliche Sündenträger in die Welt kommen und durch sein einmaliges Opfer die Frage der Sünde zur Verherrlichung Gottes und zum Segen der Menschen ordnen würde. Er sagt: „Darum, als er in die Welt kommt, spricht er: ‚Schlachtopfer und Speisopfer hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir bereitet.‘“ Das bedeutet: Der Herr kam in dem vollen Bewusstsein, dass die Ansprüche der göttlichen Gerechtigkeit nicht durch die levitischen Opfer erfüllt werden konnten und dass Er Mensch werden musste, um der Sündenträger für Menschen zu sein. So wurde Ihm von Gott ein menschlicher „Leib“ bereitet, den Er bei seiner Menschwerdung annahm (Lk 1,35). Und „durch das Opfer des Leibes Jesu Christi“ wurde ein Opfer dargebracht, das die Sünde „ein für alle Mal“ getilgt hat (Heb 10,10). „Einen Leib aber hast du mir bereitet“ – das ist ein Zitat aus Psalm 40,6 aus der Septuaginta (einer griechischen Übersetzung des Alten Testaments aus dem dritten Jahrhundert v.Chr.), wie auch die anderen alttestamentlichen Zitate in diesem Brief aus der Septuaginta stammen. Man könnte sich fragen, warum der Geist Gottes den Schreiber geleitet hat, so zu zitieren, denn es heißt in dem hebräischen Text: „Ohren hast du mir bereitet.“ Bei der Abfassung der Schriften des Neuen Testamentes ist es jedoch das Vorrecht des Geistes, das zu ändern, was Er ursprünglich im Alten Testament selbst inspiriert hat, denn Er ist der göttliche Verfasser. Ähnlich wäre es, wenn wir ein Gemälde von Rembrandt betrachten und dabei denken würden, dass es besser aussähe, wenn wir hier und da ein paar Farbtupfer hinzufügen würden – so etwas wäre völlig inakzeptabel. Wenn jedoch Rembrandt selbst käme, sein Werk betrachtete und beschlösse, seinem Gemälde einen Hauch von Farbe hinzuzufügen, wäre das akzeptabel, denn er ist der ursprüngliche Maler. Ebenso hat der göttliche Autor der Heiligen Schrift jedes Recht, einen bestimmten Text im Neuen Testament anders wiederzugeben. Sie widersprechen sich nicht, denn „Ohren“ zu haben bedeutet, einen „Leib“ zu haben. Psalm 40,6 betont den Gehorsam Christi als Knecht; daher wird der Ausdruck angemessen mit „Ohren“ wiedergegeben. In Hebräer 10,5 wird betont, dass Christus sich selbst als Opfer gegeben hat. Und dort heißt es „Leib“.